Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
Warten finde ich doof
Sieben.
Acht.
Neun.
Ich sitze auf der Treppe vor dem Haus und zähle weiße Autos. Damit ich mich nicht langweile.
Weiß ist gerade irgendwie modern. Total viele sind weiß.
Ich warte auf Ben. Warten find ich doof.
Wir wollen zum Tennis. Ben kann gar kein Tennis, aber ich hab versprochen, es ihm beizubringen. Schließlich ist er mein bester Freund. Der beste Freund von Fritz. Und Fritz, das bin ich.
Fritz klingt klug, sagt meine Oma.
Kurz und knackig, sagt meine Mutter.
Wie Brause mit Zitronengeschmack, sagt Opa.
Der alte Fritz, das ist eine historische Person, sagt mein Vater.
Fritzi Flitzi mit dem kleinen Pitzi, ruft meine blöde Cousine Pia.
Die wird sich noch wundern.
Alles braucht seine Zeit! Ich mag Opas Lieblingsspruch.
Zeit klingt wie ein Zauberwort.
Zeit hab ich nie. Bin immer unterwegs. Meistens schnell. Am schnellsten mit meinem Roller. Deshalb hab ich den Spitznamen Flitz. Klingt wie Fritz auf Chinesisch.
Die Chinesen können kein R sprechen, sagt Ben. Er weiß solche Sachen.
Er kennt fast alle Länder der Erde, die Sprachen, die Flaggen, die Tiere, die dort leben. Das interessiert ihn.
Schon wieder ein weißes Auto.
»Mensch, Ben!«, rufe ich zur geschlossenen Tür und schaue auf meine Uhr: Es ist Viertel vor drei.
In Vorgärten auf Treppen rumsitzen macht mich nervös. Besonders wenn mich Zwerge beobachten. Ich sehe vier zwischen den Blumen, und einer versteckt sich unter dem Baum.
Jetzt warte ich schon fünfzehn Minuten auf meinen Freund.
Meine Füße trampeln von einer Stufe auf die andere, rauf und runter. Von ganz alleine.
Ich gähne. Seit halb acht bin ich wach. Enorm viele Stunden.
Jeden Tag das gleiche blöde Frühaufstehen. Anstrengend. Besonders für meine Mutter. Meinem Vater macht das nichts aus. Egal, wann der aufsteht, der ist immer gut gelaunt.
Warum kann die Schule nicht um zehn Uhr anfangen? Das fragen wir uns jeden Tag, meine Mutter und ich. Denn jeden Morgen weckt siemich mit dem gleichen Ich-will-lieber-wieder-ins-Bett-Gesicht.
In der Küche bestelle ich mir mein Frühstück. Extra höflich, damit es klingt wie im Café: »Eine Tasse Kakao, bitte!«
Wenn meine Mutter ausgeschlafen ist, spielt sie mit und bedient mich wie eine nette Kellnerin, die Kinder mag. Essen kann ich nach dem Wachwerden nichts. Mein Magen schläft um diese Uhrzeit noch. Wie meine Mutter. Wir reden deshalb morgens nicht so viel. Nur das Wichtigste.
»Morning!«
»Morning!«
Ich puste in die dampfende Tasse.
Sie schmiert Butter auf eine Brotscheibe.
»Cheese or salami?«
»Schmierkäse!«, antworte ich.
Sie verdreht die Augen und geht zum Kühlschrank.
Auch noch Extrawürste, denkt sie.
Ich weiß, was sie denkt. Manchmal rutscht ihr das nämlich raus.
Manchmal fehlen ihr auch Wörter, denn sie kommt aus einem anderen Land. Sie lebt nicht so lange in Deutschland wie die Mütter meiner Freunde. Die sind alle schon immer hier.
Mum, das sagen englische Kinder zu ihren Müttern, wurde in England geboren. Vor 29 Jahren. Sie hat nur Englisch gesprochen, Englisch gehört, Englisch gelesen, Englisch gegessen, Englisch geträumt … bis sie meinen Dad kennenlernte.
ZOSCH! erwischte sie ein Liebespfeil.
Zosch, ein Auto rauscht vorbei. Elf weiße sind bis jetzt meine Ausbeute, aber das vorbeigezoschte war gelb. Wie meine Tennisbälle. Ob wir heute noch zum Tennisplatz kommen?
Vor Langeweile fange ich an zu jonglieren. Mit drei Bällen, das ist einfach. Ich nehme den vierten dazu.
Ben, was machst du bloß?, denke ich und spüre, wie ich vor Müdigkeit kaum die Bälle auffangen kann.
Kein Wunder, um acht Uhr habe ich unsere Wohnung verlassen. Der Schulweg ist das Beste am ganzen Schultag. Manchmal holt Ben mich ab, oft geh ich allein.
Gleich neben unserem Haus gibt es eine Bäckerei. Durch die Seitenfenster kann ich in die Backstube gucken. Bäcker Zimmermann arbeitet in einem weißen T-Shirt und blau-weiß karierterHose. Sogar sein Gesicht und seine Hände sind weiß von all dem Mehl.
Wenn er mich sieht, winkt er mich herein und schenkt mir ein warmes Schokocroissant. Ich halte es unter meine Nase. Oh, herrlicher Schokoladenduft. Jedes Mal überwältigt mich ganz plötzlich ein riesengroßer Hunger. Der taucht so schnell auf wie eine Wespe beim Limotrinken. Kaum zurück auf dem Bürgersteig muss ich sofort in das Croissant beißen. Die warme Schokolade läuft dickflüssig über meine Zunge und an meinem Gaumen vorbei. Lecker! Ich bleibe
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