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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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es mit einem körperlosen Geist zu tun.
    Das diffuse Licht und die einfallenden Sonnenstrahlen, die direkt auf den einzigen Stuhl des Raumes zielten, waren genau so abgestimmt, dass sie den darauf Sitzenden blendeten, um ihn einzuschüchtern. Als Arak dies erkannte, verlor die Situation etwas von ihrer unheimlichen Ausstrahlung und er fasste neuen Mut.
    »Warum bin ich hier? Das muss alles ein Irrtum sein«, versuchte er zu erklären.
    »Trink!«, donnerte der ihm gegenüberstehende Priester und deutete auf das mit einer roten Flüssigkeit gefüllte Gefäß.
    Arak kam dieser Forderung sofort nach, denn es war der Gesundheit sehr abträglich, einem Priester der dunklen Macht zu widersprechen. Der zähflüssige, bittere Trank hinterließ ein scharfes Brennen in seiner Kehle.
    »Der Saft des roten Lotus wird dich stark und ausdauernd machen. Dann bist du bereit für deine bevorstehende Mission«, brummte der Priester.
    Arak spürte ein schmerzhaftes Ziehen im Unterleib, sein Magen wurde zu Stein. Eine unerklärliche, tiefe Angst stieg in ihm auf.
    »Welche Mission?«, wagte er dennoch zu fragen.
    »Im Norden, nur fünf Tagesritte von hier entfernt, liegt die Burg des Fürsten von Norsk. Er ist keck geworden, denn durch sein Hoheitsgebiet führen unsere wichtigsten Handelswege in das Landesinnere. Seine Zollforderungen werden immer unverschämter. Es ist an der Zeit, ihm sein gieriges Maul zu stopfen. Doch trotz seines fetten Wanstes ist er nicht dumm; er besitzt ein starkes Heer, mit dem er sein unwegsames, gebirgiges Land bestens verteidigen kann. Seine Burg ist eine ausgeklügelte Festung, die wie ein Vogelnest in den höchsten Bergen klebt und von unten so gut wie uneinnehmbar ist. Und seit dem vergangenen Sommer befindet sich ein Magier in seinen Diensten, von dem niemand weiß, unter welchem Stein er hervorgekrochen ist. Vielleicht ist er im Besitz alter Schriften oder er stammt direkt aus der Vergangenheit, jedenfalls verfügt er über einen wirksamen Abwehrzauber. Er fühlt sich unverwundbar und meint deshalb, uns die Stirn bieten, ja uns gar verhöhnen zu können. Nun, wir haben nicht vor, das Leben unserer Soldaten unnötig aufs Spiel zu setzen oder unsere magischen Energien in endlosen Duellen zu vergeuden. Deshalb wirst du zu ihm gehen und ihn töten.«
    Arak spürte, wie der heiße Stich einer Nadel durch sein Herz bis zu seinen Hoden drang, kalter Schweiß rann in Sturzbächen seinen verspannten Rücken hinab.
    »Wie … Wieso gerade ich?«, stammelte er verstört.
    Unter dem Schatten der grauen Kapuze glühten die Augen des Priesters verärgert auf, und seine Stimme nahm einen harten, fast hypnotischen Klang an. Seine Worte durchdrangen Araks Körper, zerrütteten sein Bewusstsein, zerbrachen seinen Widerstand.
    »Unser Widersacher ist nicht dumm. Er verlässt seine Festung nicht, er empfängt keinen Besuch, gibt keine Audienzen und ist stets misstrauisch. Er hat nur eine Schwäche. Um die Langeweile seiner selbstgewählten Gefangenschaft zu bekämpfen, lädt er ständig fahrendes Volk zu sich ein. Akrobaten, Minnesänger, Narren, Feuerschlucker und Jongleure sind die Einzigen, die bis zu ihm vordringen können. Seine …«
    »Aber es gibt bessere Gaukler als mich. Mein eigentliches Talent ist …«
    »Schweig!«, donnerte der Priester, erbost über die neuerliche Unterbrechung. »Schweig, wenn du nicht die Qualen der neunundneunzig Tode erleiden willst.«
    Verängstigt fuhr der Dieb zusammen. Er hatte das Gefühl, dass sich sein Gegenüber in seinem Zorn aufblähte und schon bald die Größe eines Titanen erreichte. Was auch immer in dem Trank gewesen war, es hatte offensichtlich eine berauschende Wirkung.
    Warme Schauerwellen durchzogen Araks Körper, in seinem Kopf begann sich alles zu drehen. Dann bemerkte er, wie sein gesamter Leib bei dem Gedanken an die angedrohten neunundneunzig Tode erzitterte.
    Es gab uralte Gerüchte, dass die Priester ihre gefangenen Feinde folterten, indem sie ihnen jeden Tag ein kleines Stück ihres Körpers amputierten. Heute eine Fingerkuppe, morgen der große Zeh, danach ein Augenlid und immer so weiter. Neunundneunzig Tage wurde der Gemarterte am Leben erhalten, bis nur noch sein blutiger, zuckender Rumpf vorhanden war und man ihm endlich den erlösenden Todesstoß versetzte.
    Eine Mischung aus Furcht und Übelkeit wühlte in Araks Eingeweiden. Die Augen des Priesters leuchteten kurz in der Dunkelheit auf. Sichtlich zufrieden mit der Angst des Diebes setzte er seine

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