Baccara Exklusiv Band 98 - Ebook
er offensichtlich vorhatte, sie zu dem Termin zu begleiten, versuchte sie zu protestieren.
„Ich bin sicher, Sie haben Wichtigeres zu tun. Ich komme schon zurecht.“
„Nein, davon will ich aber nichts hören. Gestern war es sehr anstrengend für Sie, heute bin ich für Sie da. Versuchen Sie nicht, mich daran zu hindern.“
Lana war sich nicht sicher, ob es die Wärme seiner Hand auf ihrem Rücken oder die tiefe Zuversicht in seiner Stimme war, aber ihr fiel kein einziger Grund ein zu widersprechen – außer Toms Warnung, Raffaele Rossellini aus dem Weg zu gehen. Das war noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden her, und sie hatte Tom voll zugestimmt. Aber sie hatte ihre jetzige Situation nicht vorhersehen können und auch nicht die gebieterische, seltsam beruhigende Art des Mannes an ihrer Seite.
Tom Munroe verbarg seine Überraschung schnell, als sie in sein Büro gebeten wurden. Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor und ergriff Lanas Hände.
„Meine Liebe, du hättest mich gestern anrufen sollen.“
„Oh Tom.“ Seine Fürsorge trieb ihr plötzlich die Tränen in die Augen. „Ich konnte mich dir und Helen nicht aufdrängen. Ihr beide habt schon genug zu bewältigen. Zudem ist Raffaele mir eine Riesenhilfe.“ Sie konnte ihm nicht sagen, wie die Leute reagiert hatten, die sie eigentlich für ihre Freunde gehalten hatte. Es würde sie erneut zutiefst frustrieren, zugeben zu müssen, dass sie für sie genauso eine Trophäe gewesen war wie für Kyle. Eine Trophäe, deren man sich entledigte, wenn sie erst einmal ihren Glanz verloren hatte.
„Raffaele.“ Tom streckte dem jüngeren Mann die Hand hin. Die beiden tauschten einen Blick, der Lana nervös machte, denn in Tom Munroes Augen lag ganz klar etwas Herausforderndes. Sie konnte Raffaeles Gesicht nicht sehen, doch sie merkte, dass sich Toms entschlossene Miene etwas entspannte. „Tja, dann kommen wir am besten zur Sache.“
Tom nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Besorgt runzelte er die Stirn. „Lana, deine Lage ist viel schlimmer, als ich erwartet hatte. Kyle war seit einiger Zeit in finanziellen Schwierigkeiten, und die Bank und andere Gläubiger waren mehrfach an ihn herangetreten. Bist du sicher, dass du keine Ahnung davon hattest?“
Ein heftiger Anflug von Schamgefühlen hinterließ einen bitteren Geschmack. Nein, sie hatte keine Ahnung gehabt. Sie hatte das Leben, das sie gemeinsam mit ihrem Mann geführt hatte, für richtig gehalten, war überzeugt gewesen, dass Kyle sie liebte. Was war daran so schwer zu verstehen? Sie hatte Kyle absolut vertraut. Sicher, wenn sie zurückblickte, gab es da gelegentlich eine seltsame Nachricht auf dem Anrufbeantworter oder ein paar Probleme mit ihren Kreditkarten, aber es hatte nie ernsthafte Schwierigkeiten gegeben. Oder zumindest waren sie ihr nie so vorgekommen. Sie schüttelte den Kopf.
„Das habe ich mir gedacht. Es gibt noch mehr, so leid mir das tut.“ Tief seufzend nahm Tom die Unterlagen vor sich auf dem Schreibtisch zur Hand.
„Noch mehr?“ Lana verkrampfte die Hände ineinander.
„Die Frau, mit der er zur Zeit des Unfalls zusammen war, du weißt, dass sie auf der Intensivstation liegt, oder?“
Raffaele, der auf dem Stuhl neben ihr saß, versteifte sich.
„Ja, die Polizei hat es mir gesagt, als sie mich wegen Kyle benachrichtigte. Aber was hat das mit mir zu tun?“
„Mr Munroe, Sie müssen Lana mit dieser Information nicht noch mehr Kummer machen“, mischte Raffaele sich ein, und das klang unerwartet ärgerlich.
„Ich fürchte, das muss ich, Mr Rossellini. Die Frau, mit der Kyle eine Affäre hatte, erwartet nämlich ein Kind von ihm. Dieser Nachricht hier zufolge ist sie in der zweiunddreißigsten Schwangerschaftswoche, und die Ärzte tun, was sie können, um Mutter und Baby am Leben zu erhalten, bis das Baby ein wenig kräftiger ist. Es wird nicht erwartet, dass sie nach der Geburt weiterleben wird. Wie es scheint, gibt es im Bezirk Wellington oder auch in einem anderen keine Unterlagen bei irgendeinem Anwalt, dass sie in einem Testament etwas über eine Vormundschaft verfügt hat.“ Tom hielt inne und holte erneut tief Atem. „Lana, nach den Verfügungen in Kyles Letztem Willen bist du der testamentarisch bestimmte Vormund des Kindes.“
4. KAPITEL
Sie erwartete ein Kind von ihm?
Kyles Geliebte war schwanger? Starr vor Schreck, registrierte Lana, dass ihr die Augen von ungeweinten Tränen brannten und ein enges Stahlband sich um ihren Brustkorb gelegt zu haben
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