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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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schlafen. Ich bin so müde.
    »Wenn du sterben oder dem Wahnsinn verfallen willst...«
    NEIN!
    »Dann begib dich endlich in den Moment, da du plärrend in die Welt getreten bist! Ich werde auch dort sein. Auf der Türschwelle, wo man dich damals fand...«
     
     
    Perpignan, 2. Februar 1511
    Als der Morgen wie geschmolzenes Blei am Horizont hinter dem Wald heraufzog und die Raben in ihren Schlafbäumen erwachten, kroch der Idiot durch die Küche seiner kleinen Behausung, wo er frierend neben der erloschenen Feuerstelle zu sich gekommen war.
    Er hatte wieder geträumt. Und auch wenn er sich, wie üblich, nicht mehr erinnern konnte, was genau ihn im Schlummer heimgesucht hatte, war er innerlich doch so aufgelöst, dass ihm die Tränen über die stoppelbärtigen Wangen rollten.
    Mühsam zog er sich an der Tischplatte nach oben und kam zum Stehen.
    Es roch noch nach dem faden Brei, den er sich am Vorabend gekocht hatte. Doch die Milch, die er vom Bauern für ein wenig Stallarbeit bekommen hatte, musste verdorben gewesen sein, denn Pierre fühlte sich schlechter als jemals zuvor. In seinem Bauch rumorte es, als hätte er etwas Lebendiges verspeist, das nun mit allen Mitteln zu entkommen suchte.
    Er steckte sich den Finger in Hals und würgte, aber außer ein wenig gallebitterer Magenflüssigkeit kam nichts dabei heraus.
    Benommen sah er sich im Zwielicht um. Er besaß keinen Spiegel, und in diesem Moment war er froh darüber. Die Leute verspotteten ihn auch sonst schon genug, aber wenn er sich jetzt selbst hätte sehen können, wäre ihm vielleicht klar geworden, warum sie ihn für einen Idioten hielten...
    Pierre taumelte zur Tür.
    Er war zwanzig.
    Oder dreißig.
    Seine Mutter war letzten Sommer gestorben und ohne Grabkreuz verscharrt worden. Niemand hätte es bezahlen können. Drei Jahre vorher war mit seinem Vater, der bei der Feldarbeit tot umgefallen war, ähnlich verfahren worden.
    Pierre war also allein, und im allgemeinen hatte er sich damit abgefunden. Nur mit sich selbst als Gesellschaft fühlte er sich sogar wohler als bei Leuten, die ihn doch nur herum scheuchten und tyrannisierten.
    Tu dies, Pierre, tu das, Pierre! Sei nicht so lahm, beim Essen bist du doch auch immer der erste...!
    Er hob den Fallriegel der Tür an und zog sie auf. Er wollte nach draußen, denn er brauchte Holz, um das Feuer wieder in Gang zu bringen. Die grimmige Kälte machte vor keiner Türe halt. An manchen Tagen, wenn das Feuer ausging, überzog sie das Wasser im Eimer neben der Küchenbank mit einer dünnen Eisschicht!
    Pierre hatte es gesehen.
    Mit eigenen Augen.
    Aber darüber konnte er mit keinem reden. Niemand interessierte sich für die unglaublichen Dinge, die er manchmal entdeckte.
    Die Leute waren ja so dumm...
    Fast wäre Pierre gestolpert. Im letzten Moment bremste er das Bein, das an das vor der Tür liegende Bündel stieß.
    Es sah aus wie ein Nest.
    Mehrere Wolldecken umschlangen etwas, das in diesem Moment aus seiner Starre erwachte und laut zu schreien begann.
    Ein Kind.
    Auf der Schwelle seiner Hütte lag ein Kind!
    Und wie klein es war... gerade erst geboren. Nicht älter als einen Tag. Die rosige Haut noch gar nicht richtig sauber, sondern mit einer käsigen Schmiere und mit getrockneten Blutresten bedeckt...
    Pierre stand da, als hätte ihn der Schlag getroffen. Von einem Moment auf den anderen war ihm überhaupt nicht mehr kalt...
    ... aber das winzige Menschenbündel musste frieren!
    Ein Wunder, dass es nicht tot war, dass ihm das Blut nicht längst in den Adern geronnen und zu Eis erstarrt war...!
    Wer tat so etwas? Wer legte ein neugeborenes Kind vor eine fremde Tür und rannte dann davon?
    Es konnte niemand aus der Stadt gewesen sein. Jeder in Perpignan kannte Pierre, und wer ihn kannte...
    Auf-hö-ren!
dachte er, als hätte ihm jemand einen Tritt in den ohnehin schmerzenden Bauch verpasst.
Ich schließe jetzt die Augen, und wenn ich sie wieder aufmache, ist es weg! Das träume ich nur! Ich bin noch gar nicht wirklich wach...
    Doch das Kind in den Decken war wirklich. Es schrie auch weiter, als er die Lider so fest schloss, dass ihm schwindelig wurde. Er presste die Fäuste erst gegen die Schläfen, dann gegen die Ohren, aber es hörte nicht auf. Es wurde nur ein wenig leiser.
    Pierre hielt sich am Türrahmen fest und streckte den Kopf nach draußen. Über den Säugling hinweg.
    Seine Hütte berührte fast den Wald, der die Gebirgsausläufer säumte, und eigentlich gehörte sie nicht mehr richtig zur Stadt.

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