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BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01

BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01

Titel: BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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verbergen, was ihr Zahlen bedeuteten. Sie hatte nur ein einziges Mal jemandem davon erzählt, in der neunten Klasse, als sie sich in einen Jungen aus ihrer Schule verliebt hatte. Er war süß gewesen, schüchtern, nicht unter den beliebtesten Kindern. Seine Eltern waren sehr religiös, und er durfte nie auf Schulfeste gehen oder tanzen lernen, aber das störte Lorna nicht, weil sie auch nie solche Dinge tat.
    Sie redeten viel, hielten sich an den Händen, küssten sich. Dann hatte Lorna all ihren Mut zusammengenommen und ihr größtes Geheimnis mit ihm geteilt: Manchmal wusste sie Dinge, ehe sie passierten.
    Sie erinnerte sich noch genau an den Ausdruck unbeschreiblichen Ekels in seinem Gesicht. „Satan!“, hatte er sie angespuckt und nie wieder mit ihr gesprochen. Wenigstens hatte er es niemandem erzählt, aber das lag wahrscheinlich daran, dass er keine Freunde hatte, denen er es erzählen konnte.
    Sie war sechzehn gewesen, als ihre Mutter schließlich nicht mehr zurückgekommen war. Lorna kam von der Schule nach Hause – „zu Hause“ war immer wieder woanders, denn sie zogen normalerweise um, wenn die Miete überfällig war – und alle Sachen ihrer Mutter waren verschwunden. Die Schlösser waren ausgewechselt, ihr eigener kleiner Haufen Besitztümer lag im Müll.
    Sie hatte das Einzige getan, was sie tun konnte: Sie hatte Kontakt mit dem Jugendamt aufgenommen und sich selbst ins Pflegefamiliensystem eingewiesen.
    Zwei Jahre lang in Pflegefamilien zu leben war nicht toll gewesen, aber auch nicht so schlimm wie ihr Leben vorher. Wenigstens brachte sie die Highschool zu Ende. Sie wurde von ihren Pflegeeltern nie geschlagen oder missbraucht. Sie schienen sie auch nie sonderlich zu mögen, aber ihre Mutter hatte ihr oft genug gesagt, dass man sie einfach nicht gernhaben konnte.
    Sie verkraftete es. Nach ihrem achtzehnten Geburtstag fiel sie aus dem System und war auf sich alleine gestellt. In den dreizehn Jahren danach – eigentlich ihr ganzes Leben – hatte sie alles getan, um nicht aufzufallen, nie ein Opfer zu sein. Niemand konnte sie abweisen, wenn sie sich nicht anbot.
    Sie war in einem kleinen Kasino in Florida zum Glücksspiel gekommen. Sie hatte gewonnen, nicht sehr viel, aber einige Hundert Dollar bedeuteten ihr einiges. Später war sie dann in Kasinos entlang dem Mississippi gegangen und hatte noch mehr gewonnen. Kleine Kasinos gab es überall. In Atlantic City hatte es ihr nicht gefallen, in Las Vegas gab es von allem zu viel: zu viele Menschen, zu heiß, zu grell. Reno passte besser zu ihr. Kleiner, aber nicht zu klein. Besseres Klima. Acht Jahre nach ihrem ersten kleinen Gewinn in Florida gewann sie regelmäßig fünf- bis zehntausend Dollar in der Woche.
    So viel Geld war eine Last, weil sie sich nie dazu bringen konnte, mehr auszugeben, als sie immer getan hatte. Sie hatte keinen Hunger mehr, und ihr war auch nicht mehr kalt. Sie hatte ein Auto, falls sie zusammenpacken und die Stadt verlassen wollte, aber nie einen Neuwagen. Sie hatte überall im Land Konten und trug meistens eine Menge Bargeld bei sich – gefährlich, das wusste sie, aber sie fühlte sich sicherer, wenn sie genug Geld bei sich hatte, um sich alles zu besorgen, was sie brauchen könnte. Bis sie sich irgendwo niederließ, falls sie das überhaupt tat, war das Geld ein Problem, denn wie viele Sparbücher und Scheckbücher konnte sie schon durchs ganze Land tragen?
    So war ihr Leben. Dante Raintree wollte ihr beibringen, mit ihrer Gabe umzugehen, und dann … tja, was erwartete er sich eigentlich davon? Sollte sie sich mit anderen Menschen zusammentun, die so waren wie sie, vielleicht ihre eigene kleine Gemeinschaft bilden, wo einer der Nachbarn Feuer auf die Briketts pustete, wenn einem beim Barbecue der Spiritus ausgegangen war? Sollte sie im Internet über ihre Erfahrungen bloggen oder in ihrer eigenen Radiosendung darüber sprechen?
    Ja, klar. Lieber aß sie Glasscherben. Sie mochte es, alleine zu sein und sich nur auf sich selbst zu verlassen.
    Sie hatte so lange auf dem Bett gesessen und nachgedacht, dass sie müde geworden war. Gott sei Dank war sie nicht auf seinem Bett eingeschlafen. Das wäre ja heiter geworden, wenn er nach Hause gekommen wäre …
    Aber sie war schläfrig und hungrig. Nach dem späten Frühstück hatte sie nichts zu Mittag gegessen. Warum nicht jetzt ein leichtes Abendessen einnehmen und früh zu Bett gehen? Ihr fiel kein Grund ein, warum sie auf Raintree warten sollte, schließlich hatte er auch nicht

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