BattleTech 47: Die Spitze des Dolches
Handschuhs seines Kampfanzugs eingearbeitete Uhr. Die schwach beleuchtete Ziffernanzeige zeigte 03:59. In einer Minute würde seine Phase der Operation beginnen.
Die schwarzen LCD-Ziffern sprangen auf 04:00. Shao nickte. Dann befahl er seinen Leuten mit einer winzigen Bewegung, sich auf den Weg zu machen. Lautlos wie flackernde Schatten, huschten die vier Männer und zwei Frauen aus der Dunkelheit auf den drei Meter hohen Maschenzaun zu, der die Raumhafenanlage umgab. Jeder von ihnen war mit einem schweren Blasterkarabiner bewaffnet. Die meisten trugen sperrige Tuchtaschen oder Rucksäcke. Ein junger Mann hatte eine schwere Kompositarmbrust in der Armbeuge. Die archaische Waffe machte einen leicht absurden Eindruck, weil sie mit einem komplexen Nachtsichtgerät und InfrarotZielsuchlaser ausgerüstet war. Außerdem wusste Shao, dass der Mann die rasiermesserscharfen Spitzen seiner Bolzen mit konzentriertem Seewespengift bestrich.
Als die Kommandosoldaten den Zaun erreichten, kniete eine der nahezu unsichtbaren Gestalten nieder und schnitt den Draht mit einem leichten Laserschneidbrenner auf. Es dauerte nicht lange, bis sie ein Loch hergestellt hatte, das groß genug war, um ihren Begleitern das Eindringen zu ermöglichen. Shao beobachtete, wie seine Krieger lautlos in die Anlage vorstießen und in Richtung ihrer zugeteilten Ziele ausschwärmten. Zwei von ihnen hatten den Auftrag, die riesigen Overlord -Landungsschiffe zu beschädigen oder zu zerstören, die arrogant im Zentrum des Landefelds in den Himmel ragten. Shao wollte sichergehen, dass beide der gigantischen Raumschiffe außer Gefecht waren, wenn Christobals Leute den Raumhafen angriffen. Falls die Landungsschiffe einsatzbereit waren, bestand die Gefahr, dass ihre massierte Feuerkraft gegen die Kampfkolosse von McCarron's Armored Cavalry zum Einsatz kam. Oder falls das Kampfglück sich gegen den Feind wendete, konnten die Overlords dazu dienen, die Feindeinheiten davonzutragen, in ein entferntes Gebiet des Planeten, von dem aus sie einen eigenen Guerillafeldzug auf die Beine stellen konnten. Shao wollte einen klaren Sieg, und dazu mussten diese Schiffe zerstört oder zumindest außer Gefecht gesetzt werden.
Er löste sich aus seiner Deckung in einem Hauseingang gegenüber des Lochs im Zaun und schlängelte sich durch die Öffnung. Dank des Nachtsichtgeräts vor seinen Augen sah er den mit der Armbrust bewaffneten Soldaten auf ein Knie sinken und seine Waffe heben. Wenige Dutzend Meter entfernt sank ein junger Mann in einer SBVS-Uniform schweigend auf den Asphalt, einen Armbrustbolzen in der Brust. Heutzutage vertrauten viel zu viele Soldaten darauf, dass das schwere ballistische Tuch ihrer Uniform sie vor Verletzung oder Tod bewahrte, aber ein solides, sich nicht verformendes Geschoß wie die breite, rasiermesserscharfe Spitze eines solchen Bolzens, durchschlug selbst das dickste ballistische Tuch, und das tödliche Nervengift, mit dem sie überzogen war, garantierte, dass der junge Mann nicht überlebte, um aus seinem Irrtum zu lernen.
Shao wandte sich ab. Der tote Eridani interessierte ihn nicht mehr als eine Ameise, die er zufällig zertreten hatte. Er war hier, um seine persönliche Mission zu erfüllen. Als man Nessa Aments Leiche gefunden hatte, den halben Brustkorb von Weichmantelgeschossen zerfetzt, hatte er sich geschworen, sie zu rächen. Nicht an dem Mann, der ihr Leben beendet, sondern an dem, der ihren Tod befohlen hatte.
Er huschte von einem Schatten zum nächsten und vermied es, in einen der Lichtkegel zu treten. Er hatte die Hafenanlage so lange Stunden studiert, dass er einen Lageplan von Hand hätte zeichnen können, ohne irgendein Gebäude mehr als einen Meter außer Position einzuzeichnen. Er wusste genau, welches als Offiziersquartier diente. Er hatte vor, sich hineinzuschleichen und General Edwin Amis umzubringen.
* * *
San-ben-bing Akai Yeng stieg über die schnell steif werdende Leiche des Eridani, der am Fuß der Laderampe des gewaltigen eiförmigen Landungsschiffes Wache gestanden hatte. Über Yengs Kopf verkündeten dunkelblaue Lettern in arrogantem Ton: »Sie betreten Rotbeinland«. Sie kannte sich mit der Geschichte und Subkultur der Leichten Reiterei gut genug aus, um zu wissen, dass der Name des Schiffes, Rotbein, eine direkte Anspielung auf die Dragoner der antiken terranischen Geschichte war.
Yeng und ihr Partner, Shia-ben-bing Tolland Ou, hasteten die Rampe hinauf und begaben sich eilig in die Antriebssektion des
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