BattleTech 20: Die Stunde der Helden
Agrarwirtschaft der untersten Stufe verwurzelt. Obwohl Grayson Carlyle alles in seiner Macht stehende getan hatte, um zu helfen, hatte er den Niedergang dieser Welt nur verlangsamen können.
Es gab genug Raum zur Ausdehnung, wenn die Kolonisten ihre Welt nur hätten entwickeln können. Der größte Teil der Bevölkerung lebte auf dem kleinsten der drei Hauptkontinente Glengarrys, den die hauptsächlich von schottischen Vorfahren abstammenden ersten Siedler Scotia getauft hatten. Dalriada und Pictland, die beiden größeren Landmassen auf der nördlichen Halbkugel, hatten nie wesentliche Beachtung erfahren. Das lag zum einen an ihrem rauheren Klima, in der Hauptsache aber an den gewaltigen Bodenschätzen Scotias. Die Gebirgszüge, die den größten Teil des Kontinents beherrschten, waren reich an verschiedensten Erzen, und das Flachland war wie geschaffen für Ackerbau und Viehzucht. Ohne die Kriege wären die übrigen Landmassen sicher im Verlauf der Jahre nach und nach ebenfalls erschlossen worden, aber so war der größte Teil Glengarrys bis heute unberührte Wildnis.
Zu schade, wie wenig Chancen die Glengarrianer hatten, dachte Alex bitter. Unter anderen Umständen wäre diese Welt eines der Schmuckstücke der Inneren Sphäre. Statt dessen war es eine abgelegene, vergessene Hinterwelt und zu langsamem Siechtum verdammt.
»Sir? Möchten Sie Ihr Frühstück sofort, oder wollen Sie sich lieber erst ankleiden?«
Alex drehte sich zu dem Mann in der Zimmertür um. Er trug den Kilt der Dunkeld-Domestikenzunft. Das kräftig durchblutete Gesicht sowie die hellen Haare und Augen des stämmigen Dienstboten waren typisch für die Bewohner Glengarrys. Alex war die VIP-Behandlung noch nicht gewohnt, besonders nach so langer Zeit als Kadett. Im Brander-Trainingszentrum teilten die Kadetten sich die Kammern, und Dienstboten waren unbekannt, aber hier in Dunkeld, und erst recht in der Residenz, lagen die Dinge anders.
Auf Sudeten hätten an ein Haushaltscomputersystem angeschlossene Maschinen die Arbeit dieses Mannes erledigt, aber auf Glengarry waren Posten als Dienstboten und Haushaltshilfen eine der Hauptmöglichkeiten der Beschäftigung für Menschen, die ansonsten nur bitterste Armut zu erwarten hatten. Soweit es die Glengarrianer betraf, war selbst der unterste AsTech des Grauen Todes ein VIP mit Recht auf alle Bequemlichkeiten der Aristokratie. Während er im BranderZentrum ein Zimmer mit Clay geteilt hatte, und das Bad mit noch zwei Kadetten, hatte man für Alex’ Familie hier in der Residenz eine ganze Zimmerflucht zum persönlichen Bedarf reserviert, einschließlich eines Stabes von Dienstboten, die sich um ihre Bedürfnisse kümmerten. Alex hatte eine eigene Vier-Zimmer-Suite mit altem, aber gepflegtem Mobiliar. Der Luxus und die Versuchungen, die er mit sich brachte, stellten einen krassen Kontrast zu den tristen Lebensbedingungen der einfachen Bevölkerung auf Glengarry dar, und Alex hatte häufig Schwierigkeiten, die Perspektive zu wahren.
»Danke, äh…«
»MacDonald, Sir«, half ihm der Mann aus. Seine Stimme hatte einen Unterton, der trotz seiner Stellung alles andere als unterwürfig war. Glengarrys Bevölkerung, die in der Hauptsache von Schotten, Walisern und Iren der Britischen Inseln Terras abstammte, zeichnete sich durch einen deutlichen Hang zu Stolz und Unabhängigkeit aus. Diese Menschen erinnerten Alex regelmäßig an Davis McCall, auch wenn sie weit seltener dazu neigten, in jenen kaum verständlichen Dialekt zu verfallen, den McCall so liebte.
»Danke, MacDonald. Ich werde erst duschen und etwas anziehen. Und ich möchte bitte nur ein kleines Frühstück.«
Der Mann schnalzte unzufrieden mit der Zunge. »Och, ihr Carlyles seid alle gleich«, stellte er halb bei sich fest. »Da habt ihr die beste Küche auf der ganzen Welt zur Verfügung, und ihr wollt nur was Leichtes.« Er sah Alex in die Augen. »Ihr Frühstück steht in dreißig Minuten im Hauptspeisesaal, Sir.«
Alex reichte MacDonald die leere Teetasse und folgte ihm ins Gebäude. Die Residenz war das größte und prächtigste Bauwerk des Labyrinths von Gebäuden, das sich über den Castle Hill und bis in sein Inneres hinein erstreckte. Der Rest der Anlage bestand aus so ausgedehnten Befestigungen, daß die gesamte Gray Death Legion hier unterkam und darüber hinaus noch reichlich Platz war. Jetzt allerdings waren sie nur von einer Kompanie der Elite-Panzerinfanterie der Legion und einem größeren Kontingent der planetaren Miliz
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