BattleTech 47: Die Spitze des Dolches
gekommen, dass viele der Linienregimenter, die zur Zeit auf befriedeten Welten Garnisonsdienst leisteten, an die Front verlegt wurden, wo sich die Kämpfe gegen die verbliebenen Paktstreitkräfte festgefahren zu haben schienen. Mit Ausnahme vereinzelter Partisanenangriffe gehörte Milos zu diesen friedlichen Planeten, also wurden Christobal und seine Leute vermutlich irgendwohin geschickt, wo der ›wirkliche‹ Krieg stattfand. Die Vorstellung, wieder einmal in den Kampf zu ziehen, in eine Lage, in der ein guter Kommandeur handeln konnte, statt nur auf in seinen Augen verbrecherische Attacken von Partisanen und Guerilleros reagieren zu müssen, ließ sein Herz höher schlagen.
Mit einem Achselzucken wandte er sich wieder der Einschiffung der BattleMechs zu. Der Pirscher war etwa auf halber Höhe der Rampe, als ein matt gelblich weißer Lichtblitz die rechte Seite der unbeholfen wirkenden Kampfmaschine erhellte. Noch während das erste Licht verblasste, flammte ein zweites auf der Panzerung des Mechs auf. Wenige Sekunden später trug der regen- und schneebeladene Wind zwei seltsam dumpfe Knallgeräusche aus kilometerweiter Entfernung heran.
»Verflucht noch mal!«, fauchte er, als er die Detonationen Panzer brechender Raketen erkannte. Er fummelte unter den weiten Falten seines bestenfalls halbwegs effektiven Regenumhangs, bis es ihm gelang, einen tragbaren Kommunikator aus der Nylontasche an seiner linken Hüfte zu ziehen.
»Kommzentrale von Christobal. Was, zum Teufel, geht da draußen vor?«
Bevor der Tech in der Kommunikationszentrale noch antworten konnte, hallte das hohle Rattern eines schweren Maschinengewehrs durch den Regen. Das deutlich tiefere Bellen einer Autokanone antwortete. Aus dem winzigen Parkplatz unter dem Beobachtungsdeck des Raumhafens jagten zwei Blizzard - Schwebetransporter über den Asphalt davon. Beim schrillen Heulen ihrer Hubpropeller verkrampfte sich Christobals Kaumuskulatur, und um die Gummischürzen verwandelten sich die Regen- und Schmelzwasserpfützen in einen dünnen Nebelschleier. Das Kreischen verschluckte die Antwort aus der Kommzentrale.
»Wiederholen, Kommzentrale!«, schrie er.
»Ich wiederhole: Sao-wei Fuller meldet GuerillaAktivität an der östlichen Vorpostenlinie«, gab der Tech durch. »Es scheint sich um einen verstärkten Infanteriezug zu handeln. Er bezweifelt, dass sich Mechs in der Nähe aufhalten, kann das aber nicht mit Sicherheit sagen. Bis jetzt haben die Angreifer nur ein paar tragbare Raketenwerfer abgefeuert und das Gelände mit Handwaffen beschossen. Sang-wei Arai hat unsere Infanterie bereits ausrücken lassen, um die Guerilleros zu stellen. Er will wissen, ob er auch BattleMechs einsetzen soll.«
»Nein!«, brüllte Christobal in den Kommunikator und seine Stimme überschlug sich vor Wut. »Möglicherweise geht es den Guerilleros da draußen einzig und alleine darum, uns ins Freie zu locken. Wer weiß, was sie da versteckt haben. Arai soll seine Kompanie bis zum Begrenzungszaun führen, aber nicht weiter. Ich bin unterwegs. Ich werde dann entscheiden, wie wir weiter vorgehen, sobald ich mir selbst ein Bild gemacht habe.«
Mit einem enttäuschten Knurren riss er sich den störenden Umhang über den Kopf und schleuderte ihn auf den Boden. Lieber wurde er nass bis auf die Haut, als sich noch einen Augenblick länger mit dieser Zwangsjacke aus Segeltuch abzuplagen.
Christobal rannte hinüber zum Geländeschweber und sprang auf den Beifahrersitz. Im Laufen schrie er nach seinem Fahrer. Im Wagen bot wenigstens die Windschutzscheibe etwas Schutz vor dem Regen.
Minuten später kam der Wagen im Windschatten des gepanzerten Overlord Rumpfes schlitternd zum Stehen. Zwei MAC-Infanteristen warteten in geduckter Haltung, die Waffen schussbereit und auf den Feind gerichtet. Christobal riss seine Pistole aus dem Holster und sprang aus dem Schweber. Ein paar lange Schritte, und er hatte die Fußsoldaten erreicht.
»Wo ist Sang-wei Arai?«, bellte er.
»In seinem Mech, Herr.« Einer der Soldaten deutete über den Asphalt auf einen breitschultrigen Cataphract, der sich mitten auf dem Platz aufgebaut hatte, als wolle der Pilot die Partisanen herausfordern, auf ihn zu schießen. Die Panzerung des siebzig Tonnen schweren Kampfkolosses war schwer genug, um dem ersten Angriff eines anderen BattleMechs nahezu jeden Typs standzuhalten und ließ sich von Handwaffenfeuer nicht mehr beeindrucken als vom endlos herabprasselnden Regen.
Christobal hob sein Funkgerät an den Mund und
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