BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel
will ich hoffen?« eröffnete er das Gespräch, obwohl es eine sehr lange Zeit her war, daß irgendeiner seiner Kommandeure Gelegenheit gehabt hatte, ihm gute Nachrichten zu überbringen. Genaugenommen waren Legos' Vorgänger griesgrämige alte Unheilsboten gewesen, die überall nur Negatives sahen. Aber, wie Amaris sich immer wieder beruhigte, niemand enttäuschte ihn lange. Er hoffte inständig, daß es nicht nötig werden würde, Legos wie die anderen zu Tode zu foltern, aber selbst Legos würde seinem Schicksal nicht entgehen, wenn er im Dienst an der Vision seines Imperators versagte.
»Die Operationen auf Saffel verlaufen gut«, stellte Legos fest, aber er wirkte verängstigt. Kerenskys Armee zahlte einen hohen Preis für ihren Vormarsch, doch langsam aber sicher zerschliß sie die republikanischen Kräfte.
Amaris sah dem Mann an, daß er noch nicht fertig war. »Aber…?« »Millilo ist heute an den Feind gefallen, aber unsere Kräfte haben sich außerhalb der Stadt neu gruppiert, und General Johnston hat mitgeteilt, daß er in einer Woche einen Gegenangriff zur Rückeroberung plant.«
Der Erste Lord seufzte schwer, als er das hörte. »Das ist gar nicht gut«, meinte er, und sein Tonfall versprach unsägliche Strafen.
»Es tut mir leid, mein Lord.« Die Stimme des Generals zitterte leicht, und Amaris genoß die Angst, die in ihr lag.
»Diesmal ist es nicht dein Fehler. Johnston ist es, der versagt hat. Der Verlust Millilos ist unannehmbar. Gib Befehl, General Johnston festzunehmen und zur Aburteilung nach Terra zu bringen. Unsere Luft/Raumjäger sollen die Stadt bombardieren. Wenn ich Millilo nicht haben kann, wird niemand es bekommen.«
»Wie soll die Anklage lauten, mein Lord?«
»Verrat natürlich«, bellte Amaris. »Ich habe Johnston befohlen, die Stadt zu halten, egal, was es kostet. Er hat versagt, und dafür wird er bezahlen.«
»Es wird geschehen, mein Lord«, bestätigte General Legos, dessen Widerstandswillen an diesem Stefan Amaris zerbrochen war, zu dem er sich im Lauf der Zeit verwandelt hatte.
»Und in der Sache meiner widerspenstigen Geliebten?«
Legos versteifte sich, als sein Herr und Meister ihn auf diesen Auftrag ansprach. »Shera Moray ist unterwegs in Richtung der von Kerensky gehaltenen Welten und befindet sich zur Zeit auf Slocum. Der Planet wird von der 159. Royal BattleMech-Division angegriffen.
Den Berichten meines Agenten zufolge wird er sie noch heute abfangen und seine Mission zu Ende bringen können. Mit etwas Glück sind beide Ziele bereits heute abend eliminiert.«
»›Beide‹ Ziele?«
»Ja, mein Lord. Seinen Berichten entnehme ich, daß sie vor vier Wochen auf Altair entbunden hat.«
»Männlich oder weiblich?« fragte Amaris.
»Ein Junge, mein Lord. Sie hat ihm den Namen Andrew gegeben.«
Amaris erhob sich von seinem Thron und stieg die Stufen hinab, bis er dem General von Angesicht zu Angesicht gegenüber stand. »Sie werden dafür sorgen, daß beide vernichtet werden, ganz besonders das Kind«, schrie er. Und nur für den Fall, daß trotz seiner Lautstärke noch irgendein Zweifel bestand, rammte er den Fuß des Szepters auf den Boden des Saals. Der Knall hallte durch das Gewölbe wie Kanonendonner.
»Es wird geschehen, wie Ihr es befehlt, Sire.«
»Das muß es auch. Wenn dieses Kind überlebt, wären der Junge oder seine Nachfahren Anwärter auf meinen Thron. Rivalen meiner rechtmäßigen Erben. Ich will ihren Tod, und wenn dazu eine ganze Division notwendig wäre. Hast du verstanden, Legos? Die Zukunft des Sternenbunds hängt davon ab!«
Rolund City, Slocum
Terranische Hegemonie
Shera Moray blickte hastig nach allen Seiten, um sicherzugehen, daß niemand sie beobachtete, dann drückte sie die Geldscheine in die Hand der anderen Frau.
Die Frau rückte das Baby in ihrer Armbeuge zurecht, während sie das Geldbündel verschwinden ließ. »Das ist eine Menge Geld nur für andere Papiere«, stellte sie fest.
Shera mußte Andrew ebenfalls anders halten, so daß die beiden Frauen die kleinen braunen Päckchen mit Reisepapieren tauschen konnten.
»Der Vater des Jungen darf uns nicht finden«, erklärte sie, und versuchte ihre panische Angst zu verbergen.
Shera Moray hegte keinen Zweifel daran, was sie und ihren Sohn erwartete, wenn Stefan Amaris sie in seine Gewalt bekam. Auf New Earth war sie seinen Schergen nur knapp entkommen, indem sie eine Passage im Frachtraum eines Transportschiffs gebucht hatte. Welch ein Glücksfall war es gewesen, als sie diese Frau getroffen
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