Baccara Extra Band 5
Risqué anziehen sollte.
Julienne drehte noch einmal eine Pirouette vor dem großen, dreiteiligen Spiegel. Das rote lederne Trägerkleid schmiegte sich dabei auf eine Weise um ihren Körper, die sie vor einundzwanzig Tagen noch zum Erröten gebracht hätte.
„Schauen Sie nur, dieser Schwung im Haar, meine Liebe. Gott, bin ich gut.“
„Ja, Ramón, das sind Sie wirklich. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich das bin.“ Sie drehte erneut eine Pirouette, was ihr Haar fliegen ließ und ihr ein Lächeln von ihm einbrachte. Das Leder presste sich eng an ihren Körper, vom Oberteil bis zum schenkelbetonten Rock, und ließ ihre Knie und Waden durch einen verführerischen Schlitz unbedeckt.
Katriona begutachtete sie kritisch. „Das braucht mehr Dekolleté.“
„Dekolleté?“ Julienne warf erneut einen Blick in den Spiegel und war ganz begeistert über den Effekt, wie das Leder ihrem Busen eine bemerkenswerte Fülle und Form gab.
„Leona“, sagte Katriona, „Jules braucht einen Wonderbra, um ihre 75B zu etwas zu machen, an das man sich erinnert.“
„Da habe ich etwas Besseres. Korsage mit Strapsen, ein String und Seidenstrümpfe, die zu diesem exquisiten Teil passen.“ Die erfahrene Frau schmunzelte.
„Oh.“ Das Ganze schien etwas extravagant, besonders weil sie nicht die Absicht hatte, jemanden unter ihren neuen, sexy Lederdress blicken zu lassen, heute Abend jedenfalls nicht.
„Das wird wahre Wunder vollbringen. Glauben Sie mir, Schwester.“
„Probieren Sie es doch gleich einmal an.“ Ramón schob sie in Richtung Kabine.
Julienne lief schnell in die kleine, mit Plüsch dekorierte Umkleidekabine, schob das Kleid hinunter, stieg in die Spitzenkorsage und zog sie hoch. Die Spitzen schmiegten sich eng an, und sie spürte, wie die Bügel des BHs ihre Brüste nach oben drückten.
Der dazu passende String war nicht mehr als ein Fetzen hellen Stoffs um ihre Hüften. Als Julienne einen Blick auf ihren unbedeckten Po und den Streifen roter Seide warf, der zwischen ihren Beinen verschwand, war sie ganz beschwingt.
Aufgeregt lächelte sie in den Spiegel. „Nicholas Fairfax, ich komme.“
2. KAPITEL
DIE NACHT
Nick Fairfax krempelte seine Smokinghose hoch und kniete sich hin, um den Boden des Risqué-Theaters genauer zu untersuchen. Ihm fiel sofort auf, wie rissig und ungleichmäßig das Pflaster unter ihm infolge jahrelanger Erosion und mangelnder Pflege war. Auf diesem Grundstück wartete einige Arbeit auf ihn, so viel stand fest.
Gedankenverloren strich er über die römischen Ziffern des Grundsteins, der 1865 gelegt worden war. Dann schloss er die Augen und leistete, wie bei jedem neuen Projekt, ein stummes Versprechen: „Ich werde mein Bestes geben.“
Dieses Ritual praktizierte er, seit seine Firma für Architekturdesign den ersten Auftrag an Land ziehen konnte. Heute, zehn Jahre später, zählte die ADF zu den größten Firmen für historische Gebäudeerhaltung.
„Du hast stilistisch noch nie danebengelegen“, meinte Dale Emerson, ein erfahrener Projektleiter der ADF. „Und wir bauen diese alten Gemäuer nun wahrhaftig schon eine ganze Zeit lang gemeinsam wieder auf.“
Nick fühlte sich von Dales Worten geschmeichelt, der seine Arbeit genauso ernst nahm wie er selbst und verdientermaßen seine rechte Hand war. „Ach, weißt du, das Risqué-Theater ist bislang unser größter Auftrag. Das sollten wir nicht vergessen.“
„Du willst mir doch wohl nicht ernsthaft weismachen, dass du beim Anblick all dieser nackten Figuren im Stuck kalte Füße bekommen hast, Kumpel?“
Nick musste lachen. „Los, gehen wir endlich rein.“
Bei dem Theatergebäude handelte es sich um einen neoklassizistischen Bau, der unmittelbar nach dem Bürgerkrieg errichtet worden war. Man wollte damals die konföderierten Staaten architektonisch ins neue Vereinigte Amerika hinüberretten.
Nick kannte die gesamte Geschichte des Theaters in- und auswendig.
Das Risqué lieferte einen besonderen Anreiz. Es galt nämlich dessen ganz spezielles, etwas anzügliches Flair zu erhalten.
Dale sah sich verstohlen im Foyer um, wo sich bereits die ersten Zuschauer sammelten, und das, obwohl sie schon extrem früh gekommen waren. „Nicht schlecht, Herr Specht.“ Er musterte interessiert die nackten Engel, die lüstern von der Decke grinsten, während sie Tausende goldfarbener Liebespfeile in Richtung Publikum abschossen. „Würdest du dir mal bitte das da drüben etwas genauer ansehen?“
Nick betrachtete nun
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