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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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Wagen von der Fahrbereitschaft gesichert, aber wo sollte er nur hinfahren? Stuhr hatte ihm in Sankt Peter letztendlich sein wahres hässliches Gesicht gezeigt, und was er in zwei Monaten mit der Jeanette Muschelfang nicht auf die Reihe bekommen hatte, das schien Stuhr an einem halben Nachmittag hinbekommen zu haben, denn Jeanette hatte sich seit gestern Abend nicht mehr gemeldet. Sollte er etwa den Wagen abbestellen?

     
    Eigentlich hatte er gehofft, dass Jeanette Mitleid mit ihm haben würde, weil Stuhr ihn so unqualifiziert vor den Kopf gestoßen hatte. Aber er hatte schon auf der Terrasse gespürt, dass sie ihren Jagdinstinkt in Richtung Stuhr ausgerichtet hatte, denn immer wieder blickte sie zu ihm hinüber. Als er sich nach Stuhrs Affront von ihr verabschiedete, hatte sie ihn nicht einmal gebeten zu bleiben. Die Vorstellung, dass seine heiß erkämpfte Jeanette mit Stuhr etwas angefangen haben könnte, tat physisch weh und ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Darum hatte er ihn früher immer schon beneidet, wie schnell der an Frauen herankam. Was hatte Stuhr nur, was er nicht hatte? Er trat wütend den unbedeutenden grauen Aktenberg auf der linken Seite seines Schreibtisches zu Boden.

     
    Immer wieder erschien Stuhrs Nummer auf dem Display seines Diensttelefons, aber bevor nicht Jeanette nach ihm verlangte, würde er den Hörer nicht abnehmen. Vergeblich versuchte Dreesen, sich in den Vormittagsschlaf einzuklinken, doch immer wieder klingelte der verhasste graue Apparat, den er nicht leiser stellen konnte. Auf einmal erblickte er jedoch auf dem Display eine unbekannte Nummer. Vorsichtig nahm er den Hörer ab. Eine markige Stimme weckte ihn aus seiner Depression.
    »Hier ist Dr. Rogge von der Biologischen Anstalt Helgoland am Telefon. Guten Tag. Spreche ich mit Herrn Dreesen?«
    Dreesen bestätigte das und grüßte zurück. Das war ja interessant, wie schnell der Helgoländer Anstaltsleiter sich meldete.
    Dr. Rogge setzte das Telefonat fort. »Ich bin der Leiter der Anstalt und war natürlich auch der Vorgesetzte unseres verstorbenen Herrn Reinicke, Sie wissen?«
    Ja, Dreesen wusste natürlich.
    Schnell kam Dr. Rogge zu seinem Anliegen. »Herr Stuhr, Sie werden ihn kennen, hat mir signalisiert, dass ich bei Ihnen vorstellig werden darf. Es gibt nämlich Probleme mit einigen Antragsstellungen, die durch Herrn Reinicke veranlasst worden waren.«
    Dreesen fragte ungläubig zurück. »So, Probleme also mit den Antragsstellungen? Davon ist mir nichts bekannt, die sind alle auf dem Weg.« Dreesen zog die Liste mit den von ihm an Kollegen weitergeleiteten Projekten aus einer Akte. Natürlich hatte er diese Liste Stuhr nicht gegeben. »Wenn ich Ihnen helfen soll, dann müssten Sie die Probleme schon näher spezifizieren, Dr. Rogge.«
    Dieser zögerte einen Moment, bevor er Klartext sprach. »Herr Dreesen, ich spreche jetzt ganz offen mit Ihnen. Sie wissen von Herrn Reinicke genau, dass uns bisher die Gegenfinanzierung für die Anträge zum Landesprogramm ländlicher Raum gefehlt hat. Ich wollte Ihnen auf dem gleichen Kanal wie Herr Reinicke nun mitteilen, dass ich seit gestern Nachmittag einen entsprechenden Förderbescheid vom Bund in den Händen halte. Meine Vertreterin Frau Dr. Sommerfeld hat für die Anstalt gezeichnet.«
    Auf dem gleichen Kanal? Welche Vorstellungen hatte der Anstaltsleiter von seiner Funktion für Reinicke? Sollte er ihm jetzt gleich hier den Marsch blasen? Aber vielleicht war es doch besser, erst einmal zu hören, was er genau wollte. So blieb Dreesen zunächst höflich. »Das freut mich für Sie, Dr. Rogge. Dann sollte ja verwaltungstechnisch gesehen alles seinen geregelten Gang gehen, oder kann ich noch irgendetwas für Sie tun?«
    Die markige Stimme klang jetzt leicht verärgert. »In der Tat, Herr Dreesen. Vielleicht ist Ihnen nach dieser Auskunft eine beschleunigte Bearbeitung der Anträge möglich, denn ich muss die Anschlussbeschäftigung vieler auf Zeit engagierter Mitarbeiter in die Wege leiten. Das kann ich aber nur mit einer Mittelzusage seitens des Landes.«
    Dreesen verstand das Problem, aber er zeigte sich unwillig, bei der Beschleunigung zu helfen, denn das könnte später von Typen wie Stuhr unter Umständen gegen ihn ausgelegt werden. »Kein Problem, Dr. Rogge, dann übersenden Sie mir den Förderbescheid doch einfach in Kopie. Sie wissen, Anträge bedürfen ausschließlich der schriftlichen Form. Ich bin überzeugt, dass dann alles schnell seinen ordnungsgemäßen Weg geht.

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