Baccara Extra Band 5 (German Edition)
wusste, dass Andrew ihn für jemanden hielt, der sich gern überall einmischt. Wahrscheinlich hat Andrew recht, dachte Grandpa Joe, aber immerhin bin ich darin sehr geschickt. Man brauchte nur an Andrews Ehe mit Lily zu denken oder an die von Darci und Cameron, wo er auch seine Hände im Spiel gehabt hatte.
Megan und Harry waren die nächsten Kandidaten auf seiner Liste. Er hatte beide ein Jahr lang genau beobachtet. Sie passten ideal zusammen. Man musste ihnen nur noch einen kleinen Schubs geben. Na ja, vielleicht auch zwei. Er blickte auf seine Rolex, ein Geschenk seiner Frau zur goldenen Hochzeit. Megan war jetzt bestimmt schon unterwegs zu Harry.
Grandpa Joe hätte zu gern Mäuschen gespielt bei ihrer Unterredung. Es würde bestimmt nicht besonders glatt verlaufen, aber das machte nichts. Er hatte noch einige Trümpfe in der Hand.
Als Megan an seine Tür klopfte, wusste Harry instinktiv, dass sie es war. Er wartete schon seit dem Morgen auf sie. Und er hasste es zu warten, besonders auf jemanden, der so hinterhältig war wie sie.
Als sie näherkam, stieg ihm der leicht blumige Duft ihres Parfüms in die Nase. Nicht unangenehm. Harry wappnete sich innerlich. Er musste unbedingt die Oberhand bei ihrer Unterredung behalten. Absichtlich blickte er nicht hoch, sondern hielt die Augen auf seinen Monitor gerichtet.
„Sie kommen reichlich spät“, bemerkte er spitz. „Wollen Sie mir den Montana-Bericht bringen? Er ist doch sicher fertig, oder?“
Megan versuchte, sich nicht von seinem Ton provozieren zu lassen. „Ja, er ist fertig. Ziemlich früh, finde ich. Ich habe Ihre Kopie in die Hauspost gelegt. Sie wird sicher morgen ankommen.“
Harry sah von seinem Computer hoch und ließ den Blick über ihre Figur wandern. Er bemerkte ihren zerknitterten Hosenanzug und die brave weiße Baumwollbluse. Bestimmt trug sie flache Schuhe, aber das konnte er nicht sehen, weil sie direkt vor seinem Schreibtisch stand. Selbst ihr kurz geschnittenes braunes Haar sah konservativ aus. Er bemerkte, dass ihr Gesicht leicht gerötet war. Bestimmt vor Ärger, weil er sie so ungeniert musterte.
„Darf ich Ihnen auf die Sprünge helfen? Joe Jacobsen. Jacobsen-Managementförderung. Aber ich werde auf keinen Fall Ihr Mentor werden.“ Er bemerkte, wie sie ärgerlich das Gesicht verzog, und fügte hinzu: „Jedenfalls habe ich Sie früher erwartet.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Ihr Großvater war erst vor einer halben Stunde bei mir. Wie hätte ich da früher kommen sollen?“
„Es überrascht mich, dass er Sie nicht gleich heute Morgen besucht hat. Wahrscheinlich hat er Ihnen erzählt, dass ich es abgelehnt habe, Ihr Mentor zu sein. Sie brauchen gar nicht erst zu versuchen, mich umzustimmen.“
Megan lachte spöttisch auf. „Als ob ich das wollte. Ich bin doch nicht verrückt.“
Ihre Schlagfertigkeit gefiel ihm. „Eins zu null für Sie, Megan. Aber machen Sie lieber die Tür zu, bevor Sie sich blamieren. Sie wollen sicher nicht, dass alle Welt unser Gespräch mit anhört und erfährt, wie Sie wirklich sind.“
„Ach? Und wie bin ich wirklich?“ Megan ging zur Tür. Harry konnte noch einen Blick auf Peggys überraschtes Gesicht erhaschen, bevor Megan die Tür zufallen ließ. „So, jetzt sind wir unter uns, Harry Sanders, und Sie können mir erklären, wie Sie das meinen.“
„Ich bin sicher, das wissen Sie selbst.“ Er hatte den ganzen Tag für dieses Gespräch geübt, und bisher lief es ganz gut. „Ich finde, es ist nicht gerade die beste Idee meines Großvaters, Sie in das Förderprogramm einzubeziehen.“
„Ich weiß, Sie würden mich am liebsten vor die Tür setzen.“
Harry zuckte mit den Schultern. „Vielleicht werde ich das eines Tages tun.“
Megan lachte verächtlich. „Falls Sie jemals in die Position kommen, das tun zu können. Aber dann würde ich mich sowieso schnellstens nach einem anderen Job umsehen, bevor Sie das Unternehmen herunterwirtschaften.“
„Ah, jetzt zeigen Sie endlich Ihre Krallen, Megan. Aber zurück zum Thema. Sie wollen, dass ich es ablehne, Ihr Mentor zu sein, damit es jemand anders übernimmt. Aber das wird nicht passieren. Mein Großvater wird seine Meinung nicht ändern, und ich auch nicht.“
„Was soll das heißen?“, fragte sie erstaunt.
Er blickte sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt?“
„Sie sind unmöglich. Seit ich in der Firma bin, versuchen Sie ständig, mir Steine in den Weg zu legen. Aber in der
Weitere Kostenlose Bücher