Baccara Exklusiv Band 98 - Ebook
schien. Sie bekam kaum Luft und war wie betäubt, hörte nur immer wieder die Worte, die Tom eben gesagt hatte und die sich wie ein Echo wiederholten.
Sie dachte, sie hätte das Schlimmste hinter sich, als sie erfahren musste, dass Kyle sie betrogen und ihr Ehegelöbnis gebrochen hatte. Als sie erfahren musste, dass er gelogen und sie in jeder denkbaren Weise hintergangen, sie ohne ein Dach über dem Kopf zurückgelassen hatte. Aber das hier, das war sehr viel schlimmer. Dieser Schmerz war kaum zu ertragen.
Ein Baby?
Nach all den Jahren der Untersuchungen und Behandlungen wegen Unfruchtbarkeit, der Strapazen, der Demütigungen, der Hoffnungen, die doch nur wieder zerschlagen wurden, als sie wiederum nicht schwanger geworden war. Er hatte ihr immer wieder versichert, dass es keine Rolle spielte, wenn sie keine Kinder bekommen konnten. Dass sie zusammen alt werden und bis dahin jeden anderen Traum, den sie hatten, Wirklichkeit werden lassen würden.
Sein letzter Betrug hätte sie gar nicht schmerzlicher treffen können.
Lana atmete tief durch und fand dann endlich die Kraft, um aufzustehen und das eine kleine Wort zu sagen, das ihr wie ein Pingpongball immer wieder durch den Kopf schoss.
„Nein!“
„Lana, bitte, ich weiß, dass das ein Schock für dich ist.“
„Nein, nein und nochmals nein! Ich werde das nicht machen. Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht!“ Mit Tränen in den Augen sah sie Tom an. „Du weißt, warum.“
„Meine Liebe.“ Tom schluckte, sichtlich um passende Worte bemüht.
„Ich dagegen weiß es nicht“, mischte Raffaele sich da ein. „Ich verstehe nicht, warum Sie diese Verfügung Ihres verstorbenen Mannes missachten wollen, eines Mannes, den Sie angeblich geliebt haben, oder warum Sie einem hilflosen Kind nicht die Hilfe geben wollen, auf die es dringend angewiesen ist.“
„Sie verstehen das eben nicht“, brachte Lana mühsam heraus.
„Was gibt es da zu verstehen?“ Raffaele wurde immer wütender. „Sie verweigern einem unschuldigen Kind ein Zuhause, Geborgenheit und Liebe. Was für eine Frau sind Sie?“
„Einen Moment, Rossellini. Sie haben keine Ahnung, welchen Preis Lana bezahlt hat, als sie Kyle heiratete, oder davon, was sie seitdem durchgemacht hat. Sie haben kein Recht, so mit ihr zu reden“, brach es aus Tom heraus.
„Nein? Ich glaube, ich habe jedes Recht dazu, Sir. Maria ist meine Schwester.“
„Maria?“
„Maria Rossellini. Die Frau, die Ihr Mann geliebt hat. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig für Sie. Ich werde das Kind nehmen. Als sein nächster Blutsverwandter habe ich das Recht dazu.“
„Das Recht? Und wer hatte das Recht, mir meinen Mann wegzunehmen?“ Lana sah Raffaele wütend an. Seine Miene spiegelte wilde Entschlossenheit wider. „Es steckt mehr dahinter, nicht wahr? Wie haben Sie Kyle kennengelernt? Wie hat Kyle sie kennengelernt? Sagen Sie es mir!“
„Lana, meine Liebe, das führt zu nichts. Füg dir selbst nicht noch mehr Schmerz zu.“ Tom Munroe wirkte sehr besorgt.
„Ich will es wissen.“
Raffaele stand auf. „Sie wollen es wissen? Non c’è problema. Ich habe Kyle geschäftlich kennengelernt. Vor drei Jahren habe ich hier in Neuseeland nach einem Projekt gesucht, um zu investieren und für meine Geschäfte neue Märkte zu erschließen. Er hat mir bei meinen Bemühungen geholfen und lernte meine Schwester kennen, als ich die beiden einander vorstellte.“
Lana wich zurück, als habe er sie geschlagen.
„Sie?“
„ Sì , und ich habe es nicht bereut.“
Lana presste die Finger gegen ihre Schläfen. Der Albtraum, zu dem ihr Leben geworden war, geriet außer Kontrolle. Es konnte doch unmöglich noch schlimmer kommen. Raffaele Rossellini wusste von dem Baby? Er war der Onkel des Babys? Was sie betraf, so konnte er sich gern Kyles Kind annehmen. Die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet sie der Vormund des ungeborenen Kindes werden sollte, war mehr, als sie ertragen konnte.
„Es gehört Ihnen“, brachte sie mühsam hervor.
„Bitte?“
„Das Baby. Sie können es haben. Ich will es nicht.“
Tom hob die Hand. „Moment, Lana, Mr Rossellini. Wir reden hier nicht von einem Stück Land. Es geht um ein Kind – ein noch ungeborenes Kind. Lassen Sie uns nichts überstürzen.“
„Was hindert mich daran, das Kind zu bekommen? Es ist klar, dass sie nicht bereit ist, sein Vormund zu werden“, sagte Raffaele.
„Ich werde mich mit einem Spezialisten für Familienrecht beraten müssen. Die Situation ist
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