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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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vor dem Spiegel. Steinerne Brüste, mit Adern überzogen, die ich noch nie gesehen hatte. Ein Bauch so dick wie ein Hexenkessel. Der Bauchnabel, der wie eine anzügliche Geste herausragte. »Ist ja widerlich«, hatte Lauren über die massige Schwangerschaft ihrer Schwester gesagt. »Sie war mal schön. Jetzt ist sie nur diese fette, watschelnde Kuh.« Lauren hätte lieber gar keinen Körper gehabt. Was sie betraf, hatte ihr Körper es ständig darauf abgesehen, sie anzuwidern oder sie in der Öffentlichkeit zu blamieren. Ich weiß noch, wie sie reagierte, als ich ihr – eine Weile bevor wir beide so weit waren – erklär- te, was die Menstruation war. »Was meinst du damit, du blutest ein Ei aus? Ein Ei? Himmel nochmal, Lu, das ist so was von widerlich. Warum denkst du dir solches Zeug aus?« Doch noch während sie mir widersprach, war mir klar, sie wusste, dass ich nichts erfunden hatte. Ich vermisste sie. Sie war inzwischen silikonisiert und von einem Gangster aus Los Angeles geschieden. Wir hatten seit Jahren nichts mehr voneinander gehört gehabt, und ganz gleich, wie lange wir uns unterhielten, wir holten die alten Zeiten nie wieder zurück.
    Ich wuchtete mich auf die Kloschüssel und blieb dort erschöpft hocken.
    »Ich habe nie ein wildes Tier gesehen, das Mitleid mit sich hatte«, zitierte meine Mutter immer, hob mein Kinn mit ihren Fingerspitzen und trocknete mir die Tränen mit dem Ärmel. »Ein kleiner Vogel wird erfroren vom Ast fallen, ohne jemals Mitleid mit sich selbst gehabt zu haben.« Es half jedes Mal, bis ich eines Tages, ich war siebzehn und verkatert und voller Liebeskummer, auf sie losging und sagte, dass wilde Tiere qua Definition nicht in der Lage seien, Selbstmitleid zu haben, und dass das ein blödes Scheißgedicht sei und D. H. Lawrence ein Arschloch. Darauf erwiderte sie nur: »Ach, ich wusste ja gar nicht, dass du jetzt alles so wörtlich nimmst. Schätze, du hast dich den Menschen angeschlossen. Wie schade.«
    Ein massiver Krampf entriss mir etwas. Ich stand zittrig auf und sah in die Kloschüssel.
    Blut. Mein Blut. Viel. Einen Augenblick dachte ich, ich hätte eine Fehlgeburt erlitten. Erleichterung, Panik, Aufregung und Wut – dann die Erkenntnis, dass ich natürlich keine Fehlgeburt hatte, dass ein siebeneinhalb Monate alter Fötus nicht einfach so herausflutscht, dass es keine Grenzen der Idiotie gab, die ich nicht überschreiten konnte. Die Kloschüssel bewahrte mein Blut mit einer Art Pathos auf, etwas Trauriges und Hässliches, das zu zeigen sie verdammt war. Ich stand da, sah nach unten und trauerte um das kleine Mädchen, das ich mal gewesen war, welches keine Ahnung von den fürchterlichen Veränderungen hatte, die sie heimsuchen sollten.
    Ich habe nie ein wildes Tier gesehen …
    Ich spülte das Blut weg. Mit Gänsehaut und schmerzendem Kopf stieg ich in die Wanne, ließ mich hineingleiten, bis die Schultern unter Wasser waren. Die Wärme nahm dem Schmerz die Schärfe, und die Temperaturveränderung überraschte das Baby, das still wurde. Ich dachte an Kaitlyn, die gesagt hatte: »Wie können Sie so etwas tun? Ich meine, Sie sind doch schwanger, verdammt.«
    Dann überquerte etwas Schweres, Lebendiges das Dach, sehr nah und sehr schnell.

4
    WOKOP. Vampire. Egal wer. Sie hatten uns entdeckt.
    Adrenalin von null auf sechzig – im Handumdrehen. (Und wie ein Blitz die überraschende Erleichterung: Sie töten mich, dann ist alles vorbei, ich bin tot und bei Jake oder wenigstens bei Mom. Ich hatte eine Vision von uns dreien in einer schönen römischen Version des Lebens nach dem Tode, Olivenbäume, blauer Himmel, ich mit dem Baby im Arm, lachend.)
    Ich rutschte aus, als ich aus der Wanne stieg, schlug mir das Knie an, kümmerte mich nicht weiter darum, zog mich schnell an, schnappte die Glock und einen Pflock und ging nach unten, um Cloquet zu wecken.
    »Hast du was gesehen?«, fragte er flüsternd. Sein Gesicht war vom Schlaf aufgedunsen, sein Atem stank nach Jack Daniels, aber er hatte die Cobra entsichert und wurde schnell wach.
    »Gespürt«, antwortete ich. »Nicht gesehen.« Er verstand: So kurz vor der Verwandlung zeigte Wolf bereits Wirkung.
    »Hier«, sagte er, »nimm das hier.« Er zog eine Armbrust und einen Köcher mit Holzpfeilen aus der Schrankbar. »Wenn jemand reinkommt, weißt du, was zu tun ist.«
    »Du brauchst mich dabei«, widersprach ich. Cloquet wollte protestieren, doch ich unterbrach ihn. »Wenn es ein Vampir ist, brauchst du meine Nase. Das

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