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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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zurückgekommen?«
    Ransom machte eine Pause, bevor er
diese Frage zu beantworten versuchte, denn er sah, daß Quilter ihn aufmerksam
beobachtete. Die beiden nahmen offenbar an, ihre kleine Gruppe sei die Vorhut
einer offiziellen Expedition von der Küste her, die vielleicht das Ende der
Dürre ankündigte.
    »Nun«, begann er unsicher, »ich weiß,
daß meine Begründung vielleicht komisch klingt, Miranda, aber ich wollte Lomax
und Sie wiedersehen – und natürlich auch Quilter. Oder haben Sie dafür kein
Verständnis?«
    Miranda setzte sich auf. »Doch,
durchaus. Ich weiß nicht, was Richard dazu sagen wird, denn er ist in letzter
Zeit sehr scheu und unberechenbar, und Quilter scheint Sie bereits gründlich
satt zu haben, aber ich verstehe, daß Sie deswegen gekommen sind.« Sie lehnte
sich wieder in die Kissen zurück. »Wenn Sie kein Wasser mitgebracht haben, ist
natürlich einiges anders, um es ganz ehrlich zu sagen, aber Sie können bestimmt
einige Tage bei uns bleiben. Nicht wahr, Quilter?«
    Bevor Quilter antworten konnte,
begann seine Mutter auf ihrem Hocker zu schwanken. Ransom hielt sie am Arm
fest. »Sie braucht jetzt vor allem Ruhe«, sagte er. »Kann sie sich irgendwo
hinlegen?«
    Quilter nahm sie wie ein Kind auf die
Arme und trug sie in ein kleines Abteil hinter den Decken. Als er wenige
Minuten später zurückkam, bot er Ransom eine Büchse abgestandenes Wasser an.
Obwohl sein Magen noch immer voll Wasser war, das er am See getrunken hatte,
gab Ransom vor, dankbar zu trinken, weil er annahm, Quilter wolle damit
andeuten, er sei jetzt akzeptiert.
    Dann sagte er beiläufig zu Miranda:
»Ich nehme an, daß Sie uns haben verfolgen lassen?«
    »Wir wußten, daß irgend jemand
hierher unterwegs war. Allerdings haben wir noch nicht allzu viele Besucher von
der Küste gehabt – die meisten Leute scheinen müde zu werden oder verschwinden
einfach.« Sie lächelte Ransom zu. »Ich glaube, sie werden unterwegs gefressen –
von den Löwen, meine ich.«
    Ransom nickte langsam. »Mich würde
nur interessieren, was Sie bisher gegessen haben, wenn man von müden Wanderern
wie mir absieht.«
    Miranda lachte schallend. »Keine
Angst, Doktor, Sie sind viel zu mager und knochig. Außerdem sind diese Zeiten
längst vorbei, nicht wahr, Quilty? Seitdem wir planmäßig vorgehen, haben wir
knapp ausreichend zu essen – Sie würden staunen, wenn Sie wüßten, wie viele
Konservendosen noch unter den Trümmern zu finden sind –, aber die erste Zeit
war doch ziemlich schwierig. Ich weiß, daß Sie glauben, alle seien in Richtung
Küste abgefahren, aber in Wirklichkeit sind viele zurückgeblieben. Nach einer
Weile haben sie sich allerdings rasch vermindert.« Sie starrte nachdenklich
ihren feisten Arm an. »Zehn Jahre sind eben eine lange Zeit.«
    Im Sand über ihnen knackte trockenes
Holz, dann fauchte zischend ein Blasebalg. Ein Feuer aus Holzstücken und ölgetränkten
Lumpen begann zu brennen. Ransom starrte die große schwarze Rauchsäule an, die
unmittelbar vor ihm aufstieg. Sie glich denen, die ihren Weg durch die Wüste
markiert hatten, und Ransom hatte das Gefühl, endlich sein Ziel erreicht zu
haben, obwohl der Empfang nicht ganz seinen Vorstellungen entsprochen hatte.
Niemand hatte bisher Catherine oder Philip Jordan erwähnt, aber Ransom nahm an,
daß es andere Leute wie sie gab, die ohne festes Ziel durch die Wüste irrten
und dann früher oder später mit Quilter zusammentrafen. Einige ertränkte er
vermutlich aus alter Gewohnheit im See, andere nahm er vielleicht mit in seinen
Schlupfwinkel.
    Miranda schnüffelte geräuschvoll.
»Whitman ist hier«, sagte sie zu Quilter, der seine schlafende Mutter durch
einen Spalt zwischen den Decken beobachtete.
    Hinter den Vorhängen klapperten
hölzerne Sandalen, dann kamen drei kleine Kinder aus einem anderen Abteil. Als
sie das Feuer am Rand des Schwimmbeckens sahen, stießen sie sich aufgeregt an
und drängten sich um ihre Mutter.
    Mit ihren geschwollenen Köpfen und
den trotzdem irgendwie zu kleinen Gesichtern erinnerten sie deutlich an
Quilter, aber auch an Miranda. Alle drei hatten den gleichen Wasserkopf,
dieselben großen Augen mit dem nach innen gerichteten Blick und die merkwürdig
eingefallenen Wangen. Ihre kleinen Körper und schwachen Hälse schienen das
Gewicht der riesigen Schädel kaum tragen zu können. Ransom hielt sie zunächst
für schwachsinnig, bis er ihre Augen sah, die ihn aufmerksam beobachteten. Die
großen Pupillen sprachen von phantastischen,

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