Du und ich – fuer immer
1. KAPITEL
Für Jermaine waren Überstunden eine Selbstverständlichkeit. Sie arbeitete in der Marketingabteilung der bekannten Maschinenfabrik Masters and Company, und Hektik gehörte zu ihrem Alltag. Ihre Aufgaben waren interessant und vielfältig, doch hauptsächlich beschäftigte sie sich mit dem Schreiben und der Auswertung von Berichten, die die erstklassigen, hoch bezahlten Verkaufsprofis ihr entweder telefonisch durchgaben oder persönlich überreichten.
Es war schon fast zwanzig Uhr, als sie müde von einem langen Tag, ihre kleine Wohnung betrat. Warum sollte sie sich auch beeilen? Es wartete sowieso niemand auf sie. Seit drei Monaten war sie nun schon mit Ash Tavinor befreundet. Nur leider war er von seiner Firma vor zwei Wochen nach Schottland geschickt worden, um einen Eilauftrag abzuwickeln. Er hatte sich bis jetzt noch nicht gemeldet, aber das beunruhigte sie nicht. Wahrscheinlich arbeitete er wieder einmal beinah rund um die Uhr und konnte deshalb am Wochenende auch nicht nach London zurückfliegen.
Schade, dachte sie bedauernd. Wie gern wäre sie mit ihm zusammen gewesen!
Er war ein großer, attraktiver Mann mit einem wundervollen sanften Lächeln.
Bis jetzt hatten sie noch nicht miteinander geschlafen, obwohl Ash langsam ungeduldig wurde. Vor einem Monat hatte er sie, Jermaine, darauf angesprochen und sie lachend als „hoffnungslos altmodisch” bezeichnet.
Hatte er Recht? Sollte sie ihren Widerstand aufgeben? Sie hatte gute Gründe, so zurückhaltend zu sein. Vor sechs Jahren hatte ihre Schwester Edwina ihr den ersten Freund ausgespannt. Sein Name war Pip Robinson gewesen. Jermaine erinnerte sich noch genau an den Schmerz, den sie damals verspürt hatte. Es war nicht so sehr um den Jungen gegangen, sondern um die Tatsache, dass Edwina sie verraten hatte. Dabei war diese nicht einmal an ihm interessiert gewesen, sie hatte nur eine weitere Eroberung machen wollen. Das hatte sie, Jermaine, ihr nie verziehen. Und was das Ganze noch schlimmer machte: Pip war nicht der Einzige geblieben, der ihrer schönen Schwester zum Opfer gefallen war.
Doch das war vorbei! Es hatte keinen Sinn, länger Trübsal zu blasen. Energisch ging Jermaine in die Küche, kochte einen Kaffee und machte sich einen mit Käse überbackenen Toast. Dann setzte sie sich an den Tisch und begann zu essen. Es hatte sich alles zum Guten gewendet. Ash war da ganz anders. Er war nicht so leicht zu beeindrucken. Das hatte sie schon von Anfang an gewusst -
und sie hatte Recht behalten. Wieder dachte sie an jenen schicksalhaften Septembertag vor zwei Monaten zurück, als ihre Liebe auf die Probe gestellt worden war. Ash und sie hatten einen Wochenendausflug nach Oxford gemacht.
Auf der Rückfahrt hatte sie ihm erzählt, dass ihre Eltern in der Nähe wohnten.
“Willst du mich ihnen nicht vorstellen?” Er lächelte, und Jermaine hätte ihn am liebsten umarmt. Er schien es ernst zu meinen, und das rechnete sie ihm hoch an.
Als sie vor dem Haus hielten, hätte sie allerdings am liebsten die Flucht ergriffen. Sie waren nicht die einzigen Besucher. Der rote Sportwagen ihrer Schwester parkte schon in der Auffahrt. Warum gerade heute! dachte sie entsetzt. Doch sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Ash ließen Edwinas Flirtversuche kalt. Er war höflich und beantwortete alle Fragen, die sie ihm stellte, aber das war auch alles. “Mein Bruder besitzt eine Computerfirma.
Ich arbeite für ihn. International Systems. Vielleicht sagt Ihnen der Name etwas?”
Edwina verneinte. Sie betrachtete den Mann ihr gegenüber genau. Jermaine kannte diesen Blick. Ihrer Schwester war Ashs teure Kleidung nicht entgangen.
Gleich morgen würde sie damit beginnen, alles über die Firma, den Aufsichtsratsvorsitzenden und dessen bestimmt nic ht verarmten Bruder herauszufinden. Es ging ihr nur ums Geld. Das war auch einer der Gründe, warum sie ihre Eltern besuchte. Ihr Bankkonto war einmal wieder überzogen.
Edwin Hargreaves hatte seiner ältesten Tochter noch nie etwas abschlagen können. Sie war sein erklärter Liebling. Auch dieses Mal hatte er ihr wieder einen Scheck zugesteckt, da war Jermaine sich sicher.
Ihre Mutter, Grace Hargreaves, hatte das sehr wohl erkannt und immer versucht, beiden Mädchen gerecht zu werden. Sie hatte sie, Jermaine, oft aufgerichtet, wenn sie weinend zu ihr gekommen war. “Auch du bist schön, Darling. Warte nur ab. Mit deinem langen blonden Haar und den blauen Augen wirst du so manchen Mann um den Verstand
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