Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan)
Auf Dantes Frage, welche Frachter, oder zumindest welche Art Frachter, zuckte er mit den Schultern. »Können Liner oder Tramps gewesen sein.«
Von Gaia gab es noch keine Antwort, also wanderte Barakuda zurück in sein Büro und schlug die Nummer eines Visifonanschlusses nach.
An der Küste des Lysangrischen Ozeans, im Osten des Isthmus, hatten sich vor Jahrhunderten die sogenannten »Fischer« angesiedelt. Anders als in Pasdan, Banyadir und Gashiri war dies ohne Blutvergießen geschehen. Man hatte sich mit den dortigen Shil freundlich geeinigt; inzwischen gab es kaum noch einen reinblütigen Abkömmling der Flüchtlinge von Dingo III.
Nördlich des Fischergebiets mündete der aus den Bergen des Isthmus kommende Yozan ins Meer. Vor Jahrtausenden hatte er ein Delta gebildet; die Gegenden, durch die er floß, waren längst ausgewaschen, und Mangel an Lehmnachschub sowie Meeresströmungen hatten das Delta zerstört. Lediglich einige mit tropischen Harzbäumen bewachsene Inseln waren übriggeblieben. Die größte, Afuera, verfügte über einen Naturhafen. Es gab dort einen Fischerort und ein halbstaatliches Hotel mit Pfahl-Bungalows am Strand.
Die Rezeption des Hotels meldete sich; Barakuda bat um Auskunft, ob Leontia Vilgram aus Cadhras sich auf Afuera aufhalte.
Die freundliche Shil warf einen Blick auf eine Liste außerhalb des Erfassungsbereichs des Geräts. »Sie ist in Bungalow neunzehn.«
»Ich würde gern in einer Stunde noch einmal anrufen. Meinen Sie, Sie können sie bis dahin auftreiben und in die Nähe des Geräts schaffen?«
Die junge Frau lächelte. »Aber nicht mit Gewalt.«
Noch immer keine Antwort von der Abwehr. Da er nur warten konnte, entschloß sich Barakuda zu einem Spaziergang. Er nahm einen kleinen Stapel Papier aus der Schublade seines Schreibtischs - die Schiffe, Raumer und Karawanen der letzten Tage; handschriftlich trug er den Frachter Traumgold ein, rollte die Blätter zu einer Wurst zusammen und ging zur Garnison. In der Messe fand er Sergeant Bondak. Ihn bat er, einen Gleiter für den kommenden Morgen startklar zu machen, und schlug drei Leute für den Flug vor.
Von seinem Büro rief er erneut Afuera an.
Auf dem Bildschirm erschien eine hübsche, üppige Frau, die nichts als einen halbtransparenten Badeüberwurf trug.
»Das muß Ihr Ferien-Ich sein, Leontia.«
Sie lächelte kurz und strich nasses, dunkles Haar aus der Stirn. »Was gibt’s denn? Es muß ja wohl eine mittlere Katastrophe sein, wenn Sie mich mit einem Kescher aus dem Meer holen lassen.«
Barakuda setzte ihr das Problem auseinander, nachdem er sie gebeten hatte, die Tür des Hotelbüros zu schließen.
Leontia kaute auf der Unterlippe. »Unangenehm. Wenn der Zollinspektor sich nicht irrt, heißt das, jemand hat Daten gelöscht.«
»Wer kann solche Daten löschen?«
»Eine ganze Menge Leute. Jeder, der Zugang zu einem Primärterminal hat.«
»Das schließt immerhin schon mal die Sekundärterminals aus, also Banken, Frachtagenturen und so weiter.«
»Richtig. Deren Zugang ist, was Einspeisen und Löschen angeht, auf ihre eigenen Bereiche begrenzt. Aber das hilft uns nur wenig. Zugang zu den Primär-Terminals haben alle, die daran arbeiten, und ihre Stellvertreter.«
»Braucht man zur Löschung einen besonderen Code?«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie denken an Alpha-Eingaben? Die Löschung einiger Details fällt nicht unter Alpha. Tut mir leid, aber ich sehe keine Möglichkeit, den Kreis der Verdächtigen einzuengen.«
»Na fein. Ich werde eine Liste machen und mir den Kopf zerbrechen.«
»Halten Sie mich auf dem laufenden, Dante. Notfalls komme ich früher zurück.«
Die Liste brachte ihn nicht weiter. Primärterminals, die Zugang zum gesamten Datenschatz hatten, gab es im Ziviltower, Militärtower, Sicherheitsbüro, Zolldepot, ferner bei der Passagierkontrolle, der Personalabteilung des Gouvernements, dem Finanzsekretariat, im Gouverneurspalais und natürlich im Rechner selbst; außerdem im Zentraldepot des Seehafens, in den Abteilungen für Justiz, Gendarmerie, Finanzen und Personal des Territoriums sowie im Parlament und in der Kanzlei des Obmanns. In allen Fällen gab es mindestens zwei, in einigen bis zu fünf Eingabeberechtigte; Barakuda konnte auch nicht ausschließen, daß ein Unbefugter sich Zugang und Codekenntnisse verschafft hatte.
Müde und mürrisch ging er wieder in den Militärtower. Endlich waren die Auskünfte von der Zentrale in Atenoa gekommen. Die Diensthabende, kapitá Marivel, hatte
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