Baccara Extra Band 5 (German Edition)
Sitzung damals waren Sie es, der sich blamiert hat, nicht ich.“
„Die Sitzung habe ich längst vergessen. Aber Sie passen nicht zu Jacobsen Enterprises. Nur … solange mein Großvater und mein Vater das Sagen haben, kann ich leider nichts gegen Sie unternehmen.“
Megan beugte sich über seinen Schreibtisch. „Treten Sie zurück, damit jemand anders mein Mentor werden kann.“
„Nein. Wie sagt man so schön? Die Fehler der Vergangenheit verfolgen einen das ganze Leben. Es war ein großer Fehler, Megan, sich sofort mit mir anzulegen, als Sie bei Jacobsen Enterprises angefangen haben.“
„Wie kommen Sie darauf, dass ich mich mit Ihnen anlegen wollte? Ich versuche nur, meinen Job gut zu machen. Wir beide können uns vielleicht nicht sonderlich leiden, aber es müsste zumindest möglich sein, professionell miteinander auszukommen.“
Sie holte tief Luft, und der Ausschnitt ihrer Bluse ließ für einen Moment ihre Spitzenunterwäsche sehen.
Harrys Mund wurde trocken. Dabei war es gewiss nicht das erste Mal, dass er in den Ausschnitt einer Frau sah. Aber Megan und Spitzenunterwäsche, das brachte ihn irgendwie durcheinander.
Mit Mühe löste er den Blick von ihrem Dekolleté. Wo war er stehen geblieben? Er hatte doch vorhin noch eine gute Idee gehabt. Um seine Fassung wiederzuerlangen, stand er auf. Er überragte sie um fast zwanzig Zentimeter.
„Ich habe meinem Großvater gesagt, dass ich mich bald entscheiden würde. Wer weiß, vielleicht überlege ich mir’s noch. Sie haben recht, im Geschäft sollte man sich nicht von persönlichen Abneigungen leiten lassen.“
„Sie sind unmöglich!“ Ihre braunen Augen blitzten ihn an.
„Ja, das bin ich. Und darauf bin ich stolz.“
„Ich verschwende hier meine Zeit.“ Megan wandte sich zur Tür, und Harrys Blick fiel auf ihre Schuhe. Flache, bequeme Pumps, wie er vermutet hatte. Aber sie hatte hübsche, schlanke Fesseln. Er starrte darauf, während sie mit wehenden Haaren aus dem Büro stürmte.
Peggy erschien an der Tür. „Mr Peters aus New York hat angerufen, während Miss MacGregor bei Ihnen war. Ich wollte nicht stören.“
„Danke, Peggy. Miss MacGregor stört schon genug. Verbinden Sie mich bitte mit ihm.“
„Sofort.“ Peggy ging zurück an ihren Schreibtisch.
Harry lehnte sich erschöpft zurück. Wie sollte er seinen Zustand beschreiben? Der Streit mit Megan hatte ihn fast berauscht. Sie war energisch, ein bisschen verrückt, schwierig, temperamentvoll. Und sie hatte sich ihm widersetzt, mehr als ein Mann es gewagt hätte. Hm.
Vielleicht sollte er doch ihr Mentor werden, damit er sich weiter mit ihr streiten konnte. So gut wie eben hatte er sich seit Wochen nicht mehr amüsiert.
Er lachte laut über diese verrückte Idee, als Peggy das Gespräch durchstellte.
2. KAPITEL
„Megan? Bist du’s?“
„Ja.“ Megan ließ ihre Tasche fallen und holte tief Luft. Noch immer war sie völlig außer sich wegen der Unterredung mit Harry.
Nie zuvor hatte sie solche Lust verspürt, jemandem eine Ohrfeige zu verpassen. Aber eigentlich war sie eher wütend auf sich selbst, weil sie bei Harry Sanders so leicht die Fassung verlor. Woran lag das bloß?
Sie schlenderte ins Wohnzimmer, wo ihre Mutter, von Kissen gestützt, die Nachrichten anschaute. Megan küsste sie auf die Wange. „Wie geht’s dir?“
Barbara MacGregor lächelte schwach. „Ganz gut, jedenfalls besser als gestern. Meine Beine sind nicht mehr so taub.“
„Wie schön.“ Megan schob den Rollstuhl beiseite und setzte sich neben ihre Mutter. „Vielleicht wirkt das neue Medikament schon.“
„Hoffentlich.“ Barbaras Gesicht umwölkte sich. Megan spürte den vertrauten Stich in der Brust. Ihre Mutter hatte es wirklich nicht verdient, an Multipler Sklerose zu leiden. Die meiste Zeit musste sie im Rollstuhl sitzen. Zwar konnte sie noch gehen, aber ihre Muskeln waren so schwach, dass ihre Energie nicht lange vorhielt.
„Bill ist gerade weg. Er hat mir Essen gebracht, bevor er zur Arbeit ging.“ Bill war seit einem Jahr mit Barbara verlobt. „Er muss heute Abend hinter der Bar stehen.“
Es war eine Ironie des Schicksals, dass Bill, ein Mann in den besten Jahren mit viel Freizeit, in einem Fünfsternerestaurant arbeitete, das ausgerechnet Jacobsen Enterprises gehörte.
Es lag nur ein paar Straßen entfernt, und Bill brachte Barbara häufig eines der Gourmet-Gerichte zum Mitnehmen vorbei.
„Wie war dein Arbeitstag?“, fragte ihre Mutter.
„Super“, antwortete Megan.
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