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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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erwartet, Flucht – aber nicht so etwas. Der Mann trat ans Fenster heran und sah auf ihn herab, als sei er ein lästiges Insekt.
    »Haben Sie nicht verstanden? Was haben Sie hier zu suchen?«
    Baltasar straffte sich. »Da können wir uns die Hand geben, junger Mann. Es wäre das erste Mal, dass Gäste Fenster einschlagen und in fremde Häuser einbrechen. Und was den Anlass betrifft: Als Nachbar habe ich eine Einladung von Anton Graf. Wie sieht’s da bei Ihnen aus?«
    »Der Nachbar sind Sie? Wie ist Ihr Name?«
    »Ich heiße Senner, Baltasar Senner. Ich bin der Pfarrer hier im Ort.«
    »Ah, ein katholischer Priester. Aber Sie sehen gar nicht wie ein Geistlicher aus, Ihre Augen sind ganz aufgequollen. Man könnte meinen, Sie …«
    »Die Arbeit, junger Mann, ich habe gerade neue Weihrauchsorten für die nächste Messe getestet.« Was nicht exakt der Wahrheit entsprach, aber für diesen Menschen war es die richtige Antwort.
    »Und, was wollen Sie?« Die Stimme des jungen Mannes klang schon freundlicher.
    »Erst mal: Wie ist Ihr Name?«
    »Darf ich mich vorstellen? Quirin Eder.«
    »Sie sind nicht von hier.«
    »Natürlich nicht. Ich komme aus Frauenau.«
    »Die ganze Strecke geradelt?! Respekt!«
    »Das ist mein Hobby. Da bleibt man fit, das sollten Sie auch probieren, Hochwürden.«
    »Darf ich hereinkommen, Herr Eder? Durch das Fenster zu plaudern ist nicht besonders angenehm.«
    »Ich öffne Ihnen die Haustür, Moment.«
    Soweit Baltasar beim Eintreten sehen konnte, war im Gang und auch in der Küche alles an seinem Platz, was darauf schließen ließ, dass Quirin Eder nichts durchsucht hatte – oder sich dabei geschickt anstellte. Sie nahmen am Küchentisch Platz.
    »Sie haben mir immer noch nicht erzählt, was Sie hier im Haus wollen.« Baltasar blickte seinem Gegenüber direkt in die Augen. »Einen Haustürschlüssel haben Sie jedenfalls nicht.« Und Quirin wusste auch nicht, wo der Ersatzschlüssel lag, ganz im Gegensatz zu ihm, Baltasar.
    »Es war die einzige Möglichkeit einzutreten.« Quirin rutschte auf dem Stuhl hin und her. »Ich hatte es eilig, dachte, ich müsste nach dem Rechten sehen.«
    »Sie haben schon erfahren, dass Anton …«
    Er winkte ab. »Natürlich. Die Polizei hat mich angerufen. Ich bin nämlich der nächste Verwandte von Anton, müssen Sie wissen.«
    Baltasar hatte wohl verdutzt dreingeschaut, denn Quirin wiederholte seine Antwort: »Verstehen Sie, Hochwürden, ich bin der nächste Angehörige.«
    »In … in welchem Verwandtschaftsverhältnis stehen … standen … Sie zu Anton?«
    »Ich bin sein Sohn. Sein unehelicher Sohn. Meine Mutter, Charlotte Eder, hatte mal was mit ihm. Aber das ist lange her. Antons Eltern sind längst verstorben, von Geschwistern, Tanten oder Onkeln weiß ich nichts. Also bin ich der nächste Verwandte, sein Fleisch und Blut, wie es so schön heißt.« Zynismus färbte seine Stimme.
    »Anton hat nie etwas von einem unehelichen Sohn erzählt. Er war bei privaten Themen überhaupt sehr einsilbig, deshalb habe ich nicht nachgefragt. Das ist natürlich eine Überraschung für mich. Warum habe ich Sie nie bei Ihrem Vater gesehen?«
    »Wir … nun, wir hatten kein besonderes Verhältnis zueinander. Eigentlich gar keins, wenn man’s genau nimmt. Er wollte nichts von mir wissen, und von meiner Mutter schon gar nicht.«
    »Ein Vater, der seinen eigenen Sohn ignoriert? Das ist ungewöhnlich. So kannte ich Anton gar nicht.«
    »Es gibt vieles, was Sie bei meinem Vater nicht kannten, glauben Sie mir. Sie würden sich wundern.«
    »Ich habe ihn immer als freundlichen und herzensguten Menschen erlebt.«
    »Anton, meinen Vater, kenne ich viel länger als Sie, Herr Pfarrer, auch wenn ich ihn nur selten sah.«
    Baltasar lehnte sich zurück. »Mir ist immer noch nicht klar, was genau Sie suchen, Herr Eder. Es gibt keinen Grund zur Eile, Anton ist noch nicht einmal beerdigt. Und die Kripo wird das Haus vermutlich auch noch anschauen wollen.«
    »Nun, ich … ich dachte, vielleicht braucht die Polizei weitere Informationen, die können sich doch nicht um alles gleichzeitig kümmern, Unterlagen meines Vaters beispielsweise, die bei den Ermittlungen weiterhelfen.«
    »Was sind das denn für Unterlagen?«
    »Keine Ahnung. Einen Kalender mit Terminen vielleicht, Kontoauszüge, Versicherungspolicen – so was eben.«
    Baltasar bezweifelte, dass der junge Mann die Wahrheit sagte. »Und, haben Sie etwas Brauchbares gefunden?
    »So weit bin ich gar nicht gekommen, weil Sie draußen

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