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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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sie nicht bilanziert wurden, oder jemand hat absichtlich …«
    »Wem gehören denn nun die Gemälde?«
    »Ohne das abschließend rechtlich beurteilen zu können, würde ich dem Augenschein nach sagen: Diese Gegenstände gehören nicht Herrn Graf oder seinen Erben, diese Gegenstände gehören in die Konkursmasse.«
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    D as waren verwirrende neue Details. Gemeinsam mit den Informationen, die Baltasar nach und nach wie Puzzleteile zusammengetragen hatte, sollte eigentlich ein Bild entstehen können, das Sinn ergab. Die Schwierigkeit war nur, dass er keine Anleitung hatte, um die Teile an den passenden Platz zu schieben und damit eine schlüssige Antwort auf die elementare Frage zu erhalten:
    Wer hatte Anton Graf ermordet und warum?
    Baltasar spürte, dass er der Lösung des Rätsels ganz nahe war. Es fehlte nur noch eine Kleinigkeit, ein zündender Impuls vielleicht, der schlagartig alles ins richtige Licht rücken würde.
    Irgendetwas stimmte nicht an den verschiedenen Versionen der Geschichte, die er von den früheren Weggefährten Grafs gehört hatte. Keiner von ihnen hatte ihm die ganze Wahrheit erzählt, jeder hatte etwas dazuerfunden oder weggelassen. Doch einer oder eine von ihnen musste dabei sein, der oder die ihm die Unwahrheit nur aus einem Grund präsentiert hatte: um das Verbrechen zu verbergen. Vielleicht brachte ein Ortswechsel ihn auf die richtige Spur.
    Und auf einmal wusste Baltasar, welcher Ort das sein könnte: das Haus seines Nachbarn.
    *
    Die Eingangstür war nur provisorisch zugezogen, das Polizeisiegel klebte über der Spalte des Rahmens. Baltasar sah sich prüfend um, ob die Luft rein war. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Er trat mit dem Fuß gegen das Holz, und die Tür flog auf. Vermutlich würde man später jugendliche Randalierer dafür verantwortlich machen, aber das war ihm in diesem Moment egal.
    Nachmittagslicht durchflutete die Räume. Alles sah noch so aus wie am Abend zuvor. Die wenigen persönlichen Gegenstände im Arbeitszimmer gaben keinen Aufschluss über Antons Pläne. Hatte er tatsächlich umziehen wollen? Weder in Antons Terminkalender noch auf Notizzetteln hatte es Hinweise darauf gegeben, mit wem er sich an jenem unglückseligen Tag hatte treffen wollen, und auch auf seinem Mobiltelefon hatte die Polizei nichts Verwertbares gefunden.
    Baltasar dachte an die Fotos von Grafs Büro in der Angra, die in der Tageszeitung abgebildet waren. Sein Nachbar war es gewohnt gewesen, fürstlich zu residieren. Verglichen damit war sein Haus hier fast spartanisch eingerichtet, von den Kunstwerken einmal abgesehen. War Anton mit diesem Leben unzufrieden gewesen? Baltasar hatte keine Antwort darauf.
    Er betrachtete nochmals die leer geräumte Vitrine, die Bilder, die der Einbrecher zurückgelassen hatte, und den monströsen Kristallleuchter, so auffällig, dass ihn sicher niemand stehlen würde. Wahrscheinlich hatte der Einbrecher nicht genug Zeit gehabt, alle Kunstwerke auf einmal mitzunehmen und ins Auto zu verladen. Hatte er den Großteil im Beichtstuhl der Kirche deponiert, weil im Kofferraum zu wenig Platz gewesen war? Oder war er überrascht worden und musste deshalb auf das Zwischenlager ausweichen?
    Baltasar sah sich im Schlafzimmer um. Das Bett, der Kleiderschrank. Es wirkte nüchtern wie eine Mönchszelle.
    Antons Anzüge im Schrank waren maßgeschneidert, wie das Etikett verriet, alle anderen Kleidungsstücke wiesen teure Markennamen auf. Baltasar ging wieder hinunter ins Erdgeschoss, ging in die Küche, sah nochmals in den Schränken nach, konnte jedoch nichts Auffälliges entdecken.
    Er beschloss spontan, in die Kirche zu gehen, so wie es der Einbrecher getan hatte.
    Der Weg über den Seiteneingang war in der Tat eine gute Möglichkeit, im Schutz der Dunkelheit zur Kirche zu gelangen. Dennoch bestand das Risiko, dass das Diebesgut vorzeitig gefunden würde.
    Baltasar setzte sich in den Beichtstuhl. Er schloss die Augen und ließ seinen Gedanken freien Lauf.
    Was passte an der ganzen Geschichte nicht? Ein Widerhaken steckte in seinem Kopf und zwang ihn, den Sachverhalt nochmals aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Er versuchte, die Perspektive des Täters einzunehmen, und spielte verschiedene Varianten durch. Antons überdimensionaler Kristallleuchter tauchte vor seinem inneren Auge auf, die Vision ließ sich nicht verscheuchen.
    Das war’s!
    Baltasar sprang wie von der Tarantel gestochen auf, lief hinüber zum Pfarrhaus und holte seine Autoschlüssel.
    Er

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