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Barbara

Barbara

Titel: Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Newman
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Jungverheirateten, ihn und sie, sofort ein Schuldgefühl durchfuhr wegen des Interesses, das sie spürten. Er bewegte sich katzengleich zwischen den Tischen hindurch. Inmitten von Leuten, die bewußt auf Wirkung aus waren, schien er zu elektrisieren, ohne es zu wollen.
    Die Schwulen, Marlboro-Typen und laut tölend , und die Lesben schauten ihn mit offener Bewunderung an.
    Sam ließ sich unbekümmert auf einen der leeren Stühle an dem großen Tisch fallen: »Hi... hello ...«
    »Barbara«, sagte Barbara.
    » Jaaa .«
    »Das ist Max .«
    » Hello .«
    »Okay.«
    Barbara fuhr fort, »und Tom .«
    Er schnalzte mit dem Finger.
    »Und Leslie.«
    Das gleiche Schnalzen mit dem gleichen Finger drückte etwas ganz anderes aus.
    »Wie lang wirst du hier in der Gegend bleiben ?« sagte Max. Bei diesen Worten schaute Sam ihm direkt in die Augen und suchte nach einer Spur Befangenheit. Aber er entdeckte keine und antwortete: »Ein paar Wochen vielleicht .«
    »Ok, dann sehen wir uns ja wieder«, sagte Max und stand auf. Auch Tom erhob sich. Sie gingen die von Menschen wimmelnde Straße hinunter zum Postamt. Max hielt auf dem Weg ein halb Dutzend Mal an, um irgendwelchen Leuten Guten Tag zu sagen. Tom ging schweigend neben ihm her und hielt Ausschau. Vor dem Postamt stand ein Schwuler mit einem Hund. Es war eindeutig ein Homo, aber keine kreischende Tunte. Das typische noble Werbespotgesicht. Gut gebaut. Etwa 1,80 groß. Dunkelbraun gebrannt, in Shorts, gepflegter Haarschnitt, gut rasiert und manikürt (hat man schon mal einen schlecht rasierten Schwulen gesehen?), hellgelbes T-Shirt, genug ausgebleicht, um die Sonnenbräune zu unterstreichen. Saubere Füße in sauberen Sandalen. Der Hund stand unbewegt da, die Leine hing lose an seinem Hals. Es war ein großer Hund. Größer als ein Scheiß-Dänische-Dogge. Wirkte wie eine Kreuzung aus einem Airdale und einem Englischen Schäferhund. Hellgrau, fein gekräuseltes Haar, Stahlwolle, einen großen grauen Kopf. Es handelte sich ohne jeden Zweifel um ein Männchen. Tom ging direkt auf den Burschen zu und ließ Max auf den Stufen zum Postamt stehen. »Was ist das für eine Rasse ?«
    »Ein irischer Wolfshund«, antwortete der Schwule freundlich, aber zurückhaltend.
    »Einverstanden, wenn ich mit ihm Freundschaft schließe?«
    »Klar .«
    Tom beugte sich hinunter, nicht zu tief, denn der Hund trug seine Schnauze mehr als einen Meter über dem Boden, und hielt ihm die Hand hin, damit er daran schnüffeln konnte. Er schaute über seine Schulter zu dem Schwulen hin, der reserviert in Gegenwart dieses offensichtlich sehr direkten, aber freundlichen Jungen dastand. Der blieb unbekümmert und lächelte über die Schulter. »Ich heiße Tom .« Als der Schwule lächelte, kräuselten sich Falten in seinen Augenwinkeln, die einzigen Anzeichen von Alter in seinem braun gebrannten Gesicht.
    »Und ich Frank.«
    Max sah den beiden nach, als sie, den Hund zwischen sich an der Leine, in freundschaftlichem .Gespräch fortgingen. Max drehte sich um und schlenderte in die entgegengesetzte Richtung. Plötzlich fiel ihm ein Mädchen, das die enge Straße kreuzte, in die Augen. Sie war dunkel, eher von dunklem Teint als braungebrannt. Sie war dunkel und sie brannte wie eine dunkle unsichtbare Flamme. Sie kreuzte die Straße ohne irgendetwas oder irgendjemanden zu berühren. Sie sah alle und bewegte sich ungesehen durch die Welt. Kali, der Geist der Zeit. Niemand sah sie. Sie brannte, und kein Mann drehte sich um. Kein Auge blitzte auf, als sie mühelos mit den entsprechenden unbekümmerten Bewegungen durch den Strom von Autos und Fußgängern glitt. Max war wie vor den Kopf geschlagen. (»...erzähl dem Tänzer was vom Tanzen ?« ) Er führte sich ihre körperlichen Eigenschaften vor Augen. Mittelgroß, schlank, langes schwarzes Haar, Indianerhaar, es fiel in einem dicken Zopf bis auf ihren Arsch, es glänzte lebendig, war aus der Stirn gekämmt, einer hohen, intelligenten Stirn, kühle graue Augen unter geraden schwarzen Brauen, eine große Nase, hervortretende indianische Backenknochen... »Eine Jüdin, wette ich«, murmelte er bei sich, ein langer schöner Hals, der in einen zerbrechlichen Brustkasten überging. Ein einfarbig blaues, lockeres Oberteil, das wie ein T-Shirt für einen Mann geschnitten war, kein Büstenhalter, ihre (zu großen?) Brüste schwangen unbehelligt hin und her, die Spitzen drückten sich eng an den dunklen Stoff. Lange, sehr gerade, vielleicht etwas zu schlanke Beine in einfarbig

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