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Bären im Kaviar

Bären im Kaviar

Titel: Bären im Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles W. Thayer
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sich
als patenter Sportsmann. Er heftete mir ritterlich eine Medaille an die Brust.
Sie kennzeichnete mich öffentlich als einen »Skiläufer Dritter Klasse« und
wurde augenscheinlich auf der gleichen Basis verliehen wie die
Fallschirmjäger-Urkunde: nur wenig schlechter, und ich wäre tot gewesen!
    Der Junior-Fußballtrainer in West
Point gab mir keinen Whisky. Statt dessen befahl er mir den geschlagenen
Nachmittag lang, Bälle anzunehmen, Hintermänner abzuschütteln und Paßbälle von
den verschiedensten Teilen meiner Anatomie abprallen zu lassen, hauptsächlich
von der Bauchgegend. Als ich in Richtung Umkleideraum davonhumpelte, schien er einen
Augenblick milder gestimmt zu sein, und ich war ehrlich gerührt, als er hinter
mir her brüllte: »Das war das letztemal, daß Sie Fußball gespielt haben! Morgen
können Sie wieder die Turner beglücken!« Einige weitere Wochen verstrichen.
Schon begann ich zaghaft zu hoffen, die irregeleiteten Enthusiasten endgültig
abgeschüttelt zu haben, als der Adjutant eines Tages beim Lunch laut und
deutlich die fatalen Sätze wiederholte: »Kadett Thayer hat sich heute auf dem
Fußballplatz zu melden.« Ich hielt es zuerst für einen Irrtum und überlegte
nur, ob ich den Befehl ignorieren oder die Sache klären sollte. Da aber
Befehl-Ignorieren in West Point ein ziemlich gefährlicher Sport ist, sprach ich
den Adjutanten nach dem Lunch schüchtern an: »Entschuldigen Sie, Sir, ist
dieser Befehl nicht vielleicht ein Irrtum? Sie haben mir vor drei Wochen
dasselbe gesagt, und ich denke…«
    »Zum Teufel! Haben Sie immer noch
nicht gelernt, daß »Schnappsäcke« keine Fragen zu stellen haben? Und außerdem,
wissen Sie immer noch nicht, was geschieht, wenn »Schnappsäcke« anfangen zu
denken?«
    Es war eine Standardfrage, und
pflichtschuldigst murmelte ich die festgesetzte Antwort: »Doch, Sir! Sie
bringen alles durcheinander.«
    So fand ich mich zum drittenmal bei
der Fußballabteilung wieder. Diesmal begrüßte mich der Obertrainer persönlich
und klopfte mir wohlwollend auf den Rücken.
    »Ich hab’ gestern noch mal die
Stammrollen durchgesehen«, sagte er, »und stieß auf Ihren Namen. Sind Sie nicht
der Bruder vom letztjährigen Meisterspieler?«
    Ich gab es zu.
    »Na, wenn ich mir überlege, daß wir
Sie die ganze Zeit übersehen haben! Laufen Sie mal flott zum anderen Ende
‘rüber und zeigen Sie uns, was ihr Thayers könnt. In der Zeit von Null Komma
nichts haben wir Sie in der ersten Mannschaft! Sie sind ein bißchen leicht,
aber das gibt sich hier schnell genug.«
    Daß Protestieren nichts half, hatte
ich mittlerweile gelernt und ging gehorsam auf meinen Platz. Inzwischen waren
auch die letzten Nieten aus den Mannschaften heraustrainiert. Die Mannschaften
bestanden jetzt ausschließlich aus zweihundertpfündigen Gorillas, deren
einziger Ehrgeiz es zu sein schien, ihren Kollegen das Lehen so ungemütlich wie
eben möglich zu machen. Meine Abneigung gegen sie schwoll rapide an. Diesmal
war mein Auftritt kürzer, aber unzweifelhaft viel intensiver als bei den
bisherigen Gelegenheiten. Einige Sätze lang schaffte ich es, mit nicht mehr als
einigen Schrammen im Gesicht, einem gequetschten Schienbein und einer
verrenkten Schulter durchzukommen, und fing bereits an, das Leben charmant zu
finden. Dann kollidierten zwei meiner strammeren Kollegen, in entgegengesetzter
Richtung rennend, mit meinem linken Bein. Mein Knöchel — das einzige, was
nachgeben konnte — gab nach.
    Der Sportarzt warf einen Blick darauf
und wandte sich an den Obertrainer:
    »Kein Fußball mehr für diese Saison.«
    Der Obertrainer murmelte etwas
Ähnliches wie »zu schade«, doch schloß ich aus der Art, in der er es sagte, daß
er nicht ganz so enttäuscht war, wie er noch vor wenigen Stunden gewesen wäre.
Vielleicht begriff er allmählich, daß Fußballspielenkönnen eine erworbene und
keine ererbte Fähigkeit ist.
    Zuletzt versuchte ich es mit Polo.
Geritten hatte ich seit frühester Jugend, und der Polotrainer glaubte einige
Möglichkeiten in mir zu entdecken. Jedenfalls stand mein Name ganz unten auf
der bald darauf veröffentlichten Liste der Polomannschaften. Für den Rest der
vier Jahre blieb Polo meine einzige sportliche Betätigung. Bälle traf ich auch
hier nicht, aber ich konnte reiten und verbrachte die meiste Zeit damit, Ponys
zu trainieren. Schließlich bekam ich sogar — wiederum aus rein altersmäßigen
Gründen — einen Schein, der mich wenigstens in den Augen meiner

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