Baccara Extra Band 5
ist einsame Spitze, dachte er. Eine Klassefrau, die mit einem zwanzig Jahre älteren Mann zusammen ist. Dabei konnte es sich doch unmöglich um Liebe handeln. Harry hatte plötzlich einen bitteren Geschmack im Mund.
Aber wenigstens war jetzt eines klar: nämlich dass er und Megan gut zusammenarbeiten konnten.
„Ich muss sagen, Sie kennen sich doch ziemlich gut aus in Wirtschaftsdingen. Ich habe Sie unterschätzt“, gestand Megan.
„Ich habe einen Abschluss in BWL.“
„Tut mir leid. Hätte ja auch sein können, dass Sie von Beruf Enkel sind.“
Klar, sein Anteil und ein Job in der Firma waren ihm sicher, aber dadurch waren die Ansprüche, die an sein Können gestellt wurden, eher noch größer. Grandpa Joe verstand da keinen Spaß.
„Hier ist Ihr Saft.“ Die Stewardess reichte Megan einen Becher.
„Ich finde, wir haben jetzt lange genug übers Geschäft geredet.“ Harry gab der Stewardess sein Tablett zurück. „Uns bleibt noch eine Stunde Zeit, bevor wir landen. Lesen Sie ruhig Ihr Buch.“ Er zog eine Zeitschrift aus der Lasche vor seinem Sitz und begann darin zu blättern.
„Gute Idee.“ Megan packte ihren Palmtop weg. Fast war sie ein bisschen enttäuscht. Sie hätte sich gern noch länger mit Harry unterhalten. Er war während der vergangenen Stunde in ihrer Achtung gestiegen.
Vorhin hatte er sie ziemlich in die Mangel genommen, und mit jeder Frage hatte er sie dazu gebracht, ihre Ideen weiter auszubauen. Sie war regelrecht aufgeblüht unter seiner Anleitung, und Harry hatte ihre Begeisterung geteilt und selbst nur so vor Ideen gesprüht.
Vielleicht hatte Joe Jacobsen recht, und er war doch der richtige Mentor für sie.
Aber es war auch gefährlich. Harry war unglaublich attraktiv. Vielleicht hatte sie ihn deshalb nie besonders gemocht. Weil er sie durcheinanderbrachte.
Selbst wenn sie ihrem Verlangen nachgeben würde, sie kam aus einer ganz anderen Welt, und Harry würde sich niemals ernsthaft mit ihr einlassen.
Sie öffnete ihr Buch und vertiefte sich für den Rest der Reise in ihren Roman.
„Wie meinen Sie das, wir haben angrenzende Zimmer?“ Megan hatte die Stimme erhoben, und einige Leute in der belebten Hotelhalle drehten sich schon nach ihr um.
„Nicht so laut!“, zischte Harry.
Sie sah sich um und bemerkte die erstaunten Blicke der vier anderen Teammitglieder, die auf sie gerichtet waren. Harry hatte soeben für alle eingecheckt und drückte jetzt jedem die Chipkarte für sein Zimmer in die Hand. Es war neun Uhr abends, und sie hatten einen erfolgreichen Nachmittag in der Anwaltskanzlei hinter sich. Danach waren sie zusammen essen gegangen.
„Wir haben eine Suite“, verkündete Harry, für alle hörbar. „Ich bin auf der einen Seite, und Sie auf der anderen. Der große Salon in der Mitte ist für unsere Teambesprechungen gedacht. Morgen um acht treffen wir uns alle dort, bevor wir wieder zu ‚Smith and Bethesda‘ fahren.“
Die anderen gingen zu ihren Zimmern. Megan war plötzlich allein mit Harry in der Hotelhalle.
„Was haben Sie sich dabei gedacht?“, wollte sie wissen.
„Wie bitte?“ Harry sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. „Ich habe die Zimmer nicht bestellt, und kein Mensch hätte sich irgendwas dabei gedacht, wenn Sie nicht alle darauf aufmerksam gemacht hätten. Nicht besonders professionell, muss ich sagen.“
Er hatte recht, und Megan ärgerte sich über sich selbst. Aber sie hatte noch nie mit ihren Gefühlen hinterm Berg halten können. Harrys Anziehungskraft wurde ständig größer, und sie hatte Angst, sich nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren zu können, wenn er ihr so nahe war.
Ein Hoteldiener brachte ihr Gepäck nach oben. Jedes der Zimmer hatte eine Verbindungstür zum Salon, wo ein Konferenztisch stand sowie eine bequeme Sitzecke mit einer kleinen Bar und einem Fernseher.
„Es gibt auch eine Terrasse“, sagte der Hoteldiener und öffnete die Glasschiebetür. Megan trat hinaus, und Harry gab dem Mann ein Trinkgeld.
Ein Teil der Steinterrasse war überdacht und mit Korbmöbeln und großen Topfpflanzen ausgestattet. Megan blickte sich um und stellte fest, dass in den umliegenden Gebäuden immer noch Leute arbeiteten. Von der Straße unten drangen Hupgeräusche herauf.
„Fühlen Sie sich jetzt besser?“ Harrys warmer Atem streifte ihren Nacken, und Megan fuhr erschrocken zusammen. „Keine Angst, ich werde Sie nicht hinunterstoßen.“ Sein leises Lachen war dicht an ihrem Ohr.
„Da bin ich ja beruhigt.“ Megan
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