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Barry Trotter und die schamlose Parodie

Titel: Barry Trotter und die schamlose Parodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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kriegen«, sagte Barry.
    »Mr. Trotter, was haben Sie vor?«
    »Ich werde diese Kassette einzigartig machen. Ich hab keine Lust, die Trumpfkarte in irgendeinem Marketingkonzept zu sein«, sagte Barry. »Es ist furchtbar, wenn jedes Detail deines Lebens fiktionalisiert und in Unterhaltung für die Massen verwandelt wird. Ich hab’s satt. Damit ist jetzt Schluss.«
    »Oh, Mr. Trotter!« rief Phyllis. »Sie dürfen den Film nicht zerstören. Es gibt so viele Menschen, die sich darauf freuen.«
    »Ja, mit denen habe ich mich gestern im Internet unterhalten. Das sind Vollidioten. Außerdem zerstöre ich ihn ja gar nicht«, sagte Barry. »Es wird immer noch eine Kopie geben. Wenn ich fertig bin, können Sie damit tun, was Sie wollen. Schauen Sie ihn sich an, reichen Sie ihn herum, verkaufen Sie ihn — mir egal.«
    »Aber warum denn?« fragte Phyllis ernsthaft beunruhigt. »Sie wissen doch, wie sehr die Menschen Ihre Abenteuer lieben!«
    »Dann sollen sie die Bücher lesen«, sagte Barry. »Die bieten perfekte Unterhaltung.« Er versuchte sich so gut es ging an den Vortrag zu erinnern, den Valumart ihm im Film gehalten hatte, und sagte: »Sobald dieser Streifen in die Kinos kommt, wird er Barry Trotter sein, nicht die Bücher. Dass die Bücher großartig sind, steht außer Frage — aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Film dieses Niveau erreichen wird? So einen Glücksfall gibt es nicht zweimal.«
    »Aber wenn die Bücher so toll sind, müsste man dann nicht mehr daraus machen?«
    »Nicht unbedingt. Wenn man die Bücher liest, denkt man sich die Bilder selbst dazu. So erfüllt man die Geschichte nicht nur mit ganz eigener Bedeutung — Bumblemore sieht aus wie der Lieblingsonkel -, man trainiert dabei auch noch die Phantasie.«
    »Schon, aber ...«
    »Nehmen wir zum Beispiel ein Kind, das erst den Film sieht und dann die Bücher in die Hand bekommt — wer macht dann die Bilder? Die Filmleute! Und da Filme ein Geschäft sind — und zwar ein ziemlich gewissenloses — sind die Bilder, die sie einem in den Kopf setzen, die nichtssagendsten und unoriginellsten, die ihnen nur einfallen. Sie betreiben ein bisschen Marktforschung, machen ein paar Testvorführungen, ermitteln eine Zielgruppe, produzieren irgendeinen Mist — und nennen ihn Barry Trotter!« Barry hielt inne und fuchtelte zur Bekräftigung mit dem Video herum. »Ich bin Barry Trotter, und ich sage: Es reicht! Ich zerstöre nicht den Film — ich rette die Bücher.«
    Phyllis war still. Dann sagte sie: »Mr. Trotter, ich fürchte, dadurch werden Sie sich nicht nur den größten Prozess der Welt einhandeln« — Barry zuckte mit den Schultern ..., »sondern es wird auch überhaupt nichts ändern. Die Leute stehen heutzutage eben auf Fernsehen und Kino. Dadurch, dass Sie sie daran hindern, diesen einen Film zu sehen, werden Sie sie nicht von ihren Vorlieben abbringen. Sie werden sich statt dessen einfach irgendeinen anderen Film ansehen, und dann bestellt noch nicht mal mehr die Chance, dass sie die Bücher lesen. Wenn Sie nichts gegen den Film unternehmen, werden viel mehr Kinder die Bücher kaufen. Denken Sie an die Brüder Gram — für wie viele Scheußlichkeiten mussten ihre Märchen bereits herhalten?! Aber die Kinder lesen sie immer noch. Wirklich gute Bücher besitzen ein Eigenleben, Mr. Trotter. Und so gern wir sie auch vor denjenigen beschützen würden, die nur das schnelle Geld machen wollen, wir können die Menschen nicht zwingen, sie zu lieben. Vertrauen Sie den Lesern. Bislang sind Sie noch nicht von ihnen enttäuscht worden.«
    Barry hatte es die Sprache verschlagen. Schließlich stand er auf und gab Phyllis das Tape. »Nehmen Sie mir das weg, bevor ich es mir anders überlege.« Sie lächelte und steckte es ein. Wieder einen hirnrissigen Plan entschärft — wie jede Woche, dachte sie. Waren diese immer neuen schwachsinnigen Ideen eigentlich charakteristisch für Zauberer? Wie auch immer, sie betrachtete das als Teil ihres Jobs. »Danke für Ihr Vertrauen, Mr. Trotter«, sagte sie und verließ den Raum.
    »Ich mach das aber nicht, weil ich Angst habe, verklagt zu werden!« rief er ihr hinterher.
    Hatte er das Richtige getan? Barry wusste es nicht. Plötzlich fühlte er sich für seine siebenundzwanzig Jahre sehr müde. Er hatte schon recht gehabt damals, vor all den Jahren — erwachsen zu sein nervte. Andererseits, wenn man die Alternative bedachte ...
    Er wählte die Nummer von Alpo Bumblemore.

Epilog
Epilog
    Ein paar Wochen

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