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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Polizeibeamte wollten ihn umleiten. Baltasar kurbelte das Fenster herunter. »Zu Kommissar Dix, er hat mich herbestellt.« Die Männer holten sich über Funk ihre Anweisungen und ließen ihn durch.
    »Auto hier parken. Dann wenige Meter den Fußweg in den Park. Dort treffen Sie auf die Ermittler.«
    Der Weg führte zwischen Bäumen und Grünanlagen entlang. Die Sonne schien, das Gras glänzte, es war ein Tag wie für einen Ausflug. Nur das Bild vor ihm störte die Idylle: Ein Areal am Wiesenrand war mit Absperrband markiert, eine Gruppe Männer in Schutzanzügen machte sich an einer Parkbank zu schaffen. Etwas abseits, verborgen hinter einen Baumstamm, lag ein weißes Bündel. Beim Näherkommen bemerkte Baltasar, dass es ein Mensch war, bedeckt mit einem Tuch. Der Oberkörper war seitlich weggesackt, ein Arm lugte unter dem Stoff hervor.
    Ein Mann im Anzug beugte sich über die Leiche. Er war um die 50 Jahre alt, die verschiedenen Einkerbungen seines Hosengürtels zeugten vom ständigen Kampf gegen die Pfunde.
    »Ah, unser Besuch.« Wolfram Dix begrüßte Baltasar. »So ein schöner Tag und so schreckliche Umstände, unter denen wir uns wiedersehen.«
    Kriminalkommissar Oliver Mirwald kam hinzu, glattes Gesicht, das halblange Haar modisch hinter die Ohren geschoben. »Sie schon wieder, Herr Senner.« Der norddeutsche Akzent war unüberhörbar. »Warum nur habe ich ein schlechtes Gefühl, wenn ich Sie sehe?« Eine Anspielung auf frühere Mordermittlungen, bei denen Baltasar ihm in die Quere gekommen war. »Das ist ein schlechtes Omen. Können Sie nicht mal mit Ihrem Herrgott sprechen, damit er Ihnen eine andere Aufgabe verschafft? Beispielsweise als Oblatenbäcker in Indien – dann müssten wir uns nicht mit Ihnen herumärgern.«
    »Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Herr Doktor Mirwald.« Baltasar gab ihm die Hand. »Der liebe Gott hat mir zumindest die Kraft gegeben, auch den widerspenstigsten seiner Schäfchen Geduld und Nachsicht entgegenzubringen. Aber was führt Sie in den Norden? Das hier ist doch normalerweise nicht Ihr Revier.«
    »Die Kollegen aus Straubing haben uns hinzugezogen. Aber genug der Höflichkeiten. Wir sind nicht zum Spaß hier.« Dix zeigte Baltasar ein Mobiltelefon, das in eine Klarsichtfolie eingepackt war. »Diesen Apparat haben wir in der Nähe des Tatortes gefunden. Als letzter Anruf war eine Nummer im Speicher, die zu Ihnen gehört, Hochwürden, wie sich jetzt herausgestellt hat.«
    »Das muss das Telefon meines Nachbarn sein, Herr Anton Graf. Ist das …?« Baltasar schluckte, als sein Blick auf die Gestalt auf dem Boden fiel.
    »Wir wissen es noch nicht mit Bestimmtheit. Der Tote trug weder Geldbörse noch Ausweis oder sonstige Papiere bei sich. Deshalb hoffen wir, dass Sie das Opfer identifizieren können, Herr Pfarrer.«
    »Opfer? Sie gehen also tatsächlich von einem Verbrechen aus?«
    »Sehen Sie selbst.« Dix ging zu dem Leichnam und klappte das Tuch zur Seite.
    Es war Anton Graf. Seine Augen waren geschlossen, der Mund verzerrt. Die linke Seite des Gesichts war von Rinnsalen getrockneten Blutes durchzogen. Sein Hemd war ebenfalls blutverschmiert, Blutspritzer sprenkelten die Hose. Die Ursache für Grafs Tod war unübersehbar: In der Mitte des Oberkörpers steckte eine Art Eiszapfen.
    Baltasar sprach im Stillen ein Gebet für seinen Nachbarn. Er bestätigte die Identität des Toten. »Was ist das für ein seltsames Mordinstrument?«
    »Es sieht aus wie ein überdimensionierter Glassplitter«, sagte Mirwald. »Genaueres wird die Untersuchung im Labor ergeben.«
    »Und seit wann ist …?«
    »Der Arzt setzt den Todeszeitpunkt gegen zwölf Uhr mittags fest. Der Anruf bei der Polizei ging erst um zwölf Uhr 41 ein. Einer Spaziergängerin war der Mann aufgefallen, sie dachte zuerst, ein Betrunkener, der seinen Rausch ausschlief – bis sie näher heranging und die Wunde sah.«
    »Schon einen Verdacht?«
    Dix bedeckte den Körper wieder mit dem Tuch. »Die Kollegen befragen die Anwohner und Spaziergänger. Mit etwas Glück landen wir einen Treffer. Aber erzählen Sie, Herr Senner, wie war Ihr Verhältnis zu dem Toten?«
    Baltasar berichtete von seinem Unfall, was ein Grinsen bei Mirwald auslöste, er erzählte von Grafs Hilfe und dessen Spendenscheck während des letzten Besuches.
    »Und wie lebte Ihr Nachbar? Wer waren seine Freunde? Hatte er Feinde?«
    Wie wenig er eigentlich über Anton Graf wusste, kam Baltasar bei diesen Fragen in den Sinn. Der Mann war vor drei Jahren in das Haus

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