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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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ist keine Bitte.«
    Er wusste, dass ich recht hatte. »Na gut«, willigte er ein, »aber bitte bleib in der Nähe.«
    Wir öffneten die Tür und traten hinaus. Die Kälte überfiel uns. Vom Mond beschienener Schnee glitzerte wie vor Freude. Die Zufahrt, die Cloquet vor Tagen geräumt hatte, führte direkt zu der Schotterstraße jenseits der Bäume dreißig Meter entfernt. Rechtwinklig zum Haus stand eine steinerne Scheune, die die Ski-Doos beherbergte, Snowcat, Minipflug, Notgenerator und Werkzeug. Der Cherokee war freigeschaufelt, hatte Winterreifen, war fahrbereit. Im Vorbeigehen legte ich eine Hand auf die Flanke des Wagens, so wie ein Mädchen die Bindung zu ihrem Pferd bestätigen würde. Schweigend suchten wir die Dachkante ab. Cloquet sah mich an. Ist es noch da? Ich nickte. Ja, aber nicht in der Nähe. Vampir? Ich war mir nicht sicher. Wenn, dann hätte mir vor Gestank schwindlig werden müssen. Meine Toten nadelten und piksten mir in Armen und Beinen. Cloquet formte mit dem Mund: Bleib hier.
    Auf gar keinen Fall, mimte ich zurück.
    Wir müssen wohl fünfzehn, zwanzig Minuten gebraucht haben, um das Haus einmal zu umrunden, stehen zu bleiben, zu lauschen. An manchen Stellen war der Schnee so hoch, dass wir uns mühsam vorankämpfen mussten. In meinem angeschlagenen Knie herrschte ungestüme Zellaktivität. Cloquet nahm ein Nachtsichtfernglas und suchte die umgebenden Bäume ab. Nichts. Dennoch zitterte der Äther. Was immer es auch war, es war noch da, bewegte sich mit uns, hielt Abstand, ein Geruch, eine Schwingung, zum Verrücktwerden knapp außer Reichweite.
    Wir kehrten erschöpft, aber ohne Zwischenfall zur Zufahrt zurück. Cloquets Gesicht wirkte wie wachgeschrubbt. Ein Tautropfen baumelte ihm von der Nasenspitze. Ich wusste, was er dachte: Wenn ich einen Vampir gespürt hatte, dann hatte mich der Vampir auch gespürt. Unsere Deckung war aufgeflogen. Wir mussten weiterziehen, sofort. Dieser Gedanke – Flucht, schon wieder, die Kraft, die das kosten würde – erfüllte mich mit tiefer Schwäche. Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich die Treppe hinaufrannte und das Nötigste in eine Tasche stopfte. Das Bild erschöpfte mich. Ich schloss die Augen und lehnte den Kopf vorsichtig an die Beifahrerscheibe des Cherokee. Ich wollte schlafen. Für immer. Wollte mich in den Schnee legen und dahingehen. Dahingehen, für immer –
    Dann traf mich der Geruch mit voller Wucht, und ich wusste, worum es sich handelte.
    Ich wollte Cloquet Bescheid geben – brauchte ich aber nicht: Ein schlanker, dunkler, stiller Wolf fiel vom Dach wie ein zäher Tropfen Melasse auf die Veranda, sprang auf die Motorhaube des Jeeps, hielt kurz inne, sah mich nicht an, sprang hinunter und rannte durch die Zufahrt davon.
    Wir sahen wortlos hinterher, bis das Tier im Wald verschwunden war.
    Ich lächelte, dann fiel mir auf, dass Tage, vielleicht Wochen vergangen waren, seit ich das letzte Mal gelächelt hatte. Ich hatte einen kurzen Blick in seine mineralgrünen Augen erhascht und einen großen Pulsschlag seiner hellwachen maskulinen Loyalität gespürt. Ich hatte gefühlt, wie ich mich in ihn hinein ausdehnte, mit seinen Augen sah und (ein Paradoxon wie ein Zen-Koan) gleichzeitig mit meinen eigenen. Ein unsichtbares Nervensystem, ein lebendiges Netz spannte sich durch das Tier und darüber hinaus zu einem unsichtbaren Wolfsrudel. Die anderen Tiere waren bei ihm, bei mir, wir waren eine fließende, lebendige Konstellation.
    »Sind wir deswegen hier draußen?«, flüsterte Cloquet.
    »Ja.«
    » Mon Dieu , war der groß.«
    »Du wirst mir nicht glauben«, sagte ich, »aber ich habe noch nie einen lebenden Wolf gesehen. Nicht mal im Zoo.«
    »Wie fühlte sich das an?«
    Mit dem Lächeln waren ein paar Tränen in mir aufgestiegen, gefallen, waren versiegt. Keine Gefühlsduselei. Nur die Wirkung der Ruhe vor den Schmerzen, die nun, als das Tier fort war, zurückkehrten. Ich blinzelte. Es war äußerst beruhigend, dass er mich nicht angestarrt hatte. Das brauchte er auch nicht. Sein Wille hatte sich in meinem aufgelöst und war dann weitergezogen.
    »Ich war nicht schnell genug«, sagte ich. »Als würde etwas auf einem schnellen Bach vorbeitreiben.«
    »Wie bitte?«
    »Ich hätte ihn beherrschen können.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Das Baby, das still gewesen war, trat wieder. Ich biss die Zähne zusammen, schloss die Augen, ließ es über mich ergehen. Cloquet sah noch immer zu den Bäumen hinüber, wie der Wolf verschwunden war. »Tu

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