BattleTech 15: Jade Phoenix-Trilogie III - Falkenwacht
hätte sie dieselben Beleidigungen gebrüllt.
Ihr Gegner, ein stämmiger, muskulöser Krieger namens Kaufmann (ein Spitzname, der sich von seiner Herkunft als Sohn eines Händlers ableitete), knurrte sie auf die traditionelle Weise eines Ehrenduells an. Seine Herausforderung bezog sich auf das Recht, den Kriegsfalke zu steuern, der frei geworden war, als dessen Pilot bei der interstellaren Reise in den Jadefalken-Korridor der Invasion erkrankt war. Normalerweise wäre der Mech Diana zugesprochen worden, weil die neue Kommandeurin des Sterns ihren Waldwolf für sich beansprucht hatte.
Nach Verkündung der Einteilung war Kaufmann vorgetreten und hatte erklärt, seine Seniorität und längere Kampferfahrung machten ihn besser geeignet, den Kriegsfalke zu führen. Bei sich gab Diana zu, daß Kaufmanns Leistungen beneidenswert waren, aber als Clan-Kriegerin war es ihr unmöglich, einfach zurückzustecken. Nein, die beiden mußten um den Mech kämpfen.
Die neue Kommandeurin hatte darauf bestanden, daß die Bewerber um den Kreis der Gleichen boten, aber Diana hatte das Batchall mit ihrem Angebot, sich Kaufmann bis auf Handschuhe unbewaffnet zu stellen, im Keim erstickt. Das Gebot hatte einige Aufmerksamkeit erregt, denn die großgewachsene, schlanke Diana schien keine Gegnerin für den kleineren, aber erheblich muskulöseren Kaufmann.
Beim Startzeichen stieß Kaufmann einen lauten Schrei aus, der von den Wänden des Landungsschiffes widerzuhallen schien, dann stürmte er wie ein Eber auf Diana zu. Er landete die beiden ersten Treffer, einen in Dianas Magengrube, der ihr die Luft aus den Lungen trieb, und einen brutalen rechten Haken in ihr Gesicht. Er riß ihr die Haut auf und trieb sie nach hinten. Ihr schwacher Tritt ging in die Leere. Wenn er überhaupt etwas bewirkte, war es Heiterkeit.
Joanna beobachtete den Zweikampf zwischen den beiden freigeborenen Mitgliedern ihres neuen Sterns mit einiger Genugtuung. Sie haßte diese neue Aufgabe, aber über die Jahre war sie ruhiger geworden und konnte sie leichter akzeptieren, als es ihr früher möglich gewesen wäre. Trotzdem, die Degradierung zum Sterncommander war ein Dorn in ihrem Fleisch. Sie war wie die schwarze Schärpe, jenes besondere Kennzeichen von Schande der ClanKriegerkultur. Die Degradierung war eine Art ewiger schwarzer Schärpe, denn im Gegensatz zu jener Strafe nahm diese Schande nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Ende. Ihre Chancen, je wieder die Rangleiter hinaufzuklettern, waren praktisch gleich Null. Ihre Chancen, irgendwann wieder Sterncaptain zu werden, waren mikroskopisch. Sterncolonel zu werden, war sozusagen unmöglich.
Was also konnte Joanna noch tun, außer die ihr zugeteilte Aufgabe so gut wie möglich zu erfüllen? Zumindest konnte sie noch einen gewissen Dienst erfüllen, insbesondere, indem sie einen undisziplinierten Haufen wie diesen Stern, den man ihr jetzt angehängt hatte, zurechtstutzte. Wie alle ClanKrieger war Joanna ganz und gar den Zielen der Invasion verpflichtet, insbesondere dem Wiederaufbau des Sternenbundes. Es war das beinahe heilige Vermächtnis der Clans, daß sie die korrupten und dekadenten Herrscher besiegen und ersetzen würden, die Jahrhunderte zuvor den Sternenbund vernichtet hatten. Das waren die Worte der großen Kerenskys, und das war gut genug für Joanna und fast den gesamten Rest der Invasionsstreitmacht.
Irgend etwas an dieser Diana zwang ihr Bewunderung ab. Vielleicht war es der Stolz im Blick dieser jungen Kriegerin, ihre selbstbewußte Haltung oder ihre Wildheit. Joanna war sich nicht sicher. Es war ungewöhnlich für sie, von einer jüngeren Kriegerin nicht ganz und gar angewidert zu sein.
Soweit es ClanKrieger betraf, war Diana ein beeindruckendes Exemplar. In älteren Kulturen, die sich um solchen Schwachsinn kümmerten, hätte man sie schön nennen können. Die olivfarbene Haut der jungen Frau war gerade dunkel genug, um ihr etwas Geheimnisvolles zu verleihen, während die dunklen Augen unter den stark gebogenen Brauen erkennen ließen, daß dieses Geheimnis ungelöst bleiben mußte. Auf ihrem schwarzen Haar tanzten rote Glanzlichter, ein Effekt, der nicht minder subtil war als das dunkle Rot ihrer Lippen. Ein kleiner ›Fehler‹, ein Höcker auf ihrer ansonsten edel geformten Nase, schien die Faszination ihres schmalen Gesichts noch zu verstärken.
Joanna war enttäuscht, als ihr Gegner, ein typisch abstoßender Freigeborener namens Kaufmann, sofort die Oberhand gewann. Er schlug hart auf
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