Baccara Exklusiv Band 98
ein geschäftliches Problem zu bewältigen habe. Zumindest Nora gegenüber verhielt Grant sich weiterhin freundlich und nett, was das Mädchen jedoch noch mehr verwirrte.
Mit Tränen in den Augen hatte Rebecca verkündet, dass sie am nächsten Tag abreisen würden. Glücklicherweise stellte ihre Tochter keine Fragen. Rebecca wusste, sie würde niemals den Ausdruck auf Grants Gesicht vergessen, als er Nora zum Abschied umarmte. Sie hatte wegschauen müssen, weil so viel Gefühl in seinem Blick lag. Sie und Grant starrten sich nur an, und Rebecca bemühte sich, den Abschied so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, bevor sie in Tränen ausbrach.
Grant sah aus, als fühlte er sich unbehaglich und unglücklich, doch gleichzeitig auch erleichtert. Erleichtert, sie los zu sein und sich wieder in seine traurigen, dunklen Erinnerungen zurückziehen zu können. Sie wollte nicht schlecht von ihm denken, doch er hatte sie enttäuscht. Er hatte ihr das Herz gebrochen wie noch kein Mann zuvor. Sie würde nie wieder einen Mann so lieben wie Grant, und sie würde ihn für den Rest ihres Lebens genauso sehr vermissen wie an jenem ersten Tag nach ihrer Trennung.
Ihr neuer Patient war ein zehnjähriger Junge. Er war von einem Baum gefallen und hatte sich dabei mehrere Knochenbrüche in Armen und Beinen zugezogen. Doch er war entschlossen, im Frühjahr wieder Baseball zu spielen, und Rebecca wollte ihr Möglichstes tun, um ihn dabei zu unterstützen.
Rebecca hatte sich eine neue Stelle in der Nähe vom Haus ihrer Mutter gesucht, wo sie und Nora erst einmal untergekommen waren. Sie hatte sich entschieden, vorerst nicht nach New York zurückzukehren. Nicht, dass sie Angst hatte, Grant dort zu begegnen, dafür war die Stadt viel zu groß, und sie bewegten sich in viel zu unterschiedlichen Kreisen. Aber sie fürchtete, dass sie zu oft an ihn denken würde, wenn sie so nahe beieinander wohnten. Da sie zudem ihre Wohnung hatte aufgeben müssen, als sie bei Grant anfing, gab es auch keinen Grund, warum sie in die Stadt zurückkehren sollte.
Ihre Mutter hatte sofort bemerkt, dass Rebecca unter Liebeskummer litt, doch sie war kein Mensch, der neugierig nachbohrte, wofür Rebecca ihr unendlich dankbar war.
Rebecca versuchte, nicht an Grant zu denken, aber es war ein endloser Kampf, der nicht leichter wurde, während die Wochen vergingen. Als Weihnachten näher rückte, wurden ihre Gedanken an ihn noch intensiver, und sie überlegte, wo und mit wem er die Feiertage wohl verbringen würde, angesichts der Tatsache, dass er kaum Familie hatte.
Mitte November, ungefähr eine Woche vor Thanksgiving, saß Rebecca mit ihrer Mutter in der Küche, nippte an ihrem Tee und stellte das Menü für die Familienfeier zusammen. Rebeccas Schwestern und deren Familien würden in der nächsten Woche kommen und über das Wochenende bleiben. Rebeccas Mutter war wie üblich ganz aufgeregt und sorgte sich darum, ob sie alle unterbringen konnte und es schaffen würde, alles rechtzeitig für ihre Gäste vorzubereiten.
Gerade als Rebecca ihr versicherte, dass sie alle Platz finden würden, klopfte es an der Haustür. Nora rannte hin, um zu öffnen.
Rebecca versuchte, ihre Mutter dazu zu bringen, sich auf das Menü zu konzentrieren. „Ich kann eine Preiselbeersoße mit Orangen und Walnüssen machen. Sie ist wirklich lecker“, versprach sie.
„Hört sich gut an“, erwiderte eine tiefe, vertraute Stimme.
Rebecca drehte sich herum, und ihr stockte der Atem. Es war Grant. Er stand in der Küche ihrer Mutter und hielt Noras Hand. Einen Moment lang glaubte sie, Halluzinationen zu haben.
„Guck mal, Mom, wer uns besuchen kommt!“, rief Nora glücklich.
„Na, wenn das keine Überraschung ist“, meinte Rebecca kühl. Er lächelte sie an, und seine Augen funkelten voller Wärme, so wie früher. Doch es machte sie traurig, ihn anzuschauen, traurig und wütend. Sie wandte sich ab.
„Rebecca?“, fragte ihre Mutter. „Willst du mich deinem Gast nicht vorstellen?“
Rebecca erinnerte sich an ihre Manieren. „Grant, das ist meine Mutter, Alice Calloway. Mom, das ist Grant Berringer, ein ehemaliger Patient.“ Zuckte Grant kam merklich zusammen, als sie ihn so bezeichnete? Wenn ja, dann hat er es verdient, dachte sie.
„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs Calloway“, sagte Grant freundlich. Er lächelte und schüttelte ihrer Mutter die Hand.
„Warum nennen Sie mich nicht Alice?“, erwiderte Rebeccas Mutter. „Und setzen Sie sich“, drängte sie
Weitere Kostenlose Bücher