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Barry Trotter und die schamlose Parodie

Titel: Barry Trotter und die schamlose Parodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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Finanzminister. Er (beziehungsweise sein Ghostwriter) hatte gerade seine Autobiographie geschrieben — >Gauner dich reich< —, in der Barry und seine Gang als »törichte jugendliche Anarchisten« bezeichnet wurden. Barry wusste nicht, ob er beleidigt oder geschmeichelt sein sollte.
    Flugreisen machten Barry immer nachdenklich — vielleicht lag es an den Abgasen. Er grübelte über den Chat nach, darüber, mit welcher Leichtigkeit er wieder — wie stets in Gegenwart von Fans — in die Rolle des vermeintlich Überlegenen geschlüpft war. Hermeline hätte ihm lieber nicht sagen sollen, dass der Zauberspruch, den sie angewandt hatte, nur ein Placebo war.
    Warum hatte er sein heutiges Leben als langweilig bezeichnet, obwohl es ihn doch in Wirklichkeit total aufrieb? Klar, den Ball flach zu halten, war immer gut, er wollte schließlich nicht, dass jeder magisch ambitionierte Jungspund mit funkensprühendem Zauberstab hereinplatzte, während er gerade auf dem Klo saß. (Das war tatsächlich mal passiert.) Aber es war mehr als das — er schämte sich, dass sein Leben keinen interessanten Lesestoff mehr abgab. Ich gebe mir alle Mühe, die Welt zu retten, und versuche stets, ein anständiger Mensch zu sein, dachte Barry. Es war deprimierend: War das alles, was er tun konnte?
    Hermeline sagte immer: »Das Leben ist kein Buch — auch deins nicht. Du musst die Heldentaten im Alltäglichen suchen. Eine Ehe zu führen, ohne einander den Hals umzudrehen, oder Kinder so zu erziehen, dass aus ihnen keine Psychopathen werden — das ist nicht glamourös, aber es ist mindestens so schwierig, wie einem Irischen Whiskeyrülpser mit einem fürchterlichen Kater eins überzuziehen.«
    Sie war so klug, dass es nervte. Dennoch wünschte er sich manchmal, er könnte nach Hogwash und zu dem sorglosen Leben von damals zurückkehren. Der erste Film war zwar nie fertig worden, aber die guten alten Zeiten waren trotzdem unwiederbringbar.
    Noch eine Lüge, die er im Chat erzählt hatte: Er hatte damals tatsächlich versucht, den Film zu verhindern. Er hatte versucht, jenes Leben festzuhalten, sich vor dem Erwachsenwerden zu drücken, aber es war ihm nicht gelungen. Warum hatte er gelogen? War es ihm peinlich, dass Valumart ihn schließlich besiegt hatte? Oder dass es für ihn kaum noch einen Unterschied zwischen der Doofen und der Hellen Seite gab? Der Gelee loyale in seiner Tasche hatte nichts damit zu tun; Valumart hatte ihn nur deshalb nicht getötet, weil er erkannt hatte, dass Barry nicht mehr dein Feind war .
    Ohne es zu merken, hatte Barry irgendwann auf diesem letzten Kreuzzug, den er mit Lon und Hermeline geführt hatte, die magische Grenze vom Kind zum Erwachsenen überschritten. Mit der Zeit wurde es ihm immer weniger wichtig, was er tat, als was man ihm dafür zahlte. Valumart ließ ihn laufen, Hogwash wurde geschlossen und Barry begann, Geschäfte mit Onkel Serious zu machen.
    Serious, Barry, J. G., Bumblemore — sie alle waren hinter dem großen Geld her, ja, dachten vielleicht sogar an nichts anderes mehr. Bumblemore warb im TV-Nachtprogramm am laufenden Band für seine Zaubertrickvideos, Serious hatte tausend Projekte im Kopf, J. G. hatte ein Buch nach dem anderen rausgehauen, und Barry hatte ihr so lange ein schlechtes Gewissen gemacht, bis sie ihn daran beteiligt hatte. Sie hatten alle ein bisschen etwas von Valumart in sich, Barry eingeschlossen: Der arrogante, selbstgerechte, energiegeladene, idealistische Junge, der er mit zweiundzwanzig gewesen war, lebte nicht mehr.
    Oder doch? Barry dachte an das, was der Film-Valumart gesagt hatte: Der Film würde die Bücher aus den Köpfen der Menschen verdrängen. Am Ende schienen J. G.s Werke das einzig Gute und Reine zu sein, was noch blieb. Sie schenkten Freude. Sie ermöglichten ihren Lesern, dem Alltag zu entfliehen, und beflügelten ihre Phantasie. Durch den Film würde das nun vielleicht alles anders.
    Er musste an die Verfilmung von >Wie der Grins Weihnachten gestohlen hat< denken. Wie viele Kinder hatten diesen hirnlosen Quatsch gesehen, ohne das phantastische Bilderbuch zu kennen, auf dem er basierte? Vermutlich Milionen. Vielleicht würde bald irgendein anderer übler Hollywood-Trash sein Leben und J. G.s Bücher vergessen machen. Es sei denn, er unternahm etwas dagegen. Aber was? Er nahm das Video aus seinem Bordcase. Den ersten Film hatte er nicht verhindern können, aber vielleicht konnte er diesen ja stoppen.
    Die Concorde setzte zur Landung an; Barry hatte sich

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