Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
B EGLEITWORT
VON P ETER B AACKE
Für einen kurzen Augenblick in der europäischen Geschichte, während der Renaissance, schienen sich neue Horizonte zu erschließen, die für viele auch von der Hoffnung getragen wurden, ein freieres und humaneres Leben auf diesen Planeten zu verwirklichen.
„Alles ist möglich. Nichts sollte verschmäht werden. Nichts ist unmöglich. Die Möglichkeiten, die wir leugnen, sind nur die Möglichkeiten, die wir außer Acht lassen.“
So zitiert Carlos Fuentes – in seinem bekannten kulturgeschichtlichen Essay
Der vergrabene Spiegel. Die Geschichte der hispanischen Welt
– den Renaissancegeist mit den Gedanken von Marsilio Fincino. Eingedenk des tatsächlichen Verlaufes der Historie, könnte man hier mit Brecht sagen: „Aber die Umstände, die Umstände (!) sie waren nicht so.“ Die Erfindung einer neuen Welt ist nicht gerade ein simples Unterfangen, die Entdeckung der Neuen Welt ist ein tragischer Fakt der Geschichte dieses Planeten, durchsetzt mit den Geschichten der Piraten und vieler anderer.
Asien ist nicht Amerika, aber 1492 ahnte Kolumbus nicht und wusste es nicht bis an sein Lebensende, dass er die „Neue Welt“ (wieder-)entdeckt hatte. Genauer gesagt einen Teil dieser Welt, nämlich die Bahama-Insel „Guanahania“, die er in Besitz für die spanische Krone nahm, wie viele nachfolgende Inseln und Landstriche der Karibischen-See, und er nannte diese erste Insel „San Salvador“.
Carlos Fuentes schreibt: „Getrieben von Mut, Ruhmsucht, dem Abenteuer der Entdeckung, der Begierde nach Gold und der Pflicht, das Evangelium zu verbreiten, ließ er (Kolumbus) Europa sich selbst im Spiegel des Goldenen Zeitalters und des Edlen Wilden sehen. Denn die Männer und Frauen auf diesen Inseln waren friedlich, unschuldig und geblendet von Glasperlen und roten Hauben.“
Ruhmsucht und Gold und alles was man damit assoziiert, bestimmten denn auch weiterhin die Geschichte der Karibik. Grausamkeit gepaart mit Tollkühnheit, Wagemut und Verzweiflung, Tod und Untergang waren die Wegbegleiter und Nachfolger des merkantil orientierten „Entdeckers“ Kolumbus. In seinem Bordbuch hat er seine epochale Landnahme am Donnerstag den 11. und 12. Oktober 1492 dokumentiert:
„Ich blieb weiterhin auf west-südwestlichen Kurs. Wir hatten stark unter hohen Seegang zuleiden, mehr als jemals auf unserer ganzen Fahrt.“
Es scheint so, als wollte sich das Meer, die Naturgewalt der Neuankömmlinge erwehren. Aber nach anstrengenden 66 Tagen und diversen Unbill, bis hin zur Fast-Meuterei der Mannschaften, waren jetzt alle Mannen begierig nach den ersten Zeichen vom neuen Land, auch um endlich der ersehnten „Schätze“ habhaft zu werden.
Kolumbus berichtet von diesem so folgenschweren Tag weiter:
„Die Leute der KaravellePinta erspähten ein Rohr und einen Stock, fischten dann noch einen zweiten Stock heraus, der anscheinend mit einem scharfen Eisen bearbeitet worden war; (...) Auch die Mannschaft der Nina sichtete Anzeichen nahen Landes und den Ast eines Dornbusches, der rote Früchte trug. Diese Vorboten versetzten alle in gehobene, freudvolle Stimmung.(...) Als erster erspähte dieses Land ein Matrose, der Rodrigo da Triana hieß.(...) Um zwei Uhr morgens kam das Land in Sicht, von dem wir etwa 8 Seemeilen entfernt waren.“
Am Freitagmorgen, den 12. Oktober 1492 ging Kolumbus an Land, lakonisch fast nebensächlich schreibt er:
„Dort (auf der Insel) erblickten wir also gleich nackte Eingeborene.(...) Unseren Blicken bot sich eine Landschaft dar, die mit grün leuchtenden Bäumen bepflanzt und reich an Gewässer und allerhand Früchten war.“
Als geübter Seefahrer und Händler schätzte Kolumbus sofort ab, was dieses neue Eiland für einen Nutzen für ihn haben könnte: Frischwasser, Holz und Früchte, alles sehr nützlich nach langer entbehrungsreicher Seefahrt und für eine mögliche Rückfahrt auch. Seine Betrachtungen über die Inselbewohner sind die eines Machtmenschens, sie orientieren sich vor allem an seinem Vorteil und ob es eventuelle Gefahren zu bedenken gibt. So schreibt Kolumbus weiter:
„Sie führen keine Waffen mit sich, die ihnen nicht einmal bekannt sind, ich zeigte ihnen die Schwerter und da sie sie aus Unkenntnis bei der Schneide an fasten, so schnitten sie sich.(...) Im allgemeinen haben sie einen schönen Wuchs und anmutige Bewegungen.“
Gegen die in den Kriegen Europas entwickelten Waffen und deren brutalen Einsatz hatten die Einwohner der Karibik und des
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