Baccara Exklusiv 53
fuhr Deke fort, „habe ich heute Nacht festgestellt, dass ich uns beide in eine äußerst missliche Lage gebracht habe. Es tut mir wirklich sehr leid.“ Er räusperte sich. „Bis ich jemanden gefunden habe, der längerfristig hier arbeiten kann, werde ich die Nächte außerhalb dieses Hauses verbringen und bei den Arbeitern schlafen.“ Mollie konnte sehen, dass es ihm schwerfiel, ihrem Blick zu begegnen. „Es tut mir leid, dass ich Sie in diese Sache verwickelt habe.“
Sie sah ihn ruhig an. „Mir nicht. Ich bin froh, dass ich Ihnen helfen kann. Schade nur, dass Sie sich nicht wohlfühlen, solange ich im Haus bin.“
„Es hat nichts mit Ihnen zu tun, Mollie, glauben Sie mir.“
„Ist schon gut. Ich verstehe.“ Sie stand auf und begann damit, den Tisch abzuräumen. „Ich hoffe, dass Sie bald jemanden finden, der sich um Jolene kümmern kann.“
Deke nickte kurz. „Das hoffe ich auch.“ Er erhob sich abrupt, nahm seinen Hut und begab sich zur Tür. „Danke für Ihr Verständnis, Mollie“, sagte er, bevor er mit großen Schritten zu seinem Truck eilte.
Mollie sah ihm kopfschüttelnd nach. Männer waren schon merkwürdige Geschöpfe. An dem einem Tag flehten sie einen auf den Knien um Hilfe an, am nächsten Tag versuchten sie, einen so schnell wie möglich wieder loszuwerden.
Vermutlich würde sie es nie verstehen.
5. KAPITEL
Eine Woche vor Beginn der Weihnachtsferien betrat Mollie ihr Zimmer im Studentenwohnheim und ging ohne rechte Lust zu ihrem mit Papieren und Büchern bedeckten Schreibtisch. Sie nahm ein Buch in die Hand, blätterte darin und legte es wieder zur Seite. Seufzend ließ sie sich auf ihrer Bettkante nieder und starrte auf den Schreibtisch.
„Ich hasse es“, murmelte sie. „Ich hasse es total.“
In diesem Herbstsemester hatte sie mehrere Kurse in Wirtschaftswissenschaften belegen müssen – Statistik, Betriebswissenschaft, Buchhaltung. Jetzt sah es so aus, als würde sie die Prüfungen entweder schlecht oder gar nicht bestehen. Warum? Weil sie nicht genügend Interesse an diesen Themen hatte.
Warum also belegte sie diese Kurse?
Das war tatsächlich die alles entscheidende Frage. Warum hatte sie sich von Megan dazu überreden lassen, ein Studienfach zu wählen, für das sie weder Begabung noch Interesse besaß?
Teilweise lag es daran, dass Megan schon immer die dynamischere, stärkere der drei Schwestern gewesen war. Die sechs Jahre Altersunterschied und Megans wilde Entschlossenheit, die Familie durchzubringen, hatten sie zur Führerin in allen Angelegenheiten gemacht, die Mollie betrafen.
Daher hatte sie sich verpflichtet gefühlt, Megan den Gefallen zu tun und aufs College zu gehen, da diese selbst nicht hatte studieren können. Da Megan und Travis mittlerweile die Kosten fürs College aufbringen konnten, hatten sie Mollie erst gar nicht lange gefragt, ob sie tatsächlich studieren wollte oder für welches Hauptfach sie sich entscheiden würde. Stattdessen wurde beschlossen, dass Mollie und Maribeth jene Chance haben sollten, die Megan nie offengestanden hatte.
Das habe ich jetzt davon, dachte Mollie unwirsch. Jetzt quäle ich mich hier seit drei Jahren herum und hasse jede Minute. Die nächste Frage war, was sie dagegen zu tun gedachte. Sicher, es gab Möglichkeiten. Sie konnte ihr Prüfungsfach wechseln oder das Studium abbrechen. Da sie wusste, dass Megan darüber sehr unglücklich gewesen wäre, ging Mollie davon aus, dass die Lösung woanders liegen musste. Es musste doch irgendetwas geben, was sie mit ihrem Leben anfangen konnte.
Sofort stieg ein Bild vor ihrem geistigen Auge auf. Sie dachte an jene kurzen Sommerwochen, die sie auf Dekes Ranch verbracht hatte, um sich um Jolene zu kümmern und für Deke ein Heim zu schaffen, das ihm half, wieder seelische Stabilität zu gewinnen.
Sie lächelte, als sie sich an diese Zeit erinnerte. Trotz all seiner Bemühungen hatte Deke nicht sofort jemanden für den Job einer Haushälterin und Kinderfrau finden können, sodass Mollie mehr als genug Zeit gehabt hatte, sich über beide Ohren in Jolene und ihren Daddy zu verlieben.
Bei Jolene war es ihr leichtgefallen. Weniger bei ihrem Vater. Jolene war die meiste Zeit ein fröhliches Baby. Solange man sich um sie kümmerte und ihre kleinen Bedürfnisse erfüllte, machte sie nicht die geringsten Schwierigkeiten, sondern tat alles, um Mollie zu erfreuen. Sie stieß herzhafte Babylaute aus, griff Mollie ins Haar und kicherte glücklich, wenn Mollie sie am Bauch
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