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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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nötig.«
    In einer Zimmerecke war der Fußboden absichtlich nicht mit Teppich ausgelegt und um eine Stufe erhöht. Dort malte der Junge mit einem Stück schwarzer Kreide, das er in seiner Schreibtischschublade gefunden hatte, mit sicherem Strich und nur ein, zwei flüchtigen Blicken in sein Handbuch zwei Kreise und ein schlichtes Pentagramm auf. Ich war mucksmäuschenstill, damit er sich bloß nicht verschrieb.
    Schließlich war es vollbracht. Er stand mühsam auf und rieb sich das Kreuz. »Fertig«, sagte er und reckte sich. »Stell dich rein.«
    Ich musterte ausführlich die Runen. »Damit wird Adelbrands Pentagramm aufgehoben, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Und der Unbeschränkte Bannzauber außer Kraft gesetzt?«
    »Genau! Siehst du die Hieroglyphe da? Die löst die Verbindung. Willst du jetzt entlassen werden oder nicht?«
    »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.« Ich trat in den größeren Kreis und wandte mich zu ihm um. Er memorierte noch einmal stumm die Formel, dann sah er mich streng an.
    »Grins nicht so blöd«, schimpfte er. »Ich kann mich nicht konzentrieren.«
    »Tschuldigung.« Ich setzte eine übertriebene Trauermiene auf.
    »Schon besser.«
    »Tschuldigung, Tschuldigung.«
    »Dann mach dich bereit.« Er holte tief Luft.
    »Eins noch«, sagte ich. »Falls du demnächst wieder jemanden beschwören willst, kann ich dir Faquarl empfehlen. Er ist ein prima Sklave. Gib ihm eine sinnvolle Aufgabe, zum Beispiel einen See mit einem Sieb ausschöpfen oder die Sandkörner am Strand zählen, darin ist er unschlagbar.«
    »Also was ist jetzt? Willst du nun gehen oder nicht?«
    »Klar doch. Kann’s kaum erwarten.«
    »Also dann…«
    »Äh, Nathanael… eine allerletzte Sache noch.«
    »Ja bitte?«
    »Pass auf dich auf. Ich glaube, aus dir kann mal ein guter Zauberer werden. Und das meine ich nicht so, wie du vielleicht denkst. Erstens hast du viel mehr Mumm als die meisten, aber wenn du nicht aufpasst, treibt man dir den bald wieder aus. Und zweitens hast du ein Gewissen, ebenfalls eine seltene Eigenschaft, die nur allzu leicht verloren geht. Bewahre sie dir. Das wär’s. Ach, und an deiner Stelle würde ich mich vor deiner neuen Meisterin in Acht nehmen.«
    Er sah mich an, als wollte er etwas sagen, dann schüttelte er ungeduldig den Kopf. »Mir passiert schon nichts. Mach dir keine Sorgen. Also – letzte Gelegenheit. Ich muss in fünf Minuten unten sein.«
    »Ich bin bereit.«
    Der Junge rezitierte rasch und fehlerfrei die Rückbeschwörung. Mit jeder Silbe spürte ich die Last der Worte leichter werden, die mich an die Erde banden. Gegen Ende der Formel wuchs und dehnte sich meine Gestalt, bis sie schließlich aus dem Kreis herausragte. In den Ebenen öffnete sich eine Tür nach der anderen und lud mich ein hindurchzutreten. Ich verwandelte mich in eine dicke, bis zur Decke brodelnde Rauchsäule und erfüllte das Zimmer, das für mich von Augenblick zu Augenblick unwirklicher wurde.
    Er war fertig und schloss den Mund. Die letzte Verbindung riss wie eine Kette.
    Ich verschwand und hinterließ ihm eine Duftwolke aus beißendem Schwefelgestank. Sozusagen als kleines Andenken – damit er mich nicht vergisst.
     
     

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