BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01
ich nach Charlotte zu Dewey.“
Dewey. Na toll. Das war ein spindeldürrer, dämlich dreinblickender Saxophonist, der scharf auf Echo war, auch wenn sie immer wieder betonte, dass sie nur Freunde waren. Trotzdem besser, als hierzubleiben. „Ruf mich an, ehe du zurück in die Stadt kommst. Und den Auftritt musst du wahrscheinlich absagen.“
„Vielleicht sollten wir einfach alles absagen. Wir werden keinen Drummer finden, der Sherrys Platz einnehmen kann. Und selbst wenn …“
Gideon sah Echo nicht oft. Er war zwölf Jahre älter als sie, und sie hatten keine gemeinsamen Interessen. Seine Cousine hatte diese wilde Art an sich, die ihm im Grunde wahnsinnig auf die Nerven ging. Nicht dass er ein Heiliger gewesen wäre … Er war sogar ein paar Mal in verrauchten Clubs gewesen, um ihre Band spielen zu sehen. Die Musik war zu laut und zu wütend für seinen Geschmack, aber die Mädchen schienen ihren Spaß zu haben.
Sie hatte recht. Es würde nie mehr das Gleiche sein. „Du siehst müde aus.“
„Ich sollte Mark anrufen und ihm sagen, dass ich heute nicht kommen kann und dass Sherry …“ Ihre Stimme brach.
Es war schwer, es laut auszusprechen. Sherry Bishop würde nicht mehr zur Arbeit kommen. Nie mehr. Gideon nahm seinen Hausschlüssel aus der Tasche und gab ihn Echo. „Schlaf ein paar Stunden, ehe du fährst. In deinem Zustand solltest du nicht auf der Straße unterwegs sein. Und lass dein Handy an.“
Kein Raintree ging mit seinen Gaben hausieren, aber vielleicht hatte jemand Echos Fähigkeit entdeckt und wollte sie zum Schweigen bringen. Wegen etwas, das sie gesehen hatte oder noch sehen würde? Nur, warum den Finger und das Stück Kopfhaut? Das allein machte den Fall komplizierter als alle anderen. Alles, was er hatte, waren Fragen. Und noch mehr Fragen.
Als er die Treppen hinabstieg, folgte Sherry Bishop ihm. „Du wirst aber rausfinden, wer mir das angetan hat, oder?“
„Ich werde es versuchen.“
„Es ist so verdammt ungerecht. Ich hätte noch was vor mit meinem Leben, weißt du. Ich hatte meine neuen Stiefel noch nicht mal an! Mist. Sag Echo, sie kann sie haben.“
„Mache ich.“
Gideon hielt am Fuß der Treppe inne und beobachtete seine neue Partnerin, die eine ältere Frau befragte. Er arbeitete lieber allein. Leon hatte ihm abgekauft, dass er Selbstgespräche führte und großartige Eingebungen hatte. Hope Malory sah nicht so aus, als würde sie Dinge einfach hinnehmen.
Gideon mochte Frauen. Hope Malory war eine klassische Schönheit. Schwarzes Haar, kinnlang, rahmte voll und seidig ihr Gesicht. Ihre Haut war makellos, ihre Augen dunkelblau, die Lippen voll und rosig. Sie war schlank, und doch hatte sie überall Rundungen, wo sie hingehörten. Sie hatte das Gesicht eines Engels, den Körper einer Göttin, und sie trug ihre Waffe, als wüsste sie, wie man damit umging. Machte sie das zur perfekten Frau? Pure Elektrizität fuhr in einer Welle durch seinen Körper. Die Lichter im Flur flackerten. Wenigstens explodierte dieses Mal nichts.
„Du wirst sie doch festnageln?“, fragte Sherry Bishop eindringlicher.
Er sah, wie Hope Malory sich Notizen machte. „Sie festnageln? Sie ist hübsch, aber nicht mein Typ, und es war noch nie gut, Geschäft und Vergnügen zu vermischen.“
„Denk wieder mit deinem Kopf, Raintree“, zischte Sherry. „Ich rede von der Frau, die mich umgebracht hat.“
Er löste seinen Blick nicht von Malory. „Ich versuche es.“
„Echo sagt, du bist der Beste. Und du solltest dich lieber beeilen, Raintree.“
Gideon drehte sich zu Sherry Bishop. Sie war sichtbar verblasst, seit sie das Apartment verlassen hatten. Bald würde sie ihren Frieden finden.
Malory kam mit langen Schritten auf ihn zu, die Selbstvertrauen und Eleganz ausstrahlten. „Nichts. Mrs. Tarleton, die nebenan wohnt, ist so gut wie taub, der andere Nachbar ist erst am frühen Morgen nach Hause gekommen. Niemand hat irgendetwas gehört. Alle mochten das Opfer und Ihre Cousine, auch wenn sie, wie Mrs. Tarleton sich ausdrückte, jung und ein wenig wild waren.“ Sie sah an Gideon vorbei zur Treppe. „Vielleicht sollte ich mit Ihrer Cousine reden.“
„Nein.“
Sie sah ihm in die Augen. „Nein?“
„Ich habe bereits mit Echo geredet.“
„Sie sind ihr Cousin, also stehen Sie ihr zu nah, um objektiv zu sein. Außerdem sind Sie ein Mann.“
„Klingt, als wäre das etwas Schlechtes.“
„Manchmal. Es geht darum, dass sie mir vielleicht Dinge sagt, die sie Ihnen lieber verschweigt.
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