Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
rief es. »Wo du hingehst, brauchst du es sowieso nicht mehr.«
    Der Zauberer wurde aschfahl, alle Kraft schien ihn zu verlassen. Die Haut schlotterte ihm um die Knochen wie ein zu großer Anzug und er sackte in sich zusammen. Er machte einen zögernden Schritt auf Nathanael zu, als wollte er versuchen, sich das Amulett zurückzuholen… Dann packte ihn eine große Hand und hob ihn hoch. Hoch und immer höher, und mit jedem Meter verzerrte und verwandelte sich sein Kör
    per. Ramuthra neigte den Kopf. Eine Art Maul schien aufzuklappen. Das war das Ende von Simon Lovelace.
    Der Dämon sah sich nach dem keckernden Äffchen um, konnte es aber nicht entdecken. Ohne sich um Nathanael zu kümmern, der immer noch am Boden lag, drehte er sich unbeholfen um und steuerte wieder auf die Zauberer am anderen Saalende zu.
    Neben Nathanael ertönte eine wohl bekannte Stimme.
    »Zwei hätten wir, bleibt noch einer«, konstatierte sie.
Bartimäus
    Ich war so begeistert, dass mein Trick geklappt hatte, dass ich es riskierte, mich in Ptolemäus zu verwandeln, solange Ramuthra abgelenkt war. Jabor und Lovelace waren hinüber, jetzt brauchten wir uns nur noch mit dem Riesenwesen herumzuschlagen. Ich versetzte meinem Herrn einen sanften Tritt. Er lag auf dem Rücken und hielt das Amulett von Samarkand in den schmuddeligen Griffeln wie eine Mutter ihr Neugeborenes. Das Beschwörungshorn hatte ich neben ihm abgestellt.
    Mühsam setzte er sich auf. »Lovelace… hast du das gesehen?«
    »Na und ob! War kein schöner Anblick.«
    Als er steifbeinig aufstand, glänzten seine Augen merkwürdig, halb verstört und halb verzückt. »Ich habe es«, flüsterte er. »Ich habe das Amulett.«
    »Toll«, erwiderte ich ungeduldig. »Gut gemacht. Aber Ramuthra ist trotzdem noch da. Wenn wir Hilfe organisieren wollen, müssen wir uns ein bisschen beeilen.«
    Ich schaute mich im Saal um und meine Hochstimmung verflog. Inzwischen boten die versammelten Regierungsmitglieder ein Bild des Jammers: Entweder kauerten sie benommen am Boden oder sie hämmerten gegen die Türen oder prügelten sich um einen günstigen Platz an der Wand, der möglichst weit weg von dem herannahenden Ramuthra war. Sie erinnerten mich an Ratten, die sich in einem Abwasserkanal balgen. Es war nicht nur ein unerquicklicher Anblick, sondern auch ein zutiefst beunruhigender, denn nicht einer von ihnen machte den Eindruck, als sei er in der Lage, eine komplizierte Entlassungsformel zu rezitieren.
    »Komm schon«, drängte ich. »Während sich Ramuthra ein paar von ihnen schnappt, können wir die anderen vielleicht wachrütteln. Was meinst du, wer erinnert sich am ehesten an die Formel für die Entlassung?«
    Der Junge zog eine Schnute. »So wie die aussehen, keiner.«
    »Wir müssen es trotzdem versuchen.« Ich zupfte ihn am Ärmel. »Komm endlich. Wir beide kennen die Formel jedenfalls nicht.« 121
(Ich kenne mich mit so was nicht aus. Zauberformeln sind Zauberersache. Darin sind sie gut. Dschinn dürfen keine Formeln benutzen. Aber ein Zauberer, und sei er noch so ein Stümper, hat für jeden Anlass den passenden Spruch parat. )
    »Du vielleicht nicht«, erwiderte er gedehnt. »Ich schon.«
    »Du?« Ich war zugegebenermaßen ein wenig erstaunt. »Bist du sicher?«
    Er warf mir einen finsteren Blick zu. Körperlich war er reichlich angeschlagen – blass, blutend und zerschrammt und ziemlich wackelig auf den Beinen, doch seine Augen leuchteten entschlossen. »Damit hast du nicht gerechnet, was?«, sagte er. »Ich hab sie mal auswendig gelernt.«
    In seiner Stimme schwang mehr als nur der Hauch eines Zweifels mit. Auch in seinen Augen las ich, dass er selber durchaus nicht von sich überzeugt war. Ich bemühte mich, nicht allzu skeptisch zu klingen. »Es ist ein Zauberspruch der obersten Kategorie«, gab ich zu bedenken. »Einer von den ganz komplizierten. Und außerdem musst du genau im richtigen Augenblick ins Horn blasen. Krankhafter Ehrgeiz ist jetzt fehl am Platz, mein Junge. Du darfst ruhig…«
    »Jemanden um Hilfe bitten? Sieht nicht so aus.« Ob ihn nun sein Ehrgeiz zu dieser Antwort bewog oder ob er einfach die Lage realistisch einschätzte, ich musste ihm Recht geben. Ramuthra war schon fast bei den Zauberern angelangt, von ihnen jetzt noch Unterstützung zu erwarten, war illusorisch. »Geh mal ein Stück zurück«, sagte er. »Ich brauche Platz zum Nachdenken.«
    Ich zögerte. Sosehr ich seinen Mut bewunderte, ich sah nur allzu deutlich, wie das alles enden würde. Mit Amulett

Weitere Kostenlose Bücher