Backstage
in dieser Woche zusammenarbeiten» - entschuldigte sich, öffnete eine Aktenmappe und begann, in Papierbündeln zu blättern, zu lesen.
Er gehörte zu den Menschen, denen der aufgelegte Duft voranschritt. Er war sorgfältig gekleidet, trug einen gefütterten Trenchcoat, den er aufknöpfte: «Schalten Sie bitte die Heizung herunter.»
Melissa hatte sich für einen grauen Hosenanzug aus Wollstoff entschieden, dazu einen Kaschmir-Pullover in hellerem Grau, eine ihrer Dienstuniformen, wie sie es nannte, mit ausreichend Taschen in der Jackettinnenseite, bewegungsfreundlich geschnitten und so wärmend, dass ein Mantel überflüssig war.
Reimann hatte Melissas Figur mit einem anerkennenden Blick bedacht, als sie, ausgestiegen, um eine Zigarette zu rauchen, auf ihn gewartet hatte; der Kunde Braun hatte ausdrücklich auf einem rauchfreien Auto bestanden. Melissa hatte breite Schultern, eine schmale Taille, lange Beine, schulterlanges, dickes, beinahe krauses Haar; heute trug sie es in einem Zopf gebunden. Neuerdings musste sie einmal wöchentlich nachhelfen, um eine grau nachwachsende Strähne ihrer rotbraunen Naturfarbe anzugleichen.
Sie war kaum geschminkt, die grünen Augen etwas betont, hatte auf Lippenstift verzichtet, der die sehr üppige Unterlippe betont hätte, etwas Farbe auf die Wangenknochen - all das gelernt seit dem ersten Job als Backgroundsängerin im Unterhaltungsgenre.
«Es gibt eine Änderung», sagte Reimann unvermittelt. Er hielt Melissa ein beschriebenes Blatt Papier hin, wie sie im Rückspiegel sehen konnte. Schließlich bequemte er sich, sich vorzubeugen, legte ihr das Papier in die ausgestreckte Hand.
«Wir fahren zunächst vom Flughafen zum Olympiastadion.» Mehr schien er ihr nicht anvertrauen zu wollen.
Melissa legte das Papier auf den Sitz neben sich, beobachtete den dichter werdenden Verkehr, nutzte die Wartezeit an einer Ampel, um sich telefonisch zu erkundigen, ob das Flugzeug aus Amsterdam pünktlich ankomme.
Es blieb noch eine halbe Stunde Zeit, wovon sie etwa fünf Minuten bis zum Flughafen benötigten.
«Was ist im Olympiastadion geplant?»
Irritiert sah Reimann aus seinen Papieren auf.
Melissa wiederholte die Frage.
«Ein zusätzlicher Termin, Melissa.»
Melissa zog die linke Augenbraue hoch. Sie hatte sich mit vollständigem Namen vorgestellt, nicht den Vornamen angeboten. «Worum geht es bei diesem Termin?»
Reimann hatte sich schon wieder in seine Papiere vertieft.
Ach je. Wieder einer, bei dem sie sich durchsetzen musste. Und der Flughafen schon in Sichtweite.
Melissa scherte aus, brachte das Auto in einer Parkbucht zum Stehen, drehte sich zum Manager um.
«Wie Sie sagten, Herr Reimann, wir werden einige Tage zusammenarbeiten. Sie wollen professionelle Mitarbeit. Dazu gehört, dass Sie mich umfangreich informieren. Als Fahrerin wäre ich überbezahlt.»
Reimann wollte schon bei den ersten Worten etwas entgegnen, beherrschte sich, ließ sie aussprechen.
«Sie haben den Zeitplan», deutete er mit dem Kinn Richtung Beifahrersitz.
Melissa überflog den Zettel. 14 bis 18 Uhr Olympiastadion.
«In Ordnung. Ich erfahre dann sicher von Ihrem Klienten Näheres.»
Das half.
«Ich habe ein Pressemeeting organisiert. Unsere Teilnahme an der Wohltätigkeitsveranstaltung am Freitag ist das Thema, in Zusammenarbeit mit Hertha BSC. Dem Fußballverein», fügte er hinzu. «Für Flutopfer. Außerdem drehen wir dort, vielleicht können wir etwas für das neue Video verwenden.»
«Ihr Klient kennt die Änderungen?»
Reimann musterte Melissa.
Wir werden keine Freunde, dachte sie.
«Natürlich ist Tom auf den Videodreh vorbereitet.»
Will heißen, nicht auf den Pressetermin, grinste Melissa und fuhr los. Der ursprüngliche Plan sah eine Besprechung in kleinem Kreis vor, im Hotel.
Melissa parkte vor dem Flughafengebäude.
Der neue Job hatte begonnen.
Drückte ein Flughafen den Charakter einer Stadt aus, wäre Berlin ein Dorf. Diese Anlage glich einem übersichtlichen, geruhsamen Busbahnhof, nicht dem Flughafen Berlins, der den Ankömmlingen nach zweiundzwanzig Uhr nicht mal mehr eine Schachtel Streichhölzer zu kaufen gönnte. In wenigen Minuten war man einmal durch das Gebäude gelaufen.
«Immer wieder nett, in Berlin zu sein», sagte Reimann.
«Sie sind aus ...?»
«Frankfurt.»
«Daher kommt doch auch Braun.»
«Hausaufgaben gemacht, Melissa? Werfen Sie bei Gelegenheit einen Blick in den Atlas. Braun stammt aus dem Odenwald. Aber nun will er ja Bewohner der Hauptstadt
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