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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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sein, die aussah wie ein Klon von Sylvie, zermürbte uns seelisch.
    Es war Beniaminos Idee, sie an ihrem Hochzeitstag zu töten. Ich war dagegen. Mir wäre es lieber gewesen, er würde sie vor der Haustür erschießen, und wenn die beiden anderen mit daran glauben müssten, wäre das auch kein großer Verlust für die Menschheit. Doch Rossini wollte sie exemplarisch bestrafen. Mitten in der Zeremonie würde er hinter dem Priester auftauchen und erst Vule und dann sie töten.
    So sah der Plan aus. Wir hatten dafür die Kirche detailliert ausgeforscht. In ihr fanden häufig Konzerte mit byzantinischer, serbischer und russischer geistlicher Chormusik statt, dann bezogen wir ganz hinten Aufstellung, mit abgelenkten Ohren und spähenden Augen.
    Am Morgen des 15. stahlen wir erst einmal am anderen Ende der Stadt einen Wagen. Raub im Fluge, man könnte auch sagen, ein Meisterstück an Gewandtheit. Der Fahrer hatte seinen Kleinwagen neben dem Zeitungskiosk abgestellt, den Schlüssel im Zündschloss, mit laufendem Motor, und war nur schnell ein halbes Minütchen ausgestiegen, um die Zeitung zu kaufen. Beim Zahlen sah er noch schemenhaft, wie zwei Gestalten in seinen Wagen stiegen. Aber zu spät.
    Dann waren wir zur Kirche gefahren und hatten den Fluchtweg geprobt. Am nächsten Tag würde Beniamino mich anrufen und sagen: »Ich gehe jetzt rein.«
    Ich sollte dann vom Parkplatz in der Rue du Mont Cenis kommend rechts in die Rue du Simplon einbiegen, den fliehenden Beniamino einsammeln und links die Rue des Poissonniers nehmen, dann abermals links in die Rue des Amiraux, dann endlich rechts in den Boulevard Ornano und diesen hinunter bis zur Metrostation Porte de Clignancourt, wo wir im unendlichen Untergrund von Paris verschwinden würden.
    Das war der Teil des Plans, der wunderbar funktionierte. Alles Übrige vermasselte Beniamino großartig.
    Ich erwartete ihn vor der Kirche, ein paar Sekunden zu früh, und hörte einen einzigen, deutlich vernehmbaren Schuss, dann kam er mit gezückten Pistolen herausgelaufen. Die Sonnenbrille war das einzig Dunkle an ihm, ansonsten trug er von Kopf bis Fuß Weiß. Er schlüpfte auf die Rückbank, ich gab Gummi.
    »Was ist passiert, verdammt?«
    »Ich habe nur ihn abgeschossen«, sagte er und fing an, sich umzuziehen. »Sofort nach der Trauung.«
    »Und Greta?«
    »Hat sich auf die Knie geworfen und das Gesicht mit dem Schleier bedeckt.«
    »Und du?«
    »Ich hab es nicht übers Herz gebracht zu schießen.«
    »Warum, Beniamino? Warum hast du dich von dieser Sau verarschen lassen?«
    Mein Blick vernebelte sich, fast wäre ich auf ein Taxi aufgefahren. »Dir ist doch klar, was jetzt passiert? Jetzt wird sie uns wieder jagen. Wir stehen wieder ganz am Anfang, wir sind genau da, wo wir 2006 auch schon waren.«
    »Mir war, als würde Sylvie vor mir knien«, gestand er mir flüsternd.
    Wir ließen den Wagen stehen, warfen Kleidung und Pistolen in einen Müllcontainer und tauchten in die Eingeweide der Untergrundbahn ein.
    Fernsehen und Zeitungen machten ein gewisses Aufheben um den Mord am Altar, doch weder die Witwe noch die wenigen Gäste gaben Interviews, so dass der Medienzirkus rasch nachließ; man stellte den Vorfall als Angelegenheit zwischen verschiedenen serbischen Gruppierungen hin. Die Reden, die der Tote geschwungen hatte, ließen diese Version glaubwürdig erscheinen.
    Ich rief Max an und berichtete ihm. »Wenigstens scheint die Sonne.«
    »Hier auch. Schön warm.«
    »Wo bist du?«
    »Am Imbissstand, mit Pape, Giorgio und Walter aus Cagliari.«
    »Ah, da hast du heute wohl ordentlich reingehauen?«
    »Ja, Marzia hat gekocht.«
    »Es ist so laut. Wie viele seid ihr?«
    »So um die fünfzig. Das jährliche Mittagessen der Atheistisch-Agnostisch-Rationalistischen Vereinigung.«
    Von der hatte ich noch nie gehört, aber ich wollte keine Fragen stellen, sondern wartete schweigend.
    Der Dicke räusperte sich. »Ich weiß nicht, was ich mehr bin, angeschissen oder besorgt. Zufrieden bin ich jedenfalls nicht.«
    »Beniamino sagt, es gebe eine Rechtfertigung dafür.«
    Er seufzte laut. »Wenn du mich fragst, sieht es so aus: Er hat sie zweimal zur Witwe gemacht, jetzt ist sie in ihrem Schmerz und ihrer Wut wahnsinnig gefährlich. Wir wissen zur Genüge, wozu sie imstande ist …«
    »Und?«
    »Das musste der Alte doch wissen, als sie in der Kirche vor ihm kniete.«
    Statt Paris zu verlassen, blieben wir weiter Greta auf den Fersen. Auch die Beerdigung beobachteten wir aus der Entfernung, und

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