Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan)
übernehmen sollte. Am ersten Tag stürzte er sich auf die aufgelaufenen Papiere, die seinen Schreibtisch bedeckten. Abends hockte er im Meeresleuchten, aß Fisch, trank Sampawein und unterhielt sich lange mit Begheli. Gegen Mittag des zweiten Tages hatte er den Papierkrieg siegreich zu Ende gefochten und räumte auf. Dann wanderte er in die Stadt. Im kleinen Buchladen an der Plaza Tokman gab es neben den Lesewürfeln, die billiger herzustellen und zu transportieren waren, auch manchmal richtige Bücher - Luxusartikel wegen des Frachtraums über die Lichtjahrtausende vom Zentrum des Commonwealth zum Rand. In einer Ecke entdeckte er etwas Besonderes: einige Werke auf Tagga-shilgu, die die letzte Karawane aus dem Südkontinent mitgebracht haben mußte. Es waren kleine Kostbarkeiten, mit beweglichen Eisenholzlettern auf Büttenpapier gedruckt und in orangefarbenes Wildbockleder eingebunden. Es gab nicht viele Interessenten für richtige Bücher, noch weniger für Shil-Literatur, aber die Buchhändlerin kannte Barakudas Abneigung gegen die mikrolibros und wußte, daß er Shilgu las.
Er überflog die Titel. Ein Versepos über die Wundertaten eines atheistischen Götzen; eine Analyse unwirksamer Gifte; eine Übersetzung von Spinozas Ethik (Untertitel: »Eine abstruse Halluzination«); drei Bände mit Grotesken aus dem Repertoire der Wanderbühnen von Golgit. Er entschloß sich, 20 Drachmen für einen abenteuerlichen Schelmenroman eines Autors aus Sa’orq auszugeben; der Titel lautete verheißungsvoll Wie der Vagabund Pajbany lieber in vielen Betten häufig als im Kampf einmal starb { * } .
Er ging früh zu Bett und las. Am dritten Tag wurde er unruhig und trieb sich im Raumhafen herum. Im Tower traf er den Hafenchef, der seinen Schreibtisch aufräumte.
»Das sieht nach Aufbruch aus.«
Udo Aguilar nickte so heftig, daß sein Dreifachkinn Wülste warf und nachbebte. »Ja. Weg. Raus hier.« Der feiste Mann schlug auf den Tisch. »Ich kann’s nicht mehr sehen.«
Einer der beiden Stellvertreter, Felix Irgul, befand sich längst im Urlaub. Er tauchte vor der Nordküste der Schulinsel Corilia. Yfon Batavy, Nummer Drei im Tower, sah Aguilar beim Räumen zu. Sie hockte auf einem Schemel, die hageren Knie stachen durch ihre dunkle Hose. »Haben Sie ihn schon gefragt, was er tun will?«
Barakuda glaubte, ein verhohlenes Grinsen zu sehen. »Nein. Na, was machen Sie, Udo?«
Aguilar schloß die Augen und spitzte genießerisch den Mund. »Im Serai gibt es einen neuen Koch. Er ist aus Golgit, angeblich, und da unten gibt es feine Sachen.« Er öffnete die Augen wieder und blickte mit einem verklärten Lächeln zwischen Batavy und Dante hin und her. »Da werde ich meinen Urlaub verbringen.«
Barakuda schnalzte mit der Zunge. »Sehr fein. Haben Sie schon jemand gefunden, der Sie abends den Hügel zu Ihrem Bungalow raufrollt?«
»Bah. Ich werde mich ganz im Serai einquartieren. Wozu immer rauf und runter wandern? Ein Zimmer mit Blick zum Fluß, gutes Essen, reichlich Getränke und viel Schlaf - was braucht man mehr?«
Dante klopfte auf die Verschalung des Rechnerterminals. »Recht so. Ich wünsche Ihnen eine besonders vergnügliche Verstopfung, mein Lieber.«
Nachmittags übergab Dante das Büro seiner Vertreterin Nogura, verabschiedete sich von Sarela McVitie, die im militärischen Tower einen billigen Roman las, packte die Tasche mit dem Notgepäck und flog mit dem kleinen Gleiter nach Pinding.
Die Insel südlich von Corilia war nicht dauernd bewohnt. Gendarmerie und Garnison unterhielten ein Camp für Überlebenstraining und Nahkampfübungen; dort bildete man auch die künftigen Agenten von Cadhras aus.
Zur Zeit wurden sechs Kandidaten vorbereitet und mit den Eigentümlichkeiten ihrer späteren Einsatzgebiete vertraut gemacht: Sprache, Gewohnheiten, Gefahren. Eine Frau sollte nach Pasdan gehen, eine andere war für den Einsatz in Gashiri vorgesehen.
Drei Tage trainierte Barakuda mit ihnen und den Ausbildern. Danach hatte er einige Pfunde verloren und erneut die Erkenntnis gewonnen, daß er in Dingen wie Bogenschießen und Fechten niemals Meisterehren erringen würde. Zwei der jungen Leute waren »fertig«.
Nach dem Abendessen ging er mit den beiden Kandidaten ans Meer. Der junge Mann, ein Shil namens Tugrik, sollte ihn nach Cadhras begleiten und zunächst auf Pintos Frachter anheuern.
»Mit dir habe ich etwas anderes vor«, sagte Dante. Die zwanzigjährige Cadhrassi hockte zwischen ihm und Tugrik auf dem
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