BattleTech 58: Drohendes Verhängnis
Galaxis ungezählte Jahrtausende mit harter Strahlung. Wie hieß das alte Sprichwort? Rache genießt man am besten kalt? Endlich verzog ein Lächeln seine Lippen, und der Anblick hätte den meisten Menschen kalte Schauder über den Rücken gejagt.
Chad überprüfte die Datenanzeige noch einmal, dann sagte er: »Es spielt keine Rolle, Marc. Ich kenne Addison. Er wird uns finden, egal, was kommt. Und selbst wenn es ihm nicht gelingt, sich frei zu machen und uns zu verstärken, rücken wir vor. Wir haben hier die Initiative und es wäre dumm, sie aufzugeben.«
Nach einer kurzen Pause antwortete Marc in einem Tonfall resignierter Zustimmung. »Aye-aye, Colonel. Ich dachte mir schon, dass Sie das sagen würden. Wir brauchen nur noch Sturm Drei und Befehl Zwo auf der Cheshire Street, dann sind wir in Stellung für eine Zangenbewegung.«
»Wie lange brauchen sie dafür noch?«
»Captain Jefferson meldet, noch fünfzehn Minuten.« Chad erhielt keine Gelegenheit, sofort zu antworten,
denn ein Näherungsalarm schrillte durch das Cockpit, die Konsole leuchtete auf wie eine Nutte, die sich für eine Nacht in Solaris City herausgeputzt hatte. Der Hatamoto-Chi war bereits in Bewegung, drehte den Torso in die von der Zielerfassung angezeigte Richtung. Er schaltete auf Vergrößerung und sah einen Attentäter, der kaum siebzig Meter entfernt durch eine Mauerbresche gehumpelt war. Eine schnelle Bestandsaufnahme zeigte einen völlig abgerissenen linken Arm und tiefe Risse in der Panzerung der Maschine, die sich vom beschädigten linken Bein bis zum rechten Arm hochzogen. Der Pilot schien gar nicht bemerkt zu haben, dass der doppelt so schwere Kampfkoloss ihn im Fadenkreuz hatte. Vermutlich ist seine Ortung im Arsch, dachte Chad.
Einem MechKrieger eines anderen Hauses oder sogar einem Clanner hätte er die Chance zur Kapitulation gegeben oder nur die Mechbeine vom Rumpf gerissen, um die Maschine kampfunfähig zu machen. Ohne das geringste Zögern drückte er ab und feuerte eine Breitseite auf die lyranische Maschine ab.
Hitze brodelte aus dem Boden der Kanzel und erzeugte Luftwirbel, stark genug, sein langes, nasses Haar vom Rücken zu heben. Die beiden ExtremreichweitenPPKs, die mittelschweren Laser und die beiden sechsrohrigen Blitz-Kurzstreckenlafetten schleuderten ihre vereinte Feuerkraft auf den unglückseligen Mech. Selbst in bestmöglichem Zustand wäre es dem Attentäter schwer gefallen, diesem Bombardement standzuhalten. So löste er sich buchstäblich vor Chads Augen auf. Die Energiebahnen verdampften Panzerung zu metallischen Wolken, die Blitz-Raketen zertrümmerten den Rest in einen funkelnden Schneeschauer. Die Sicherheitsschaltung des Fusionsreaktors verhinderte eine Explosion - aber auch so blieb kaum mehr von dem Mech zurück. Der Pilot war tot, bevor er wusste, was geschah.
»Schwierigkeiten, Colonel?«, fragte Marc, der das Abfeuern der Waffen über die Funkverbindung gehört hatte.
»Nicht die geringsten.« Chad nahm Kurs auf die Lücke in der Mauer, durch die der Attentäter gekommen war.
»Gut, denn Jeffersons Truppe ist schneller angekommen als erwartet.«
»Ausgezeichnet. Wird Zeit, mehr Blau über den Stahlbeton zu schmieren, was, Marc?«
»Aye-aye, Colonel. Wir wollen nur hoffen, dass Lieutenant Colonel Addison bald auftaucht, sonst könnte das eine der kürzesten Offensiven unserer Geschichte werden.«
»Ha!«, bellte Chad ohne den geringsten Anflug erkennbaren Humors. »Dann wollen wir zumindest dafür sorgen, dass ihr Ergebnis zählt.«
Die Vanguard Legion rückte vor.
28
Die blutigen Kämpfe um Cavanaugh II sind vorüber. In einer der größten Schlachten in der Geschichte der Allianz waren nicht weniger als sechs Einheiten an den Kämpfen beteiligt: die CTM Penobscott (in der sechsten Offensive zerstört), das 7. und 10. Lyranische Heer, die 2. Crucis-Lanciers RKG und, zur großen Überraschung aller Beteiligten, die 182. Division der 8. ComStar-Armee, die dem Vorbild ihrer Schwestereinheit, der 244. Division, gefolgt und für Prinz Victor in den Kampf eingetreten ist.
Vor drei Tagen handelte General Richard Steiner in einer Aktion, die als brillanter politischer Schachzug gewertet wird, einen Waffenstillstand aus, der zur Kapitulation des 7. und 10. Lyranischen Heers führte. Die beiden Einheiten werden im Besitz ihrer Waffen bleiben, haben aber die Kontrolle über Cavanaugh II gänzlich an Prinz Victor übergeben.
General Steiner hatte sich zwar schon früher bemüht, eine eigene Machtbasis
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