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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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ins Gesicht.

2

    »Die Kabine steht zu Ihrer Bequemlichkeit unter Druck. Falls Sauerstoff nötig wird, greifen Sie bitte nach oben und ziehen Sie die Maske herunter, bis der Schlauch ausgerollt ist. Setzen Sie die Maske auf Mund und Nase, sichern Sie sich mit dem Elastikgurt und atmen Sie normal. Der Sauerstoffbeutel darf nicht aufgeblasen aussehen. Wenn Sie mit kleinen Kindern reisen, setzen Sie zuerst Ihre Maske auf, dann erst helfen Sie Ihrem Kind. Die Kissen an den Sitzen in diesem Flugzeug können als Schwimmhilfe benutzt werden. Genaue Anweisungen finden Sie auf der Sicherheits-Informationskarte. Das Rauchen ist während des gesamten Fluges nicht gestattet. Denken Sie bitte daran, dass folgende elektronische Geräte wegen einer möglichen Störung der Navigations- oder Kommunikationssysteme bei Start und Landung nicht angeschaltet sein dürfen: tragbare CD-Player, Laptops und Handys. Schnallen Sie sich jetzt bitte für den Start an, stellen Sie die Rückenlehne gerade und klappen Sie die Tische nach oben. Im Namen aller Mitarbeiter der Lufthansa möchten wir uns bei Ihnen bedanken, dass Sie sich heute für uns entschieden haben. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Flug.«
    Plotek wollte nicht fliegen. Noch nie. Bisher war er erst einmal geflogen. Im zarten, jugendlichen Alter. Das war der Horror gewesen. In luftiger Höhe war er mehrere Tode gestorben. Jetzt auch. Plotek saß in einer Lufthansa-Maschine auf dem Münchner Flughafen kurz vor dem Start nach Hamburg. Wie er in die Maschine gekommen war, war ihm im Augenblick nicht ganz klar. Er saß auf jeden Fall neben Agnes. Und die nestelte an seinem Sicherheitsgurt herum.
    »Kann ich helfen?«, fragte eine Stewardess, die breit grinsend neben dem Sitz auftauchte. Zuerst machte sie noch eine wenig interessierte Miene, dann sah sie Plotek plötzlich mitleidvoll und besorgt an.
    »Ist Ihnen nicht gut?«
    »Alles bestens«, antwortete Agnes anstelle von Plotek, »er hat nur die Hosen voll.«
    Die Stewardess schien sich nicht sicher zu sein, wie sie Agnes verstehen sollte. Ein wenig pikiert und die Nase rümpfend machte sie sich davon. Agnes kicherte.
    Wieder einmal hatte sie sich durchgesetzt. Wie so oft. Im Allgemeinen und im Besonderen, wenn es nämlich um Plotek ging. Plotek zog in der Regel immer den Kürzeren, egal wo. Fernsehprogramm, Nudeln al dente oder weich, Wasser mit oder ohne Kohlensäure, Freizeitgestaltung, alles. Obwohl Agnes und Plotek viel gemeinsam hatten. Aber da, wo es nicht passte, hatte Agnes es passend gemacht und Plotek hatte genickt. Wie fast immer. Im Nicken spielte er in der Champions League, und wenn es darum ging, sich durchzusetzen, in der Kreisliga, Abstiegskampf. Er wollte nicht nach Hamburg. Er wollte auch keinen Kurzurlaub. Plotek wollte überhaupt nicht verreisen. Existieren ist reisen genug, das war Ploteks Lebensmotto. Eines von vielen. Plotek wollte am liebsten am Tresen im Froh und Munter sitzen, Weißbier trinken und den Herrgott einen guten Mann sein lassen. Ab und zu vielleicht mal Fußball anschauen, einen Schweinebraten mit Knödel verdrücken und mit Agnes ein bisschen kuscheln. Mehr nicht. Aber vergiss es.
    »Eine Beziehung ist mehr als zweimal die Woche ficken und ein paar Weißbier zusammen trinken«, sagte sie und schlug mal wieder mit ihrer schönen Hand auf den Tisch, dass es nicht nur Plotek, sondern auch dem Tisch Angst und Bange wurde.
    Kann sein, dachte Plotek schließlich, aber erstens ist ficken und Weißbier trinken nicht so schlecht. Ob sich der Tisch was gedacht hat? Keine Ahnung, vielleicht, blöde Hand. Zumindest besser, als in einem Flugzeug sitzen und vor Angst in die Hose machen, kam Plotek in den Sinn. Und zweitens, wenn es zu einer Beziehung gehört, sich vor Angst anzuscheißen, na dann, gute Nacht. Dann lieber keine Beziehung, dachte Plotek. Und nicht ficken. Und Weißbier trinken auch nur allein. Darin hatte Plotek ja schon Übung. Lieber allein Weißbier trinken, als mit hundert Passagieren zusammen in einer Lufthansa sitzen. Lieber nie mehr ficken, als mit Agnes in der Lufthansa zusammen Weißbier trinken. Lieber alles, als in einer Lufthansa sitzen, mit oder ohne Weißbier und Agnes. Das waren seine Gedanken, während Agnes ihre schöne Hand rieb wegen dem Schlag auf den Tisch und der Tisch wahrscheinlich dachte, selber Schuld. Aber gesagt hat er nichts. Weder der Tisch noch Plotek. Das war wieder typisch. Typisch Plotek. Im Denken war er einsame Spitze, im Widersprechen dagegen eine Niete.

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