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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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offenen Hand zu nehmen, holte Hatra mit ihrem geborstenen Stecken aus und rammte dem Magier die zersplitterte Seite tief ins Herz. Sie wusste offensichtlich genauso um das Geheimnis der Blutjade wie ihre Feinde, denn der Ring in Rabolds Hand färbte sich bereits rot ein, noch während Rabold langsam in die Knie sank.
    Ob ihn sein Opfertod überraschte oder ob er mit ihm abgesprochen gewesen war, konnte Rorn dem entstellten Gesicht nicht entnehmen. Alle Schattenschwestern, die das blutige Werk ihrer Zunftmutter sahen, schrien jedenfalls gellend auf.
    Hatra achtete nicht auf die Reaktionen, die ihre Handlung auslöste. Kurz bevor Rabold leblos zur Seite sackte, nahm sie ihm die frisch gewonnene Blutjade aus der Hand und verbarg sie in ihrer Linken, während sie mit rechts den Stein aus Hadiks Turm umklammerte. Derart ausgerüstet schaute sie zum Regenbogen auf, konzentrierte sich kurz und begann plötzlich auf ihn zuzuschweben.
    Ihr Gesicht drückte tiefe Entschlossenheit aus. Sie trat ihren letzten Gang an, das war ihr deutlich anzusehen.
    »Alles Gute«, rief sie Rorn zu, als sie ihn in einigen Schritten Abstand passierte »Und verzeih mir alles, was ich dir und der Menschheit angetan habe. Jetzt, wo jene tot sind, die seit Äonen an ihrer Rückkehr arbeiteten, bleibt mir nur noch eins zu tun: den Zeitschlund, den ich einst in Myandor geöffnet habe, wieder für alle Zeiten zu schließen.«
    Noch ehe er etwas darauf antworten konnte, tauchte sie unter dem Regenbogen ein. Rorn sah noch, wie Hatra ihre beiden Hände zusammenschlug: Im gleichen Moment, da sich die in ihnen befindlichen Steine berührten, entlud sich ein gewaltiger Blitz, der nicht nur die Augen blendete, sondern auch den Regenbogen mitsamt des unter ihm entstandenen Portals für alle Zeiten aus der Welt wischte.
    Grimmschnitter immer noch wie im Krampf umklammernd lag Rorn einige Zeit erschöpft auf den Stufen. Die Klinge hatte sich wieder in normales Metall zurückverwandelt, ein Hinweis darauf, dass tatsächlich keine Magie mehr in Myandor wirkte. Sichtlich erleichtert, ihn noch atmen zu sehen, kam Venea auf ihn zugerannt, um zu prüfen, ob er Hilfe bräuchte.
    Alvin und Bornus ließen sich ebenfalls blicken. Sie gehörten tatsächlich zu den Kriegern, die das Gefecht mit den Zyklopen überlebt hatten.
    »Ein Gutes hat es ja, dass so viele Reiter getötet wurden«, erklärte Bornus, ohne lange um den Brei herumzureden.
    »Mehr Sold für die Hauptleute?«, fragte Rorn.
    Der Glatzkopf kratzte sich verlegen hinter dem Ohr. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er sich fragte, warum ihm dieser Gedanke nicht selbst gekommen war. Dann erklärte er aber, woran er wirklich gedacht hatte: »Nein, aber genügend Proviant für alle Überlebenden, die durch die Wüste zurückreiten müssen.«
    Pragmatisch gedacht, aber wahr. Oder doch nicht? Venea schien zumindest anderer Meinung zu sein.
    »Die Schattenschwestern existieren weiterhin, auch ohne Hatra«, erklärte sie mit Nachdruck. »Du kannst also ganz beruhigt sein. Sobald wir wieder bei Kräften sind, reisen wir alle so zurück, wie ihr hergekommen seid.«
    »Außerdem gibt es hier noch ein kleines Portal, das eine Verbindung zur Zyklopenmauer und zu anderen Toren herstellen kann«, erinnerte Rorn.
    »Aber das wird versiegelt«, erklärte Venea mit absoluter Bestimmtheit. »Von dieser Art des Reisens habe ich wahrlich genug.«
    Rorn mochte in diesem Punkt nicht streiten, darum ließ er der Hexe gerne ihren Willen. Nach dem intensiven Kampf in den Lüften schmerzte ihm jeder einzelne Muskel im Körper. Eigentlich wollte er nur noch seine Ruhe haben; er hatte nicht einmal mehr Lust zu lächeln. Trotzdem zuckten seine Mundwinkel in die Höhe, als er sah, wie Bree seinen Grauschimmel auf den Platz zog.
    »Hallo, Gerwin!«, sagte er laut. »Schön, dich wiederzusehen.«
    Venea stieß ihm spielerisch den Ellbogen in die Seite. »Was ist denn das?«, fragte sie. »Du gibst deinem Pferd jetzt tatsächlich einen Namen?«
    »Ja«, gestand Rorn ein und schlang dabei einen Arm um ihre Hüfte. »Und wenn ich schon dabei bin, breche ich vielleicht auch gleich noch mit ein paar anderen Gewohnheiten.«

Epilog
    Mit allem hatte Hatra gerechnet, aber nicht damit, den Zauber zu überleben, mit dem sie die Siegel in Myandor für alle Zeiten festigte. Und mehr noch, anstatt bis in alle Ewigkeit an dem Ort, an dem die Zeit nicht existierte, vor sich hin zu dämmern, fühlte sie sich zu Boden geschleudert.
    Schmerzen wallten in ihr

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