Baccara Extra Band 5 (German Edition)
ist es Zeit, über die Zukunft nachzudenken, wie meine Frau Henrietta kürzlich feststellte. Nicht, dass ich mich aus dem Geschäft zurückziehen will, aber ich habe mir ein Förderprogramm für Führungskräfte ausgedacht.“
Megan hörte fasziniert zu, während er ihr die Einzelheiten erläuterte. Eine leise Hoffnung keimte in ihr auf, und diese wurde zur erfreulichen Gewissheit, als er die magischen Worte aussprach: „Ich trete persönlich an die einzelnen Leute heran, um sie einzuladen. Und Sie habe ich auch ausgewählt. Was sagen Sie dazu, Megan?“
„Ja …“, brachte sie mühsam heraus. Und dann mit kräftigerer Stimme: „Ich wäre sehr glücklich, daran teilnehmen zu dürfen.“
Das war die Chance ihres Lebens. Dafür hatte sie sich all die Jahre in Abendkursen abgestrampelt, um ihren Abschluss als Betriebswirtin zu machen. Ihre Mutter und Bill würden so stolz auf sie sein.
„Es gibt da allerdings noch einen kleinen Haken.“ Joe blickte sie direkt an.
„Einen Haken?“
„Ja. Sie haben noch keinen Mentor.“ Er seufzte und strich sich nachdenklich über den weißen Bart. „Bei Ihren Fähigkeiten müsste es jemand sein, der das Beste aus Ihnen herausholt. Und ich habe auch schon jemanden im Auge.“
Lyle McKaskill, dachte Megan. Der fünfzigjährige Kollege war ein Genie auf seinem Gebiet, und sie würde liebend gern von ihm lernen. Der Haken war vielleicht, dass Lyles Frau in einem Monat operiert werden würde, und danach müsste er sie möglicherweise zu Hause pflegen.
Joe Jacobsen lehnte sich zurück. „Kein Grund zur Sorge. Mag sein, dass ich ihn überrumpelt habe, doch ich bin sicher, in ein, zwei Tagen wird Harry zustimmen.“
„Harry?“ Erschrocken biss sie sich auf die Lippen. Doch nicht Harry Sanders! Er hasste sie, seit sie vor einem Jahr auf einer Sitzung seine Ideen infrage gestellt hatte. Sobald er das Sagen hätte, würde sie gefeuert werden.
„Ja, Harry. Aber nehmen Sie es nicht persönlich. Er hat wahrscheinlich nur abgelehnt, weil er gerade vollauf damit beschäftigt ist, diese New Yorker Pfannkuchen-Kette für uns aufzukaufen. Ich bin sicher, er überlegt sich’s noch. Und wenn nicht, werden wir jemand anders finden. Obwohl ich im Laufe meines Geschäftslebens die Erfahrung gemacht habe, dass man sich nicht von einer einmal getroffenen Entscheidung abbringen lassen soll.“
Megan zwang sich zu einem Lächeln. Ihre Begeisterung war dahin.
„Das Programm beginnt erst in zwei Wochen, wir haben also noch viel Zeit. Ihr beide könntet wirklich viel voneinander lernen.“
Das bezweifelte Megan.
Joe griff nach der Kopie des Montana-Berichts, die auf ihrem Schreibtisch lag. „Eigentlich wollte ich Harry nach Montana schicken. Aber dann dachte ich, was soll der Junge bloß mit der vielen frischen Luft anfangen? Er ist ein ausgesprochener Stadtmensch, und er liebt die Firma. Man muss ihn einfach davon überzeugen, dass es zum Besten der Firma ist, wenn er Ihr Mentor wird. Wenn Sie ihm erzählen, wie froh Sie darüber sind, wird er sicher zustimmen.“
Megan lächelte. Keine schlechte Idee. Ja, sie würde Harry aufsuchen. Aber nur um ihn darin zu bestärken, nicht ihr Mentor zu werden. „Ja, das könnte ich tun.“
„Gut.“ Joe stand auf. Keine einzige Falte war an seinem Anzug zu sehen, während Megans Hosenanzug meist schon nach einer Stunde im Büro völlig zerknittert aussah.
Joe Jacobsen lächelte sie ermutigend an. „Morgen früh lasse ich Ihnen das komplette Programm zukommen. Ich bin froh, dass Sie mitmachen wollen. Einen schönen Tag noch, Megan.“
Dann fiel ihr plötzlich etwas ein. „Mr Jacobsen! Wenn Harry ablehnt und Sie niemand anders finden – bin ich dann aus dem Programm draußen?“
Joe lächelte beruhigend. „Nein. Ich finde schon jemanden für Sie, keine Sorge. Aber ich bin sicher, Harry wird zustimmen.“ Damit ging er zum Aufzug.
Megan wollte Harry Sanders nicht als Mentor, ebenso wenig wie er sie betreuen wollte. Sie musste ihn einfach nur davon überzeugen, dass es nicht funktionieren würde.
Grandpa Joe betrat pfeifend den Lift und drückte auf den Knopf zur fünfundzwanzigsten Etage. Während die meisten Firmen in die Höhe bauten, hatte Jacobsen Enterprises sich mehr in die Breite ausgedehnt. Das Firmengelände war eine der wertvollsten Immobilien der Stadt.
Joe verließ den Fahrstuhl und steuerte auf Andrews Büro zu. Dann besann er sich eines Besseren. Er liebte seinen Schwiegersohn beinahe ebenso wie seinen Sohn Blake. Aber er
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