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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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schwankte.
    »Ich bin Bartimäus! Ich bin Sakhr al-Dschinni, N’gorso der Mächtige und die Silbergefiederte Schlange. Ich richtete die Mauern von Uruk, Karnak und Prag wieder auf. Ich sprach mit König Salomo. Ich galoppierte mit den Büffelvätern über die Prärie. Ich wachte über das Alte Simbabwe, bis seine Wälle zerfielen und die Schakale seine Bewohner fraßen. Ich bin Bartimäus! Ich kenne weder Herrn noch Meister. Deshalb frage ich dich, mein Junge: Wer bist du, dass du mich rufst?«
    Echt eindrucksvoll, was? Und obendrein wahr, was dem Ganzen noch mehr Nachdruck verleiht. Aber ich wollte nicht einfach nur auf den Putz hauen. Ich hoffte das Bürschlein dazu zu verleiten, mir seinerseits seinen Namen zu verraten, damit ich etwas in der Hand hatte, wenn er mal nicht aufpasste. 2
(Solange ich mich im Bannkreis befand, waren mir natürlich die Hände gebunden. Später aber könnte ich herausfinden, wer er war, und nach Charakterschwächen suchen, nach Details aus seiner Vergangenheit, die ich mir zunutze machen konnte. Wunde Punkte hat schließlich jeder. Besser gesagt, jeder von euch. )
Aber ich hatte Pech.
    »Bei den Kräften des Kreises, den Zacken des Pentagramms und dem Ring der Runen – ich bin dein Herr und Meister! Du hast mir zu gehorchen!«
    Irgendwie war es demütigend, diese alte Leier aus dem Mund so eines schmächtigen Knirpses zu hören, noch dazu mit dieser nervigen Piepsstimme. Ich verkniff mir, ihm gehörig die Meinung zu geigen, und intonierte stattdessen die übliche Erwiderung. Hauptsache, es war rasch vorbei.
    »Was ist dein Begehr?«
    Ich muss allerdings zugeben, dass ich überrascht war. Die meisten Anfänger wollen erst mal nur gucken. Sie möchten einen Blick hinter den Vorhang werfen und sich an ihrer künftigen Macht berauschen, sind aber viel zu nervös, um sie wirklich auszuprobieren. So einen kleinen Scheißer wie diesen, der sich gleich als Erstes traut, Wesenheiten wie mich anzurufen, findet man selten.
    Der Junge räusperte sich. Sein großer Auftritt war gekommen. Darauf hatte er sich lange vorbereitet. Davon hatte er seit Jahren geträumt, statt auf seinem Bett herumzulümmeln und an Rennautos oder Mädchen zu denken. Mürrisch wartete ich auf seinen lächerlichen Befehl. Was hatte er sich wohl ausgedacht? Meistens sollte ich einen Gegenstand schweben lassen oder quer durchs Zimmer bewegen. Vielleicht wollte er auch, dass ich irgendein Trugbild herbeihexte. Das könnte lustig werden, denn es gab bestimmt eine Möglichkeit, den Befehl falsch zu verstehen und den Jungen aus der Fassung zu bringen. 3
(Einmal verlangte ein Zauberer von mir, ihm seine große Liebe zu zeigen. Ich hielt ihm einen Spiegel vor)
    »Ich befehle dir, das Amulett von Samarkand aus dem Haus von Simon Lovelace zu holen und es mir morgen bei Sonnenaufgang, wenn ich dich wieder rufe, herzubringen.«
    »Was soll ich?«
    »Ich befehle dir…«
    »Schon gut, ich hab’s gehört.« Ich wollte nicht gereizt klingen. Es rutschte mir einfach so raus. Auch die Grabesstimme verrutschte mir ein bisschen.
    »Dann geh!«
    »Moment mal!« Ich spürte dieses komische Gefühl im Magen, das man immer hat, wenn man entlassen wird. Als würde einem das Gedärm zum Hintern rausgezogen. Die Formel muss dreimal gesprochen werden, bevor man endgültig verschwinden muss, falls man es darauf anlegt, noch ein Weilchen dort herumzuhängen.
    Normalerweise legt man es nicht darauf an. Aber diesmal rührte ich mich nicht vom Fleck, sondern blieb ein glühendes Augenpaar in einer bösartig blubbernden Rauchsäule.
    »Weißt du überhaupt, was du da verlangst, Kleiner?«
    »Ich wünsche kein Gespräch mit dir, keinen Streit und keine Verhandlungen. Ich lasse mich nicht auf Rätsel noch auf Wetten oder Glücksspiele ein und schon gar nicht…«
    »Auch mir liegt wahrhaftig nichts daran, mich mit einer halben Portion wie dir abzugeben, also verschone mich gefälligst mit deinem auswendig gelernten Humbug. Offenbar versucht jemand, dich für seine Zwecke zu missbrauchen. Wahrscheinlich dein Meister, hab ich Recht? Ein feiger Tattergreis, der ein Kind vorschickt.« Ich nahm den Rauch ein wenig zurück und offenbarte zum ersten Mal meine Gestalt, aber nur verschwommen. »Wenn du danach trachtest, einen richtigen Zauberer zu bestehlen, indem du mich beschwörst, spielst du doppelt mit dem Feuer. Wo sind wir hier überhaupt? In London?«
    Er nickte. Klar war das London. Irgendein heruntergekommenes Reihenhaus. Ich spähte durch die

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