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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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aber intelligenten Träumen.
    Quilter ignorierte die Kinder völlig,
als sie fast auf seine Füße traten, um das Feuer besser sehen zu können. Vor
den Decken zeichnete sich die bucklige Gestalt eines Mannes ab. Das Feuer
schien keinen bestimmten Zweck zu haben, und Ransom überlegte sich, daß es
vermutlich nur eine rituelle Bedeutung hatte, die Teil der hier eingeführten
Routine war.
    Miranda beobachtete die Kinder von
ihrer Couch aus. »Meine Kleinen, Doktor – jedenfalls die drei, die am Leben
geblieben sind. Tun Sie mir den Gefallen, sie schön zu finden.«
    »Das sind sie auch«, versicherte
Ransom ihr hastig. Er nahm eines der Kinder auf den Arm und betastete den
großen Kopf.
    In den hellen Augen blitzte ein
Gedanke nach dem anderen auf. »Er sieht wie ein Genie aus.«
    Miranda nickte weise. »Sie haben ganz
recht, Doktor. Ich habe in ihnen zum Vorschein gebracht, was in dem armen alten
Quilter noch verborgen ist.«
    Vom Rand des Schwimmbeckens her
ertönte ein lauter Schrei. Ein einäugiger Mann, dessen linker Arm in einem
Stumpf am Handgelenk endete, starrte zu ihnen herab. Sein Gesicht und seine
Kleidung waren mit Staub bedeckt, als habe er einige Monate lang in der Wildnis
gelebt. Ransom erkannte den Fahrer des Tankwagens, der ihn mit zum Zoo genommen
hatte. Eine Narbe auf der rechten Backe war im Lauf der Zeit tiefer geworden
und verzerrte das Gesicht zur Karikatur einer wütenden Grimasse.
    Er wandte sich an Quilter und sagte:
»Der Jonas-Junge und die Frau sind flußaufwärts gegangen. Wahrscheinlich werden
sie heute nacht von den Löwen erwischt.«
    Quilter sah auf den gekachelten
Boden. Von Zeit zu Zeit hob er die Hand und kratzte sich nachdenklich den
kahlen Schädel. Seine geistesabwesende Art schien zu beweisen, daß er mit einem
unlösbaren Problem kämpfte.
    »Haben sie Wasser?« fragte Miranda.
    »Keinen Tropfen«, antwortete Whitman
lachend und wollte wieder gehen, als aus weiter Ferne eine Stimme über die
Dünen schallte. Irgendwo sprach ein Mann laut mit sich selbst, aber auch mit
der Welt im allgemeinen, die schweigend vor ihm lag und nicht auf seine
Beschwörungen reagierte.
    Whitman trat einen Schritt vor und
wich wieder zurück. »Jonas!« Er schien sich weder zum Angriff noch zur Flucht
entschließen zu können. »Diesmal erwische ich ihn aber!«
    Quilter erhob sich und setzte die
Federkappe auf.
    »Quilter«, rief Miranda ihm nach.
»Nimm den Doktor mit. Er kann mit Lomax sprechen und vielleicht herausbekommen,
was er eigentlich vorhat.«
    Quilter schnallte sich seine Stelzen
an. Sie kletterten aus dem Schwimmbecken und gingen an der Feuerstelle vorbei,
wo jetzt nur noch einige Holzstücke rauchten. Whitman führte sie über die
Dünen. In einer der Senken war ein halbes Dutzend Hunde an den Pfosten eines
ehemaligen Wachtturms gebunden. Die kleine Meute zerrte ungeduldig an den
Leinen, so daß Whitman seine ganze Kraft aufwenden mußte, um nicht fortgerissen
zu werden. Er schlich weiter die Dünen entlang. Zwanzig Meter hinter ihm
stelzte Quilter in voller Kriegsbemalung, dann folgte Ransom. Irgendwo vor
ihnen ertönte noch immer der Monolog.
    Als sie über eine der Dünen
kletterten, sahen sie plötzlich hundert Meter vor sich Jonas langsam durch die
Ruinen am Seeufer gehen. Er bewegte sich wie ein Schlafwandler und schien die
weißen Hügel anzusprechen, die sich hier bis zum Horizont erstreckten.
    Whitman näherte sich ihm schräg von
hinten und hielt die japsenden Hunde mühsam mit einer Hand zurück. Er zögerte
am Fundament eines zerstörten Beobachtungsturms und wartete darauf, daß Jonas
auf der früheren Uferstraße erscheinen würde. Er nahm die Leine in den Mund und
begann den Knoten mit einer Hand zu lösen.
    »Jonas ...!«
    Der Ruf kam aus den Dünen am See.
Jonas blieb stehen, sah sich nach dem Rufer um und entdeckte dabei hinter sich
Quilters groteske Gestalt und die Hunde, die sich jetzt von Whitman losrissen.
    Als die Meute seine Spur aufnahm,
setzte der hagere Mann sich ebenfalls in Bewegung. Er rannte mit gesenktem Kopf
über die Trümmer davon. Die Hunde holten ihn ein und schnappten nach seinen
Fersen, aber er riß sich ein altes Fischernetz von der Schulter und schlug es
ihnen um die Schnauzen. Plötzlich verhängte sich die Leine, an der alle Hunde
gemeinsam hingen, um einen alten Telegrafenmast. Die Meute hielt ruckartig an
und kläffte wütend hinter dem Fliehenden her.
    Ransom beobachtete die hagere
Gestalt, bis der Prediger zwischen den Dünen am Ufer

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