Baccara Exklusiv 53
Warum sollte Deke sonst bei ihr im College auftauchen und um eine Unterredung bitten?
„Was ist los, Deke?“, fragte sie deshalb geradeheraus. „Was ist schiefgelaufen?“
Er schüttelte unsicher den Kopf und sagte nichts mehr, bis sie das Café erreicht hatten. Es war recht groß, doch im Moment befanden sich kaum Leute darin. Es war schließlich Freitagnachmittag, und Weihnachten stand vor der Tür. Die meisten Kommilitoninnen lernten entweder eifrig für ihre Prüfungen, oder sie machten Weihnachtseinkäufe.
Sie ließen sich in einer Nische am anderen Ende des Raumes nieder und warteten darauf, dass der Kaffee serviert wurde. Niemand sprach. Mollie wusste, dass Deke ihre Fragen beantworten würde, aber sie ließ ihm Zeit. Es hatte keinen Sinn, ihn zu drängen, so viel hatte sie mittlerweile begriffen.
Also wartete sie ab.
„Die Schwester von Mrs. Franzke hat vor ein paar Tagen einen Schlaganfall erlitten“, sagte er endlich, ohne Mollie anzusehen. „Es geht ihr zwar etwas besser, aber wenn sie aus dem Krankenhaus kommt, wird sie nicht mehr in der Lage sein, für sich selbst zu sorgen. Mrs. Franzke fühlt sich für sie verantwortlich und wird zu ihr ziehen, um sie zu pflegen.“
„Ah“, sagte Mollie und verstand sofort, warum Deke so plötzlich bei ihr aufgetaucht war. Schließlich war der Mann doch halbwegs durchschaubar. „Daher benötigen Sie jemanden, der sich um Jolene kümmert, während Sie sich um Ersatz für Mrs. Franzke bemühen“, fügte sie seiner Eröffnung hinzu. „Na gut, das ist eigentlich kein Problem. Ich fahre nächsten Mittwoch für ein paar Wochen nach Hause. Dann können Sie sich in Ruhe …“
„Mollie, ich brauche Ihre Hilfe.“ Seine Stimme verriet Verzweiflung, und es klang, als habe er diese Zeile auswendig gelernt, weil alles in ihm widerstrebte, solch einen Satz zu sagen.
Hat er nicht zugehört?, dachte Mollie. Ohne nachzudenken, streckte sie die Hand aus und berührte seinen Handrücken mit den Fingerspitzen. „Ist schon gut, Deke“, sagte sie beruhigend. „Ich helfe Ihnen gern. Gar kein Problem.“
Er sah auf ihre Hand, als habe er nie zuvor eine gesehen. Mollie folgte seinem Blick und bemerkte, wie sehr ihre weiße Haut und die sauberen, kurzgeschnittenen Fingernägel mit seinen rauen, harte Arbeit gewohnten Händen kontrastierten. Er zog seine Hand weg, als sei ihm die Berührung unbehaglich.
Nachdem er seine Arme vor sich auf dem Tisch verschränkt hatte, verlagerte er sein Gewicht auf der Bank und begegnete Mollies fragendem Blick. „Bevor Sie so bereitwillig ja sagen, sollten Sie sich lieber anhören, was ich Sie jetzt fragen werde.“
Mollie faltete die Hände im Schoß. Sie hatte nur versucht, ihm die Situation etwas zu erleichtern, aber das hatte offensichtlich nicht funktioniert. Daher lächelte sie ihn nun an, obwohl sie ihm am liebsten gegen das Schienbein getreten hätte. Warum machte er bloß jede normale Unterhaltung so schrecklich schwierig?
Er sah über sie hinweg und nahm seine Kaffeetasse. Dann trank er einen großen Schluck und sagte: „Seit wir jenen Anruf bekamen, der uns über den Schlaganfall von Mrs. Franzkes Schwester informierte, ist mir bewusst geworden, dass ich meine Situation so bald wie möglich ändern muss. Ich habe großes Glück gehabt, jemanden wie Mrs. Franzke zu finden, das weiß ich. Kein Mensch hat normalerweise große Lust, da draußen in der Wildnis zu wohnen. Es gibt zu viele interessante Jobs in den Städten. Dort können die Leute sich amüsieren und aufregende Sachen unternehmen, statt aus dem Fenster auf endlose Hügelketten zu starren und nachts die Kojoten heulen zu hören.“
Mollie grinste. Es klang so herrlich abfällig, wie er das sagte. „Mir hat das noch nie etwas ausgemacht“, erwiderte sie sanft.
Ihre Blicke trafen sich sekundenlang. „Ja, das weiß ich. Vermutlich, weil Sie dort geboren und auf einer Ranch aufgewachsen sind. Sie wissen, was Sie erwartet, wenn Sie nach Hause fahren.“
„Es gibt noch einen anderen Grund, Deke. Ich liebe Ihre kleine Tochter. Das fällt allerdings niemandem schwer, der sie kennenlernt.“
An seinem Kinn zuckte ein Muskel, doch er antwortete nicht. Stattdessen richtete er sich auf und presste seine Schultern gegen die Lehne. Nach tiefem Schweigen rieb er sich die Schläfen, als habe er Kopfschmerzen. Mollie verstand, dass diese Unterhaltung, wenn man sie denn so nennen konnte, anstrengend für ihn war, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie ihm die Situation
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