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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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Besonderes geboten werden.
    Sein als Flugsteward verkleideter Sitznachbar sah ihn mitleidig an, denn der vermutete sicherlich, dass er im Müllsack hier nichts abschleppen würde. Olli wollte sich gerade eine Cola bestellen, als ihn zwei Arme sanft umschlangen, die ihm nicht unvertraut waren. Klar, nur Svenja konnte wissen, wer unter dem Müllsack steckte. Olli drehte sich um und wollte sie küssen, aber er erschrak zunächst, denn sie trug nur einen kurzen weißen Kittel, der knapp oberhalb von halterlosen dunklen Nylonstrümpfen endete.
    »Was schaust du mich so an? Magst du mich etwa so nicht leiden, mein Süßer?« Svenja streckte ihm ihr wohlriechendes Dekolleté entgegen, welches von einem schwarzen Rüschen-Büstenhalter in einen noch üppigeren Zustand versetzt wurde.
    Olli begann, unter dem Müllsack zu schwitzen. »Konntest du denn keine dezentere Verkleidung finden, Svenja?« Die hielt ihn umarmt und antwortete ihm flüsternd ins Ohr. »Witzbold. Wo soll ich denn auf der Insel mitten im Sommer eine Verkleidung herbekommen? Die haben doch alle hier mehr oder weniger ihre Arbeitsklamotten an. Der neben dir arbeitet auf dem Flugplatz. Ich habe dich vermisst, mein Schatz.«
    Natürlich hatte Svenja recht, und er war glücklich, dass sie ihn so zärtlich umarmte, auch wenn der Plastiksack nicht nur in optischer Hinsicht eine durchaus ernst zu nehmende Barriere war. In ihren Armen blickte er sich vorsichtig um, aber für ihn waren außer Svenja nur Fremde in diesem Lokal. Er bohrte vorsichtig nach. »Kennst du noch mehr Leute hier?«
    Svenja lachte. »Ich kenne viele hier, aber wen kennt man schon wirklich?«
    Die Antwort ließ viel Spielraum offen.
    Die Aufmerksamkeit der Gesellschaft richtete sich jetzt jedoch auf den Wirt des Lokals, der inzwischen die Bühne erklommen hatte und zu einer kurzen Ansprache ansetzte. »Liebe Freunde, ich begrüße euch heute zu unserem diesjährigen Kappenfest. Der größte Broadwaystar, den unser Land jemals hervorgebracht hat, wird uns auf dieses Ereignis einstimmen, unsere Hildegard Knef. Jahrgang 1925, aber ihr werdet heute noch ihre Wiedergeburt erleben, und sie ist strahlender als je zuvor. Begrüßt unser Hildchen mit einem Applaus!«
    Neben der Bühne schien sich der Künstlertisch zu befinden, worauf nicht nur ein Gitarrenkoffer und etliche leere Weingläser auf dem Tisch hinwiesen, sondern auch eine nervös an der Zigarette ziehende vollschlanke Blondine, die sich jetzt erhob. Mit ungelenken, staksigen Schritten stöckelte sie zur Bühne, und wenig später folgte direkt von der Herrentoilette ein zwei Köpfe kleinerer Gitarrist mit einer Beinprothese, der auch leicht verstrahlt schien.
    Der erste Akkord der Gitarre unterbrach alle Gespräche in der Kneipe, und die Hinwendung des Publikums zur Bühne nutzte Svenja in ihrer eigenen Art schnell aus, um die Gefühlssperre zu überwinden. Sie unterwanderte mit ihren streichelnden Händen den Müllsack. Olli schaute sich noch einmal verstohlen um, aber das Publikum war tatsächlich mit dem Hildchen auf der Bühne beschäftigt, der man in der Tat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Diva nicht absprechen konnte, wenngleich ihre Haarpracht lediglich eine Perücke war.
    Kaum hauchte das Hildchen mit einem verführerischen Augenaufschlag dem Publikum einen Dank für den Applaus entgegen, da skandierten einige männliche Besucher im Schankraum ihre künstlerischen Erwartungen an die Performerin. »Ausziehen, ausziehen, ausziehen!«
    Der Wirt versuchte, mit seiner Ansage den Auftritt nicht entgleisen zu lassen. »Liebe Freunde, ich bitte um Respekt für die Künstlerin. Jetzt geht es los. Applaus für die Diva. Fertig, Hildegard?«
    Die Frau mit der blonden Perücke nickte aufgeregt, und das Publikum begann zu johlen. Olli hätte ihr anstatt der schwarzen Bekleidung, die kaum die eine oder andere Körperpolsterung verbarg, den weiten weißen Umhang von Hildchen aus ihren späteren Jahren gewünscht, den irgendein fetter schlagerjaulender Grieche später für seine Auftritte noch perfektioniert hatte. Aber jetzt schien es endgültig zur Sache zu gehen. Der Gitarrist gab mit dem harten Stampfen seiner Beinprothese auf dem Boden den Takt an, um kunstvoll mit der Gitarre ein Intro anzustimmen. Daraufhin ließ die Imitatorin genau wie Hildchen seinerzeit ihr rauchverruchtes Stimmorgan knurren. »Eins und eins, das sind zwei«, das schien dem Publikum noch von der echten Hildegard Knef bekannt zu sein, denn sofort wurde lauthals

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