Baccara Exklusiv Band 98 - Ebook
nicht sicher, ob ich das in der Zeit schaffe.“
EPILOG
Gegen ihre Gewohnheit saß Miss Starr heute in der ersten Reihe der kleinen, weiß getünchten Kirche von Columbine Crossing. Zusammengeknüllt in ihrer Hand sah man ein Spitzentaschentuch. Bei anderen Gottesdiensten bevorzugte die Klatschkolumnistin die hinteren Plätze, um einen besseren Überblick über die Gemeinde zu haben. Heute am Weihnachtsabend jedoch war ein Krippenspiel angekündigt. Deren Mitwirkende waren Nicholas und Lillian Andrews, ihr neugeborenes Baby Noelle sowie in der Rolle der Heiligen Drei Könige Kurt Majors, Shane Masters und Sheriff Spencer McCall. Davon wollte sich Miss Starr nicht das geringste Detail entgehen lassen.
Nick und Lilly knieten rechts und links von der Holzkrippe. Da es ein Krippenspiel aus Colorado war, trugen alle Mitwirkenden die hier übliche Kleidung. Nick als Joseph hatte einen abgetragenen Cowboyhut mit breiter Krempe auf dem Kopf. Aber auch der konnte nicht verbergen, dass er nur Augen für seine Frau und seinen Nachwuchs hatte. Auch die Heiligen Drei Könige waren nach der Mode der Region gekleidet. Sie sahen aus, als hätten sie einen längeren Ritt durch die verschneiten Rocky Mountains hinter sich.
Reverend Matthew Sheffield, der die Weihnachtsgeschichte vorlas, näherte sich dem Ende. Miss Starr war mit sich zufrieden. Sie wusste, dass sie ihren Teil dazu beigetragen hatte, dass das Paar da vorn nun glücklich zusammengefunden hatte. Wie es ihrem Naturell entsprach, dürstete es sie bereits nach der nächsten Story, und dabei fiel ihr Blick auf die drei Könige aus dem Morgenland.
Nicht auf Kurt, der glücklich verheiratet und dem anzusehen war, dass er sich im Augenblick nichts sehnlicher wünschte, als gleich wieder bei seiner Jessie zu sein. Auch nicht auf Spencer McCall, der selbst dort auf der Bühne souverän das Gesetz zu vertreten schien. Es war Shane, der ihre Neugier weckte. Shane Masters war, wie sie als wandelnde Chronik des Ortes wusste, bereits einmal verheiratet gewesen. Und nun sollte, so war Miss Starr zu Ohren gekommen, Shanes Exfrau sich auf dem Weg nach Columbine Crossing befinden, um den Geschenkeladen ihrer jüngst verstorbenen Tante zu übernehmen. Stoff für die nächsten zwei Monate, freute sich Miss Starr und rieb sich im Stillen die Hände.
Dann stimmte sie mit der Gemeinde in das Lied „We Wish You a Merry Christmas“ ein, während die Heiligen Drei Könige würdevoll die kleine Prozession, die aus ihnen, Lilly, Nick und dem Baby bestand, von der Bühne herunter durch den Mittelgang des Kirchenschiffs anführten. Lilly hielt Noelle liebevoll im Arm. Miss Starr erhaschte einen Blick von der jungen Mutter und für eine Sekunde lächelten die beiden Frauen sich an.
Vor der Kirche verabschiedeten sich alle voneinander. Beth und ihre Eltern erinnerten Nick und Lilly an die Einladung zum Weihnachtsessen.
„Wir werden pünktlich erscheinen, Mrs Baldwin“, versprach Nick.
„Mom“, korrigierte ihn Beths und Lillys Mutter.
Nick war einen Moment lang sprachlos.
„Wenn es dir nichts ausmacht, mich ab jetzt so zu nennen“, fügte sie hinzu.
Nicks Herz machte einen kleinen Hüpfer. Dass es für ihn noch einmal eine Mom geben würde, daran hatte er längst nicht mehr geglaubt. „Es wäre mir eine große Ehre“, erwiderte er und meinte es ehrlich so. Lilly hatte schon recht. Allmählich glaubte er doch wieder an den Weihnachtsmann.
Shane Masters kam vorbei und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps mit seinem Hut.
„Willst du nicht morgen zu uns zum Essen kommen?“, fragte Lilly ihn.
Nick hätte sie auf der Stelle umarmen können. Ihre Großherzigkeit gehörte zu den Eigenschaften, die er besonders an ihr liebte. Er fand die Idee, seinen alleinstehenden Freund einzuladen, fabelhaft.
„Nett von euch. Aber Bridget hat mir schon ein Fresspaket versprochen. Ich bin also gut versorgt. Trotzdem schönen Dank.“
„Heißt das, du wirst Weihnachten allein verbringen?“, erkundigte sich Lilly.
„Das macht mir nichts aus. Hab sowieso noch ein paar Sachen zu erledigen. Gratulation zu eurem Baby, übrigens.“ Im nächsten Augenblick war Shane verschwunden.
Als Letztes verabschiedeten Lilly und Nick sich von Reverend Sheffield.
„Dürfen wir Sie noch um einen kleinen Gefallen bitten?“, fragte Nick.
„Sicher.“
„Ich möchte vor Ihnen mein Ehegelöbnis für Lilly wiederholen“, erklärte Nick, „in der vollständigen Form – das heißt, mit dem Teil ‚meine
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