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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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stehen schien, erfreute Hansen zunächst, obwohl er in seinem Leben gelernt hatte, sich nicht in fremde Beziehungen einzumischen. Die eigene war schließlich kompliziert genug. »Wie ist Ihr Strandfund denn beschaffen?«

     
    Die Clausen schien sich mit der Antwort schwerzutun, denn sie antwortete nur ausweichend. »Zunächst weitgehend hölzern, Kommissar. Ehrlich gesagt, hier ist eigentlich nur ein unbemanntes größeres weißes Holzboot angetrieben worden. Ich war noch nie auf Helgoland, aber Thies hat es bei unserem Spaziergang sofort als ein dort eingesetztes Börteboot erkannt. Er meinte, dass Sie unbedingt den Fund bewerten sollten, obwohl angetriebene Boote ansonsten ja eher keine Sache für die Kieler Kripo sind.«
    Da hatte sie nicht ganz unrecht, aber hier lag der Fall in der Tat anders. Sollte Fiete Rasmussen wieder einmal einen seiner berüchtigten Ausflüge unternommen haben?
    Hansen sagte zu, sofort zu kommen. Er hastete zu seinem Dienstfahrzeug und startete den Motor. Das Autotelefon klingelte. Es war Ten Hoff, der berichtete, dass sein Archivfuchs herausbekommen hatte, dass Duckstein und Heidenreich noch lange Jahre enge finanzielle Beziehungen pflegten, obwohl der eine dem anderen die Frau ausgespannt hatte. Meistens handelte es sich dabei um kleinere Darlehen, die Heidenreich einräumte, damit Duckstein Tagesgeld verleihen konnte.
    Tagesgeld. Das bedeutete, dass sich jemand Geld zu üblichen Zinssätzen lieh. Jedoch handelte es sich nicht um einen Jahreszins, sondern dieser Zinssatz wurde täglich fällig. Viele undurchsichtige Geschäfte auf dem Hamburger Kiez wurden mit diesem Tagesgeld überhaupt erst möglich.
    Böse Zungen behaupteten, dass der ehrbare Heidenreich damit das finanzielle Überleben seiner ehemaligen Frau bei dem dubiosen Duckstein absichern wollte.
    Hansen dankte Ten Hoff für die Informationen und beendete das Gespräch. In seinem Eifer hätte er fast Christiane Clausen überrollt, die ihn im letzten Moment aufgeregt winkend stoppte. Er stieg aus und salutierte aus Spaß kurz.
    Auf dem weiten Sand wirkte seine junge uniformierte Kollegin ein wenig verloren vor dem verlassenen weißen Börteboot, das mit einem kleinen silbernen Anker auf dem Strand gesichert war. Die Clausen grüßte militärisch korrekt zurück, aber ihrem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass sich die Lage drastisch verschlechtert haben musste, denn leerer konnte ein Blick kaum sein. Sie zeigte nach Süden. »Doch noch ein Leichenfund, Kommissar, keine 300 Meter von hier. Schauen Sie dahinten, der senkrechte Strich in der Landschaft, das ist Thies Theißen. Er hat die Leiche gefunden und mich sofort angerufen. Ich habe die Kollegen vom Revier informiert, die werden gleich aufschlagen.«
    Noch ein Opfer. Hansen fluchte, denn der nächste Anschiss vom Chef war gewiss. Andererseits würde man vielleicht neue Spuren sichern können. Hansen spürte, dass der Leichenfund nicht die höchste Priorität in dem jetzigen Dasein der Clausen einnahm. Sie schien mit Theißen offenbar nicht ins Reine gekommen zu sein. »Frau Clausen, hat sich Herr Theißen bereits näher zum Leichenfund geäußert?«
    Christiane Clausen zeigte sich ausgesprochen verbittert. »Ach, Kommissar Hansen. Es ist nicht mehr auszuhalten mit ihm. Thies hat sich überhaupt nicht weiter geäußert, denn wir haben uns nach kurzer Zeit wie immer gestritten. Dienst hat immer Vorrang bei mir, das hat er mir vorgeworfen. Dabei ist er doch der Flieger, der es nicht lange an einem Ort aushalten kann.«
    Hansen schaute verständnisvoll, doch er widmete seine Konzentration mehr dem Börteboot. Die Kennzeichnung des Bootes ›HEL 30‹ wies eindeutig auf den Helgoländer Heimathafen hin, und der Name Rasmus schien ein Fingerzeig auf die Sippschaft der Rasmussens zu sein. Fußspuren waren nicht zu erkennen, die hatte das Wasser inzwischen weggespült. Hansen versuchte, die junge Polizistin auf seine Art zu trösten. »Liebe Kollegin, ich bin schon eine Ewigkeit verheiratet. Glauben Sie nur nicht, dass meine Frau und ich ohne Grabenkämpfe miteinander auskommen. Zusammensetzen und reden ist das Einzige, was hilft. Man muss es eben immer wieder aufs Neue versuchen. Niemals aufgeben.«
    Clausen nickte tapfer, während Hansen sein schlechtes Gewissen kaum verbergen konnte, denn Ehestreitigkeiten trug er selbst eher mit stumpfen Klingen aus. Aber er musste seine verstörte Kollegin auf andere Gedanken bringen. »Sie bleiben bitte beim Boot und passen auf, dass sich

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