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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Bank tut, was sie kann.« Trumpisch machte eine Pause. »Schließlich sind wir in der Region verwurzelt und fühlen uns der Heimat verpflichtet. Deshalb will ich gern mit einer Spende helfen. Sagen wir 2000 Euro?«
    »Das ist großzügig von Ihnen. Aber ich brauche eine größere Summe, um die Kosten für die Reparaturarbeiten vorzustrecken.«
    »Also gut, als praktizierender Katholik und obwohl ich schon genug Kirchensteuer zahle … sagen wir 2500 Euro. Ist das ein Wort?«
    »Herr Trumpisch, ich weiß Ihre Spendenbereitschaft zu schätzen und nehme selbstverständlich im Namen der Kirche das Geld gerne an. Jeder Betrag hilft.« Baltasar war es unwohl in der Situation. »Aber um den Dachstuhl wiederherzustellen und die Glocken an ihren alten Platz zu bringen, braucht es wesentlich mehr Geld. Deshalb bin ich hier, um mit Ihnen über einen Überbrückungskredit zu sprechen.«
    »Überbrückungskredit?« Der Bankdirektor gab sich verwundert. »Sie meinen im konkreten Fall ein Darlehen mit einer begrenzten Laufzeit, oder nicht?«
    »Genau, ich bräuchte das Geld nur vorübergehend.«
    »Wie lange denn genau – eine Woche, einen Monat, ein Jahr?«
    »Das weiß ich nicht. Solange es halt dauert.«
    »Und an welche Summen haben Sie gedacht, Hochwürden? 5000, 10.000, 25.000??«
    »Das hängt davon ab, wie teuer die Reparatur wird. Kann schon sechsstellig werden.«
    »100.000 Euro, oder etwa noch mehr?« Trumpisch japste nach Luft, als habe ihm plötzlich etwas den Hals zugedrückt. »Ich verstehe richtig: hun-dert-tau-send?« Jede Silbe würgte er hervor.
    Baltasar schwieg.
    »Das ist ein Riesenbetrag, Herr Senner, zumal für eine kleine Sparkasse wie unsere.« Der Bankdirektor beugte sich vor. »Leider haben wir keinen Sack voller Goldstücke in unserem Keller versteckt, so schön das auch wäre. Dann könnte ich den Sack für Sie aufschnüren. Aber die Realität ist viel nüchterner.« Er hob die Arme, als wolle er den Allmächtigen um Verständnis bitten. »Wir müssen uns refinanzieren. Und bei einer solchen Summe sind wir dem Verwaltungsrat Rechenschaft schuldig, dem müssen wir begründen, was wir mit dem Geld der Sparer machen. Sonst ziehen die mir die Ohren lang.« Er versuchte ein Lächeln.
    »Aber … ich …«
    Trumpisch unterbrach ihn. »Fassen wir zusammen, welche Fakten wir haben, Herr Pfarrer. Also, Sie wissen nicht, wie hoch die Darlehenssumme sein soll. Sie wissen nicht, wann und ob Sie den Betrag zurückzahlen können. Nicht gerade viel als Grundlage für ein Darlehen, meinen Sie nicht?«
    Baltasar hasste dieses Gespräch. Lieber rutschte er auf den Knien einmal um die Wallfahrtskapelle in Altötting, als einen solchen Bittgang bei einem Banker zu machen. Jesus hatte schon gewusst, warum er die Wucherer und Geldverleiher aus dem Tempel gepeitscht hatte. Er selbst hatte plötzlich das Bild vor sich, wie er mit einer Peitsche diesem Trumpisch … Aber er musste sich beherrschen. »Ich … ich habe Sicherheiten.«
    »Sicherheiten.« Das Wort schien den Bankdirektor zu erheitern. Ein Beben ging durch seinen Körper, er versuchte, das Lachen zu unterdrücken. »So, so, Sicherheiten haben Sie. Dann lassen Sie mal hören.«
    »Schließlich arbeite ich für die katholische Kirche. Und die hat wohl unbegrenzt Glaubwürdigkeit und Kredit, oder nicht?«
    »Ihre berufliche Begeisterung in allen Ehren, Herr Senner, aber bei Ihnen arbeiten auch nur Menschen. Sie haben doch sicher schon über die Skandale der Vatikanbank gelesen, da waren einige schwarze Schafe unterwegs. Warum gehen Sie eigentlich nicht zur Vatikanbank?«
    »Weil ich hier wohne und nicht in Rom, ganz einfach. Und weil ich Sie als engagierten Menschen eingeschätzt habe, als jemanden, der sein Herz am rechten Fleck hat und guten Kunden helfen will. Außerdem ist die katholische Kirche, Skandale hin oder her, noch nie pleitegegangen, was man von den Geldinstituten nicht behaupten kann.«
    »Das Vertrauen in die Kirche baut mehr auf geistigem Fundament, wenn ich das so sagen darf, das ist unbestritten. Aber in weltlichen Dingen gelten andere Gesetze. Warum lassen Sie sich die Reparatur nicht von der Diözese bezahlen? Das wäre doch am einfachsten für Sie.«
    »Auch dort dauern Wunder bisweilen etwas länger … und die Bürokratie … So lange will ich nicht warten.« Die Verwaltungsmenschen in Passau erledigten solche Dinge für gewöhnlich mit der Geschwindigkeit einer Wanderdüne, aber das sagte Baltasar nicht laut.
    »Sehen Sie, Herr Senner, Ihren

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