Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan)
»Das hab ich doch tatsächlich vergessen. Ist das denn wichtig? Hauptsache, ich hab Ihren Zoll hier bezahlt, oder? Der Rest kann Ihnen doch egal sein.«
Mit leicht erhöhtem Blutdruck und pulsierender Narbe inspizierte Barakuda die Ladung, die der Raumer ausgeladen hatte: demontierte Transportkäfige für große Raubtiere. Die einzelnen Teile bestanden aus jeweils zwei Meter hohen Gittern. Eine Durchleuchtung ergab, daß die Stäbe hohl und in der Mitte verschweißt waren. Der Empfänger war eine Gesellschaft für Shihueti-Fang, Tashila, Huasiringa, Shilgat.
Der Zollinspektor, der Barakuda begleitete, zuckte mit den Schultern. »Shihuetis fangen ist nicht verboten. Ich würde es nicht versuchen, aber verboten ist es nicht. Auch der Export nicht. Das Problem hat sich nur noch nie gestellt.«
»Sehr seltsam. Aber natürlich haben Sie recht.«
»Zusammengesetzt gibt das hübsche Käfige. Ich ziehe allerdings die kleinen Kistchen vor, die die Leute da mitnehmen. Die haben mich immer schon gereizt, aber ich hab nie eines kriegen können.«
»Ja, sie sind ganz niedlich.« Pinto hatte beim Ausladen eines der Kistchen »vergessen« und Dante geschenkt.
Dann stutzte er und riß sich aus seiner verärgerten Müdigkeit. »Was haben Sie gesagt? Sie kennen die Dinger?«
Der Zollinspektor sah ihn groß an. »Klar doch, Chef. Das ist mindestens die dritte Ladung, die nach draußen geht. Haben Sie die denn nie gesehen?«
»Nein, verdammt.«
In seinem Büro hockte sich Barakuda vor den Terminal und forderte vom Rechner genaue Daten über bisherige Exporte von Zierkisten an. Dann ging er in den Militärtower, schaltete über den Relaissatelliten eine Blitzverbindung zur Zentrale der Abwehr auf Gaia und bat um Auskünfte über Frachtagenturen auf Loreen V, Anlaufhäfen des Trampfrachters Traumgold in den letzten Jahren, Dossiers über den Kapitän, den Prediger und die drei anderen Passagiere.
In seinem Büro erwartete ihn eine unangenehme Überraschung. Auf dem Bildschirm des Terminals flimmerte die Mitteilung »Keine Daten«. Barakuda pfiff leise und wählte den Visifonanschluß der Rechnerzentrale. Er hatte mit den Leuten selten zu tun, kannte sie jedoch alle flüchtig, wie die meisten wichtigen Mitarbeiter des Gouvernements.
Der stellvertretende Leiter meldete sich. Er wirkte müde und nicht erfreut über die Unterredung.
»Hören Sie zu, Ram. Ich hab da ein Problem.« Dante beschrieb die Kistchen. »Der Zollinspektor behauptet, das ist mindestens die dritte Ladung. Ich hab Daten angefordert, aber der Rechner weiß nichts. Können Sie das überprüfen?«
Ram setzte eine skeptische Miene auf. »Natürlich. Aber wenn nichts gespeichert ist, hat sich der Zollinspektor wohl geirrt. Jeder Passagier, jedes Schiff, jede Ladung wird eingegeben, und der Rechner vergißt nichts.«
»Trotzdem. Checken Sie das durch. Ich melde mich wieder. Wie lange brauchen Sie?«
»Zehn Minuten, höchstens. Vielleicht muß die Frage anders formuliert werden; vielleicht reicht ›Zierkisten‹ nicht aus. Ich versuch’s mal.«
Dante nutzte die Wartezeit, um sich zu duschen und zu rasieren. Zum Glück waren die einzelnen Raumhafen-Abteilungen gut eingerichtet.
Dann rief er Ram wieder an.
»Nichts, Dante. Der Zoll muß sich irren.«
»Irrtum Ihrerseits ausgeschlossen?«
»Vollkommen unmöglich.«
»Wie steht es mit Manipulation? Könnte jemand das gelöscht haben?«
Der Operator hielt die Luft an. »Wie meinen Sie das?«
»Genau so.«
»Hm. Tja. Möglich wäre das schon, wenn man sich gut auskennt. Aber wozu?«
Barakuda nickte verdrossen. »Eben. Wo steckt Leontia?«
»Sie macht Urlaub. Warum? Trauen Sie mir nicht?«
»Gesetzt, es wäre gelöscht worden - wem sollte ich dann trauen?«
Ram kicherte. »Ihnen selbst zum Beispiel auch nicht. Sie können das von Ihrem Terminal aus auch.«
»Ich war’s aber nicht. Noch mal: Wo ist die Operatorin?«
Ram wandte sich irgendwem zu und stellte eine leise Frage, die Dante nicht verstand. »Wahrscheinlich auf Afuera«, sagte er. »Genau weiß ich’s nicht.«
Dante seufzte. »Ausgerechnet Na ja, kann man nichts machen. Einstweilen danke.«
In der Kantine trank er einen Kaffee, rauchte eine Zigarette und grübelte. Er hätte lieber geschlafen.
Der Zollinspektor blieb bei seiner Behauptung, als Barakuda ihn noch einmal nach den Kistchen fragte. Die Zeit, zu der die Ladungen nach draußen gegangen waren, konnte er nur ungefähr angeben: »Irgendwann im Laufe der letzten anderthalb Jahre.«
Weitere Kostenlose Bücher