Baccara Exklusiv Band 98
ersten Mal in seinem Leben stellte er fest, dass ihn das mehr fesselte, als jeder Sex-Appeal. Es waren genau dieselben gemischten Gefühle gewesen, die er auch jetzt hatte. Aber seine Spannung war jetzt noch größer. Sie standen vor einer bedeutenden Frage, und die war noch nicht beantwortet.
„Ich glaube“, begann Lilly von Neuem, „du hast recht, wenn du sagst, dass es vor allem auf das Kind ankommt.“ Sie machte eine Pause, in der Nick das Herz bis zum Hals schlug. „Ja, Nick. Ich werde dich heiraten – des Kindes wegen, nur deshalb.“
Er drückte ihre Hand. „Und wir heiraten bald.“
„Oh, Nick!“
„Hör zu, eines Tages wird das Kind sich ausrechnen können, wie lange wir verheiratet waren, bevor es geboren wurde.“
„Du lässt nicht locker, was?“
„Nicht, wenn es um Dinge geht, die mir wichtig sind. Und das hier ist mir wichtig.“
Lilly warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
„Wir werden das schon hinbekommen“, sprach er ihr Mut zu. Ja, irgendwie werden wir es schon hinbekommen, dachte er gleichzeitig, auch wenn das hier eine Ehe wird, die etwas anders zustande gekommen ist, als er sich vorgestellt hatte. Er dachte daran, als er Marcy geheiratet hatte. Damals hatte er nicht geahnt, wie sehr sie ihn eines Tages verletzen würde.
Zwar konnte er sich nicht vorstellen, dass Lilly zu einem solchen Verrat fähig wäre. Trotzdem wollte er dieses Mal auf der Hut sein, um nicht noch einmal so eine Enttäuschung zu erleben. Das hier mit Lilly war eine Zweckgemeinschaft zum Wohle des Kindes. Dessen wollte er sich immer bewusst bleiben, mochte Lilly auch noch so anziehend und verführerisch sein.
Sie unterdrückte ein Gähnen. Sofort bekam Nick ein schlechtes Gewissen. „Du brauchst jetzt Ruhe“, sagte er.
„Es ist nichts. Mir geht es gut, ehrlich.“
Er stand auf und ging zum Fenster. Dann drehte er sich wieder zu ihr um. „Ich mache mir Sorgen um dich. Als du heute umgekippt bist, habe ich einen ziemlichen Schrecken bekommen.“
„Ich auch“, gestand Lilly leise.
„Du musst mir versprechen, mir alles zu erzählen, was mit dir los ist und mit dem Baby und was der Arzt sagt, wenn du dich untersuchen lässt.“ Es hatte für Nick einen besonderen Grund, dass ihm das so wichtig war. Marcy hatte ihn während ihrer Schwangerschaft von sich ferngehalten. Sie hatte ihn von allem, was damit zu tun hatte, ausgeschlossen, ihm nichts erzählt und ihn praktisch behandelt, als habe er mit alldem nichts zu tun. Heute wusste er natürlich, warum sie sich damals so verhalten hatte: Er hatte tatsächlich mit ihrem Kind nichts zu tun. Dieses Privileg war einem anderen vorbehalten.
Lillys Kind war gewissermaßen seine zweite Chance. Und die wollte er sich um keinen Preis nehmen lassen. Nick empfand sehr deutlich, dass dies ein zweiter Wendepunkt in seinem Leben war.
Der erste lag schon eine lange Zeit zurück. Er war damals siebzehn Jahre alt und hatte den Fehler begangen, sich blicken zu lassen, als ein wildfremder Mann aus dem Schlafzimmer seiner Mutter gewankt kam. Es war nicht der erste Fremde im Haus, nicht der Erste, den seine Mutter bei einem ihrer nächtlichen Züge durch die Kneipen aufgelesen hatte. Dieser hier starrte Nick eine Weile an, halb nackt und noch halb betrunken, und brüllte dann den Jungen an, was zum Teufel er hier zu suchen habe. Nick hatte noch am selben Tag sein Elternhaus verlassen. Seine Mutter hatte seinen Aufbruch zwar mitbekommen und hatte auch begriffen, dass er endgültig ging, hatte ganz sicher auch bemerkt, wie er mit den Tränen kämpfte. Aber sie hatte keine Anstalten gemacht, ihn zurückzuhalten. Voller Zorn, Enttäuschung und Bitterkeit hatte sich Nick damals eine ganze Weile ziellos herumgetrieben, bis er das Glück hatte, auf Kurt Majors und seine Eltern zu stoßen. Das war die erste Wende in seinem Leben gewesen.
Ray und Alice Majors waren ehrliche, freundliche Leute. Sie nahmen den heimatlosen Halbwüchsigen bei sich auf, boten ihm ein Obdach und brachten ihm durch ihr eigenes Beispiel bei, was Nick bis dahin kaum kennengelernt hatte: Offenheit, Freundlichkeit und Teilnahme am Schicksal anderer Menschen. Sie ließen ihn bei sich im Haus und auf der Ranch arbeiten und lehrten ihn darin die wichtigsten Grundbegriffe. Dasselbe taten sie für einen weiteren Gast im Hause, Shane Masters, der wie ihr Sohn Kurt im selben Alter war wie Nick. Zum ersten Mal machte Nick die Erfahrung, irgendwo dazuzugehören.
Als es so weit war, bestanden die Majors darauf, dass
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